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Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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irgendwann werden wir so schöne, so vollkommene und wahrhaftige Worte schreiben, dass ihr Affen alle aus euren Gärten kommt und anfangt zu sein , damit ich endlich sehen kann
       was euer Gesicht
       euren Körper und eure Liebe ausmacht
    und
       nicht mehr stundenlang
       geschüttelt werde
       in meinem Mietverschlag
       von Krämpfen und Schmerzen und Grauen
       Ich sterbe und bete für euch
       und für mich
       könnte ich das kleine bisschen
       Leben das noch in mir steckt
       euch toten krummen Hunden wünschen
       ich würde es euch reinjagen
       und
       ewig schlafen.

Artaud Anthology
    ANTONIN ARTAUD ANTHOLOGY , herausgegeben von Jack Hirschman, City Lights Books, San Francisco, 255  S., $  3 .
    Es ehrt City Lights und zeigt ihr geniales Gespür, dass sie unsere Unsterblichen noch zu deren Lebzeiten herausbringen. Das ist besser, als Chinaböller in den Himmel zu schicken und sie um Manna anzuhauen. Unter den fast vier Dutzend Titeln, die City Lights verlegt hat, sind die so schnell wohl nicht verschwindenden Beinah-Klassiker Gasoline (Corso), Bottom Dogs (Dahlberg), Human Songs (Kay Johnson – kaja), Selected Poems (Lowry), Meat Science Essays (McClure) , Poems of Humor and Protest (Patchen), Poem from Jail (Sanders) und Korea in Hell: Improvisations (W. C. Williams). Ginsbergs Howl , ein Markstein (und zur rechten Zeit gekommen, um uns den Schlips zu lockern), ist zwar von einer traurigen, direkten Lebenskraft erfüllt, doch seine künstlerische Lebensdauer ist genauso fraglich wie die des Musicals »Guys and Dolls«, das mir ebenfalls zu überleben geholfen hat. Ein wenig Zeit und Druckerschwärze wurde auch an die »B«s verschwendet – Bowles, Buckley und Burns –, aber oft gibt es eben einfach nichts zu drucken, und die Maschine steht da. Lasst sie laufen – was ist schon dabei?
    Der neueste Band jedoch, der Artaud, herausgegeben von Jack Hirschman, ist ein echter Volltreffer, und man fragt sich, was danach kommt, noch so was Tolles oder ein Kompromiss? Da können Sie und ich und alle andern nur raten. Mein letztes Zusammentreffen mit Jack Hirschman lief nicht so gut. Das lag an mir. Nein, an IHM: Er war nicht so betrunken wie ich. Nichtsdestotrotz hat der Bastard hier eine wunderschöne Anthologie zusammengestellt, aus der uns, sieht man von einem oder zweien seiner Übersetzer ab, Artaud pur und unvermischt entgegentritt. So, wie man ihn braucht.
    Das Kunstpublikum ist immer unanständig. Es bewundert einen Menschen eher wegen seines Lebensstils als wegen dem, was er hervorbringt. Besonders für Verrückte, Mörder, Süchtige, Selbstmörder, Verhungerte begeistern sie sich – doch das Publikum, das so einen nachher verehrt, ist das GLEICHE, das ihn in den Suff, den Irrsinn, den Drogenwahn getrieben hat, weil er ihre Visagen oder ihr Tun und Treiben nicht ertragen konnte. Artaud könnten sie jetzt vielleicht auch schon goutieren – er starb am 4. März 1948.
    Ich bin kein Literaturwissenschaftler. Ich weiß nur, was ich verdammt nochmal fühle. Das Buch besteht aus zwei Teilen – »Vor Rodez« und »Rodez und danach«. Wir teilen einen Menschen nicht nach Irrenhäusern auf. Auch nicht nach Brüchen mit dem Surrealismus. Wir folgen der Seele eines Menschen wie einer morschen Schnur. Und fangen einfach irgendwo an …
    »Für Adolf Hitler«, S. 105, wird ergänzt durch eine Erklärung (Entschuldigung), wie Artaud dazu kam, so etwas zu schreiben. Das ist ein altes Artaud-Spielchen – zu beweisen, dass er KEIN Antisemit war. Es ist ein ermüdendes altes Gesellschaftsspiel. Artaud schrieb, und er hat geschrieben, was ihm gepasst hat. Er schrieb mit schwarzem Blut und Pfeilen. Dass mitunter ein Jude oder ein Diktator an Bord kletterte oder die Eier abgeschnitten bekam, scherte Artaud nicht. Zum Verknüpfen langweiliger Details gibt es Fachidioten, die einen Menschen für alles und jedes loben oder verurteilen. Artaud ließ sich vom Spiel historischer Interessen so wenig aus der Ruhe bringen wie von den bizarren Ergüssen seines inneren Ichs. Artaud sagte, was er zu sagen hatte, nicht was er sagen sollte. Das ist natürlich genau das, was Irre von Motorradpolizisten unterscheidet.
    »Alles Geschriebene ist Sauerei«, S. 38, stellt (zumindest für mich) etwas klar, das ich schon immer gedacht habe – dass nämlich nicht nur der Rest der Welt, sondern auch die Künstler, die Schriftsteller

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