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Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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sie ihr angetan hatten, das alte Lied. Aber sie hatte eine Klassewohnung und einen erstklassigen Körper; das Beste waren ihre Augen, resigniert und doch voll Hoffnung – ein warmes Braun, intensiv wie eine Blume, wie nur irgendetwas. Die Zeit kommt dazwischen, Bürozeiten, Verkaufsaktionen und Freunde (von ihr). Ich hatte keine Freunde. Aber zum Teufel damit, was ich sagen will, ist, es vergingen mehrere Wochen, und dann rief Nina an. Das Telefonieren hatte sie drauf – langsames, introvertiertes Sprechen. Gleich sah man ihr Haar, ihren Körper wieder vor sich, wie sie dachte, was sie zusammenhielt, und sie weckte in mir Empfindungen wie eigentlich keine andere Frau.
    »Hank«, sagte sie, »was machst du gerade?«
    »Nichts. Gar nichts.«
    »Du musst mir einen Gefallen tun.«
    »Okay.«
    »Ich möchte zu Karyn.«
    »In Ordnung.«
    »Sie hat doch so Psychopillen. Die bringen zwar nicht viel, aber immerhin, und mir sind die Apotheken ausgegangen.«
    »Ich bin gleich da.«
    »Gib mir eine Viertelstunde.«
    »Gut.«
    »Eins noch«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Wir holen das Zeug und verschwinden. Ich will nicht noch mal so was wie letztens. Das war schrecklich.«
    »In Ordnung.«
    Ich legte auf.

    Als ich zu ihr kam, war Nina in Bluejeans und Bluse, trug aber keine Schuhe. Sie ging oft barfuß. Ob sie Schuhe nicht mochte oder gar nicht wusste, ob sie welche trug, hatte ich sie nie gefragt. Aber das Seltsame an Nina war, ob sie in Stöckelschuhen oder barfuß ging, ihr Hintern war sagenhaft. Die meisten Frauen sahen in Stöckelschuhen von hinten besser aus. Nina nicht. Aber es spielte keine Rolle. Nicht bei einem solchen Hintern. Es spielte auch keine Rolle, ob sie zunahm – der Hintern sah besser aus –, oder abnahm – der Hintern sah besser aus. Jeden Tag besser.
    Als ich hinkam, war sie in ihrer ganzen unerhörten Schönheit da, mit einer blauen Schleife irgendwo in der langen roten Mähne. Und wie die Haare FLAMMTEN; man konnte den Blick nicht losreißen davon. Trotz alledem wirkte sie kühl, beinah gleichgültig – die wahnsinnerregendste Frau der Welt, und doch war sie nicht beim Film, auch nicht am Broadway. Sie trieb keine Millionäre dazu, ihre Körperteile in US-$$$ zu baden.
    Irgendwie wusste sie es und gleichzeitig auch wieder nicht: Sie war die sexieste Frau der Welt. Ich war im großen Ganzen froh, dass sie es nicht so ganz wusste, sonst hätte sie sich nicht mit mir abgegeben. Jedenfalls stiegen wir ins Auto, und ich fuhr uns nach West L. A.
    »Also, Arschloch«, sagte sie, »denk dran, was ich gesagt habe.«
    »Was denn?«
    »Ich will nicht so einen Trip wie letztes Mal. Wir holen die Tabletten und sind wieder weg.«

    Die Sonne strahlte, und der Fahrtwind schürte das Feuer in ihren Haaren. Wahre Wunder geschehen, und meistens geschehen sie still. Um das zu ändern, stellte ich das Radio an, und sie legte die Füße aufs Armaturenbrett und schnippte mit den Fingern zur Musik. Dann sang sie auch den Text mit. Ihre Stimme war hell und beschwingt, einen halben Ton neben der Melodie, ein fröhliches Trällern voller Humor.
    Dann nahm sie ein Streichholz aus ihrer Blusentasche, riss es an ihrem Fußballen an und zündete die Kippe an, die sie im Mund hatte. Sie rauchte die Zigarette halb, warf sie raus und steckte sich einen Kaugummi in den Mund. Sie kaute ihn. Dann drehte sie den Kopf und sah mich an. Und aus ihrem Mund kam eine sich dehnende rotlila Kaugummiblase, die immer größer wurde, und ich guckte darauf und sah Nina in die Augen, und der Kaugummi machte:
    »SPLOTTTT …«

    Der Fahrstuhl brachte uns nach oben. Karyn kam an die Tür.
    »Ich will nur das Zeug holen, Karyn«, sagte Nina. »Dann hauen wir ab.«
    Sie gingen ein Stück rein. Karyn drehte sich um und sagte: »Du kriegst dein Zeug, du Nutte, aber vorher kriegst du noch was anderes, Nutte, du Nutte, du Nutte, du doppelt rothaarige Fotze, du Nutte !«
    Nina drehte sich um und lief auf mich, auf die Tür zu.
    »Hank!«, schrie Karyn. »Halt sie!«
    Ich packte Nina und ließ sie nicht an mir vorbei. Ich hielt sie so umschlungen, dass sie die Arme nicht bewegen konnte. Karyn kam und ohrfeigte sie, während ich sie festhielt. Es waren leichte Schläge, aber sie schmerzten.
    »Scheißnutte, du entkommst mir nicht!«
    Dann packte Karyn Nina an den Haaren und küsste sie fünf- oder sechsmal in rascher Folge. Beim Zusehen wurde mein Schwanz hart, und ich ging runter und rammte ihn in Ninas jeansumspannten Hintern. Karyn ohrfeigte sie

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