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Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Magen. Er krümmte sich, und als er das tat, verschränkte ich die Hände, hob sie über den Kopf und rammte sie ihm ins Genick.
    Monk stürzte. Es war ein herrlicher Anblick. Er hatte das mal nötig. Immer diese Muskelprotzerei. Auf dem Hocker sitzen und die Luft verbrauchen. Blöder Sack. Eine Null mit Haaren in den Nasenlöchern. Der Scheißfrisör hatte sie nicht getrimmt.
    »Herrgott, Hank, ich hätte nicht gedacht, dass du den packst«, sagte ein Typ aus der Menge.
    Ich sah rüber. Es war Red-Eye Williams.
    »Verschätzt, Red-Eye, dann zahl mal deine Wette.«
    »Drei zu eins, das tut weh. Komm ich nicht mit. Die letzten zwei hast du verloren.«
    »Da hatte ich auf die anderen gesetzt.«
    Die Zuschauer lachten.
    Monk war auf den Knien und schüttelte den Kopf.
    Ich ging zu ihm.
    »Guckt mal. Jetzt will er mir einen blasen!«
    Monk schüttelte noch mal den Kopf und sah mich an.
    »Was nimmst du fürs Abkauen, Monk? ’n Fünfer?«
    Monk griff sich ein Bein von mir und riss es hoch. Ich fiel auf den Arsch. Er sprang mich an, und dabei erwischte ich ihn mit dem Fuß im Gesicht. Wieder klappte er zusammen und schüttelte den Kopf. Ich hätte ihm mit beiden Füßen ins Kreuz springen können, aber ich hasste ihn ja nicht. Er widerte mich nur an.
    »Komm, ich geb dir einen aus. Kein Mensch auf der Welt siegt immer.«
    Ich streckte die Hand aus, um ihm hochzuhelfen. Er packte sie und zog mich runter. Dann wälzten wir uns ringend am Boden. Ehe ich’s mich versah, hatte er mich im Schwitzkasten. Er hatte mich. Verdammter Mist. Was für ein elender, schmutziger Trick. Männer kämpften nicht so. Ich bekam keine Luft. Ich brachte kein Wort raus. Ich grabschte nach seinen Eiern. Da war nichts! Ich grabschte und grabschte. Fehlanzeige! Ich kämpfte mit einem verdammten Eunuchen!
    Aus dem Schwitzkasten kam ich nicht los. Ich wurde immer schwächer. Ich bekam keine Luft, konnte mich nicht rühren. Es war fies, gemein, unfair. Es war mein Tod.
    Warum greift denn keiner ein? , dachte ich.
    Warum hab ich heute Abend nicht allein in meiner Bude getrunken, wie ich es vorhatte?
    Dann war Schluss mit Denken.

    Als ich zu mir kam, lag ich allein in der Gasse. Es war noch dunkel. Aus der Jukebox-Bar hörte ich Musik.
    Sie hatten mich da liegenlassen, einfach liegenlassen.
    Das gab mir einen Stich. Nicht, dass ich viel von ihnen erwartet hätte. Aber das? Das überraschte mich doch. Sie hatten mich liegenlassen wie ein Stück Fleisch. Achtlos. Kein Krankenwagen. Kein Wort. Kein Laut. Das war nicht mal ein guter Witz.
    All die Drinks, die ich ihnen spendiert hatte. Was hieß das? Für sie war ich einfach der letzte Idiot.
    Ich konnte es immer noch nicht glauben. Jeden Moment würden sie lachend mit was zu trinken und mit nassen Handtüchern zum Wundenkühlen rausgerannt kommen, dachte ich.
    Ihre Gleichgültigkeit war schwer zu verdauen. Ich hatte sie zwar niedrig eingeschätzt, aber nicht so.
    Für sie war ich nur ein Außenseiter, einer, den man opfern konnte.
    Ich dachte, ihnen wäre klar, dass ich nur Spaß machte. Dass ich mir in einer Welt, die nicht so war, wie sie hätte sein sollen, die Zeit vertrieb.
    Sie hassten mich nicht mal. Sie verschwendeten keinen Gedanken an mich.
    Dann hörte ich eine Frau in der Bar lachen. Es war ein langgezogenes, schrilles Lachen, aber kein gutes; es war aufgesetzt und gezwungen, eher unangenehm, wie das Bühnengelächter einer schlechten Aktrice in einem schlechten Stück vor einem abgestumpften Publikum. Heilige Scheiße, wo war ich hier? Ich war ein Pygmäe im Zwergenland.
    Ich würde aufstehen und es ihnen sagen. Ich würde aufstehen, reingehen und ihnen sagen, was ich von ihnen hielt.
    Ich versuchte aufzustehen. Sofort pochte und dröhnte es in meinem Kopf, und von der Schädelmitte aus fuhr mir ein Schmerz durchs Rückgrat. Es war, als stünde ich unter Beschuss. Ich spürte, wie sich meine Augäpfel verdrehten, und das war’s …
    Als ich zur Besinnung kam, war die Sonne draußen, und ich lag neben einer nagelneuen Mülltonne, die das Sonnenlicht genau auf mich warf, und als ich auf die Tonne blickte, sah ich die Streifen an den Seiten, blöd und unwirklich, aber wahr.
    Trotz allem hatte ich nur leichte Kopfschmerzen. Wäre ich nicht betrunken gewesen, hätte mich die Chose umgebracht. Wie alles andere auch. Das Schlimmste war meine linke Hand. Sie war auf fast doppelte Größe angeschwollen.
    Ich zog mich an der Mülltonne hoch. Stand da.
    Den nächsten Schritt kannte und fürchtete

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