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Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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grinste sich eins auf dem Stuhl und sah Eddie an. »Hey, du hast doch ’n Hund, Eddie. Schon gemerkt, dass das ein Außerirdischer ist?«
    »In dem Fall steht der Scheißkerl aber schwer auf Hundefutter!«
    »Ist Ihnen aufgefallen«, fuhr Sanderson fort, »dass Ihr Hund keine Katzen mehr jagt? Ist Ihnen aufgefallen, dass Katzen keine Vögel mehr fangen? Ist Ihnen aufgefallen, dass Spinnen keine Fliegen mehr fressen?«
    »Mir ist das nicht aufgefallen«, sagte Mike.
    »Mir auch nicht«, sagte Eddie.
    »Ist Ihnen aufgefallen, dass der Falke nicht mehr den Hasen schlägt?«
    »Hör mal, Kifi«, sagte Mike, » wir stellen hier die Fragen. Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst den Mund nur aufmachen, wenn du gefragt wirst.«
    Sanderson sah auf den Boden.
    »Du hast in deinem Wohnwagen drei Tage lang so ein kleines Mädchen festgehalten«, sagte Mike. »Dafür könnte ich dich windelweich prügeln –«
    »Schon gut, Mike«, sagte Eddie. »Wir haben hier was anderes zu tun.« Er blickte Sanderson an.
    »Die Spinnen fressen also keine Fliegen mehr? Warum?«
    »Weil jede ein verdeckter Außerirdischer ist. Im Gegensatz zu den Erdlingen vernichten sich Außerirdische nicht gegenseitig. Und Außerirdische brauchen keine Nahrung. Sie haben innere Überlebenskapazitäten, die sie von der Außenwelt unabhängig machen.«
    »Aha«, sagte Mike, »wie ein Zoo, in dem man die Tiere nicht zu füttern braucht?«
    »Wenn Sie in Ihrem Zoo nachschauen, werden Sie sehen, dass die Boa constrictor die Mäuse und Ratten nicht mehr frisst.«
    »Das prüfen wir morgen früh«, sagte Eddie. »Jetzt erzählen Sie mir erst mal, wieso mein Hund noch sein Hundefutter mampft, wenn er ein Außerirdischer ist?«
    »Das ist Tarnung, um Sie in Sicherheit zu wiegen, bis die Stunde null kommt.«
    Eddie spazierte noch einmal zur Südseite. Mike kippelte seinen Stuhl zurück und wieder nach vorn. Dann stand Eddie wieder vor Sanderson.
    »Und Menschenkörper?«, fragte er.
    »Was ist damit?«, fragte Sanderson.
    »Sind die auch übernommen worden?«
    »Nur ein paar. Sind Ihnen die Atemisten ein Begriff? Die behaupten, sie können von Luft leben? Das sind Außerirdische.«
    Mike lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und seufzte: »Na, hier haben wir’s aber mit einem echten Irren zu tun.«
    »Ja«, meinte Eddie, »sieht ganz nach einem Fall für den Seelenklempner aus. Das wird meine Empfehlung sein. Aber für die Akten führen wir erst mal das Verhör weiter.«
    Eddie tippelte zur Südseite und kam zurück.
    »Also, Sanderson, wenn es stimmt, was Sie sagen, wieso wissen Sie denn davon?«
    »Keine Ahnung. Ich versteh das auch nicht.«
    Mike beugte sich vor, starrte Sanderson an.
    »Hat ein Außerirdischer deinen Körper übernommen?«
    »Ich weiß nur, dass wir auf die Quelle vertrauen.«
    Mike schoss vor und packte Sanderson unter dem Hemdkragen.
    »Weich mir nicht aus! Hat ein Außerirdischer deinen Körper übernommen, Kifi?«
    »Ich weiß nicht –«
    »Mit einem Mal fährst du hier aber eine Unmenge Ich-weiß-nichts auf!«
    »Lass ihn, Mike! Du hörst dich ja an, als ob du ihm den Quark abnimmst .«
    Mike ließ los. »Ich will bloß mit dem Spinner auf einen grünen Zweig kommen.«
    Eddie lief abwechslungshalber zur Nordseite. Als er zurückkam, fragte ihn Sanderson: »Kann ich noch eine Zigarette haben?«
    Eddie steckte sie Sanderson zwischen die Lippen.
    »Außerirdische rauchen also?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Na schön«, sagte Eddie, »na schön. Wann soll dieser Angriff aus dem Weltall denn stattfinden? Und komm mir jetzt nicht damit, dass du’s nicht weißt, sonst erinnere ich mich an die kleinen Mädchen und scheuer dir eine.«
    »Ich weiß es ja.«
    »Du weißt es?«
    »Klar.«
    »Wann denn?«
    »Innerhalb der nächsten Stunde.«
    » Heilige Scheiße !«, sagte Eddie in gespieltem Horror. Er lachte. Mike lachte. Dann hörten sie auf.
    Eddie beugte seine massige Gestalt über Sanderson. »Woher weißt du das, Sanderson?«
    »Ich weiß nicht. Ich vertraue auf die Quelle.«
    »Hey«, sagte Mike, »nu reiten wir doch wieder die Weiß-von-nix-Tour.«
    »Ich glaube, der Blödmann hat einfach zu viele Science-Fiction-Filme gesehen«, meinte Eddie. »Ein Star Wars, Star Trek, E. T. -Freak ist das, sonst gar nichts.«
    »Ja«, sagte Mike, »und ein Kifi obendrein.«
    »Hör mal«, fuhr er fort und bohrte Sanderson den Finger mitten in die Brust, »wie kommt einer überhaupt dazu, kleine Mädchen zu missbrauchen? Wie kommst du dazu?«
    »Das war ich

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