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Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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See schicken,
    und ich warte hier mit der schwerbrüstigen
           Blondine,
    der Trophäe, auf das Pferd
           das siegt,
    auf das Beinebreit
    für die Stärksten,
    aber wie schlicht und unvernünftig
    sie ist
    dass eine Zahl erst
    meine Fruchtbarkeit beweisen muss
    über sechzehnhundert Meter
    wo
    jeder Zuchthengst
    das ebenso könnte.

    Ein Mensch hat nicht Leben genug, um die Kunst zu erobern, erst recht hat eine Welt nicht Menschen genug, um sie zu kritisieren. es lag an der Farbe; ich konnte nichts dafür; die Landschaft war nichts. Ich sterbe ohne Krankheit, ich sterbe an einer Existenz, die zu kalt ist, als dass sich der Kampf lohnte. Ich schaue durchs Fenster auf den hellen und schrecklichen Tag, der mir den Magen umdreht. Geht es sonst keinem so? Bin ich wirklich verrückt?
    wäre man doch ein Schrank
         mit Kleidungsstücken
    ein wohltuend warmer Hort
         unsterblich wie Rodin,
    und frei
    weil
    bereits tot.
    Lieber E. T.: In Deinem Brief spüre ich einen unterirdischen Strom, ein Gefühl der Menschlichkeit, einen Sinn für das Normale, die Wissenschaft, die Politik, ein Streben nach Fortschritten in der Kunst, oder zumindest die Hoffnung darauf. Ich bewundere (in schwachen Momenten) den weiten, wohlmeinenden intellektuellen Horizont und wünsche (in schwachen Momenten), ich hätte ihn selber. Tatsächlich finde ich unsere Zeit aber so öde, unanständig und impotent wie das Schlachten eines alten Ochsen aus Lust am zarten Steak. Der Mensch wurzelt und fault in einem amphigenen Loch, aus dem er nicht raus will. Na gut, wahrscheinlich wäre ich in jedem anderen Zeitalter auch unzufrieden gewesen, wahrscheinlich mehr als heute. Doch alles ist verzeihlich, wenn man an Gott glaubt, und ich glaube an den Gott in mir selbst: den, der in einem Backstein so viel Farbe findet wie in einer Rose, überwindbar, doch eisern. Trappo! Smolzando sognado solenne.

    Ich möchte noch sagen, dass dein Freund der Brillenmacher von Dingsda (er hat meine gemacht, weißt du noch?) mich so angewidert hat und immer noch anwidert mit seiner weltgewandten Sicherheit und seiner schönen Glatze, der Leblosigkeit seiner rosa geschrubbten Haut, dass ich ihm weder in die Augen noch ins Gesicht noch überhaupt auf die dünne, aber tote Fassade seiner Selbstüberwindung schauen konnte. Ich wettete nicht (ausnahmsweise), sondern aß fröhlich eine Olive und dachte an das Ballet Russe de Monte-Carlo, als diese Typen mit den Strohhüten reinkamen und die Fäuste und die Keulen fliegen ließen, man konnte nur noch abtauchen, und ich landete in einem Hyazinthenstrauch und bemühte mich, verträumt wie eine Blüte auszusehen, doch ein Typ mit einer Taschenlampe im Scheinwerferformat strahlte mich an, und ich versetzte ihm einen rechten Haken und er mir eins mit einer lederbezogenen Bleikugel, und als ich wieder zu mir kam, steckte ich in einer Zelle, die nicht größer war als der Kleiderschrank eines Liliputaners, kein Platz, Rimbaud zu lesen oder einen Zylinder aufzusetzen. Ah, Mexiko !

    und das Kunststück besteht darin, sich 50 oder 60 oder 70 oder 80 oder 90 Jahre lang zu halten ja mit offenen Augen während die Fliegen am Papier kleben bleiben und die großen Gemälde gestohlen werden und die treuen Ehefrauen mit den untreuen Liebhabern durchbrennen, am Morgen dann sterben sie alle, ungedrückt und kalt und kusslos.

    Es kam der Tag, wo an der Ecke Haggerty und 8 th , weil die Schnur der Macht zerrissen war, Gott wie ein kaputter Drachen vom Himmel trudelte und fiel und fiel … eine Wunde um den Hals und einen mit Druck abgefeuerten Speer tief im Herzen.

    Ich lief zu dem unbebauten Grundstück, wo er lag wie ein harpunierter Wal, goldene Schweißperlen auf der Stirn, und er zwinkerte mir zu, zwinkerte mir mit dem großmächtigen Auge zu und sprach: »Das war alles Zeitverschwendung, was, Alter?«

    ich weiß nur, dass ich an den Klang von Musik und den Lauf der Pferde glaube. alles andere ist Gezeter.

    vielleicht die größte Errungenschaft des Menschen ist seine Fähigkeit zu sterben und seine Fähigkeit, darüber hinwegzugehen. Dichtung und Farbe kommen dagegen sicher nicht an, so wenig wie der Hürdenlauf des Geistes über die Hirnschalen des Realismus. setzen wir hinzu, dass nicht allein die Wahrheit zählt – oft zählt das Beiseiteschieben einer Wahrheit.

    Wenn du mich reinlegst, du Hund, sagte er und langte nach dem Wagenheber unter der Matratze, bist du fertig. Lou,

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