Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
nicht«, sagte Sanderson.
    Mike holte mit rechts aus und ohrfeigte Sanderson voller Wucht mit dem Handrücken. Sanderson flog die Zigarette aus dem Mund, als es ihm den Kopf nach hinten riss.
    »Und das war ich nicht«, sagte Mike.
    Eddie bot Sanderson eine neue Zigarette an. Dann wandte er sich Mike zu.
    »Hör mal, Mike, auch wenn die Sache hier nicht vordringlich ist – mir scheint, wir lassen’s ein wenig an Professionalität fehlen. Das ist doch alles auf Band.«
    »Wie Watergate, meinst du?«
    »Nicht ganz. Uns wird das wohl nicht den Job kosten. Aber vielleicht können wir ein bisschen professioneller vorgehen.«
    »Okay. Ich kann diese Wichser halt nicht ausstehen.«
    »Ja, schon gut. Reg dich halt ab.«
    Eddie lief zur Südseite. Dann stand er wieder vor Sanderson.
    »Schön, sagen wir mal, du bist ein Außerirdischer. Warum solltest du die Welt dann vor einem bevorstehenden Angriff warnen?«
    »Zunächst mal vertraue ich auf die Quelle. Für mein Empfinden tu ich, was ich zu tun habe.«
    »Drück dich klar aus.«
    »Es kann sein, dass irgendwie der Kontakt abgerissen ist, wie bei einem Kurzschluss oder so, denn ich hab zwar noch was von dem Wissen der Außerirdischen, bin aber auch in Beziehungen zu Menschen eingebunden und fühle daher mit euch.«
    » Jetzt kommen wir der Sache schon näher …«
    Das Tonband klickte.
    Mike stellte das Gerät ab, legte ein neues Band ein und drückte wieder auf Start.
    Eddie räusperte sich. »Wie gesagt, jetzt kommen wir der Sache schon näher. Wenn das nun alles stimmt, meinst du nicht, dass deine Mitaußerirdischen es dir ziemlich krummnehmen, dass du das alles ausplauderst?«
    »Na ja, wir haben die Quelle. Und wenn sie merken, dass ich kurzgeschlossen bin, wissen sie auch, dass mich keine Schuld trifft. Fehler gibt es nun mal, auch in ihrer Welt.«
    Eddie strich mit den Fingern über die breite, versiffte Stoffbahn seines schmutzigen Hemds.
    »Gut, Sanderson, das Verhör ist abgeschlossen. Ich beantrage eine psychiatrische Untersuchung für dich.«
    Eddie nickte Mike zu. Mike schaltete das Tonband aus, beugte sich über den Tisch und drückte einen Knopf.
    Die Tür ging auf, und ein Wachmann trat ein.
    »Bringen Sie den Mann in seine Zelle zurück, O’Conner«, sagte Eddie.
    O’Conner war um ein Haar so fett wie Eddie. Er hatte eine junge Tochter, die Tanz studierte und auch sehr gut bildhauerte. O’Conner zog seine Pistole aus dem Holster, entsicherte sie, zog den Hahn durch und schoss Eddie eine Kugel zwischen die Augen. Eddie stand noch einen Augenblick, dann fiel er der Länge nach vornüber. Die nächsten beiden Kugeln zertrümmerten Mikes Schädel.
    Sanderson stand auf.
    »O’Conner, wieso müssen wir einige von ihnen umbringen? Warum können wir nicht einfach ihre Körper übernehmen?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete O’Conner, »die Quelle weiß es.«
    O’Conner verließ den Raum und ging den Flur entlang, und Sanderson folgte ihm.
    »Snyxikolivsks«, sagte O’Conner.
    »Previxcloslovckkkov«, antwortete Sanderson.
    Epilog
    Im selben Augenblick beugte sich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vor, um seinen Hund zu streicheln. Der Hund hieß Clyde. Clyde war ein alter Straßenmix, aber er war clever: Er konnte die New York Times apportieren und innerhalb von fünfzehn Sekunden nach einem bestimmten Signal einem aufdringlichen Kongressabgeordneten ans aufdringliche Bein pinkeln. Er war ein prächtiger alter Hund. Deshalb durfte er auch ins Oval Office. Clyde und der Präsident waren allein dort drinnen, die Sicherheitsbeamten wachten nebenan.
    Der Präsident beugte sich vor, um Clyde zu streicheln. Clyde wedelte mit dem Schwanz und wartete. Als der Präsident über ihm war, sprang Clyde knurrend in die Höhe, schnappte nach seiner Halsschlagader, verfehlte sie und riss ihm stattdessen das linke Ohr ab. Der Präsident fiel rücklings auf den Teppich und hielt sich die linke Kopfseite.
    Draußen hatte es aufgehört zu regnen.
    Clyde knurrte erneut, sprang auf den Präsidenten, fand die Halsschlagader, zerriss sie, und die purpurrote Fontäne stinkenden Bluts begann zu sprudeln. Der Präsident stand auf. Die eine Hand am Hals, taumelte er zu seinem Schreibtisch, öffnete mit der freien Hand das geheime Schaltfeld und drückte, während Clyde ihn von der Nordostecke des Oval Room beobachtete, den Knopf – den roten Knopf, der die Atomsprengköpfe auf den Weg brachte.
    Warum er das tat, wusste er nicht. Vielleicht wusste es die

Weitere Kostenlose Bücher