Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)
trotzdem schiebe ich das Bein jetzt wieder drunter. Fürs Erste hält es auch, und ich trinke was, stecke meinen Zigarrenstummel in Brand und fange an zu tippen in der Hoffnung, einen kleinen Absatz zu Papier zu bringen, bevor der Tisch wieder kippt.
Nebenan klingelt das Telefon, und ich stelle die Schreibmaschine und die Flasche auf den Boden, um dranzugehen, und als ich rüberkomme, ist Sandra schon am Apparat. Sandra mit dem langen roten Haar, das von weitem gut aussieht, aber wenn man nah rankommt und dranfasst, ist es wie sie, seltsam hart, im Gegensatz zu ihrem großen Hintern und ihren großen Brüsten. Ich könnte ihren großen Hintern und ihre großen Brüste in eine Story packen, aber das würden sie mir nicht abnehmen – diese schwulschwarzjüdischen Herausgeber zweifeln alles an. Einmal habe ich eine Story eingereicht, wie die Umstände mich zwingen, an einem Tag drei verschiedene Frauen zu vögeln, obwohl ich eigentlich nicht will, und so ein Blattmacher schickt mir einen wütenden Brief: »Chinaski, das ist doch krank ! Niemand kriegt derart viel Action. Schon gar nicht ein alter Penner , ein alter Kacker wie Du! Bleib auf dem Teppich ! Blablabla …«, und er findet kein Ende …
Jedenfalls reicht Sandra mir den Hörer; sie trinkt Sake (kalt) und raucht eine von meinen Zigarren. Sie legt die Zigarre weg. Als ich »Hallo?« sage, zieht sie mir den Reißverschluss auf und fängt an, mein Ding zu lutschen.
»Komm«, sage ich, »lass mich in Ruhe, verdammt nochmal.«
»Was?«, fragt der Typ am Telefon.
»Nicht du«, sage ich.
Ich bin im Unterhemd, und das nehme ich und ziehe es Sandra über den Kopf, damit ich ungestörter sprechen kann.
Es ist mein Dealer, der in einem Haus zur Straße hin wohnt, das viel größer und schöner ist als meins, und er sagt mir, dass er gerade Koks reinbekommen hat. Manchmal bin ich bei ihm, wenn er gerade den Stoff streckt und ihn mit seiner kleinen Waage für die Ziploc-Tüten portioniert, während sein schönes Superweib auf ihren ultrahohen Absätzen einherstolziert. Ich hab sie noch nie zweimal im selben Kleid oder mit den selben Schuhen gesehen. Einmal haben wir unter den Augen des Dealers miteinander gevögelt. Er nimmt gutes Zeug, nichts kümmert ihn. Vielleicht sieht er aber auch gern zu.
Ich habe den Hörer noch in der Hand.
»Wie viel?«, frage ich.
»Na, weil du es bist, zum Freundschaftspreis, hundert Mäuse.«
»Du weißt, dass ich blank bin.«
»Ich denk, du bist der weltgrößte Schriftsteller.«
»Leider wissen das die Verlagsmenschen nicht.«
»Na schön«, sagt er, »weil du es bist: fünfzig Mäuse.«
»Womit streckst du den Stoff?«, frage ich.
»Berufsgeheimnis –«
»Komm, sag schon«, fasse ich nach.
»Getrocknetes Sperma –«
»Von wem? Von dir?«
»Ich bin in einer halben Stunde da«, und er legt auf.
Sandra hat mich fertig gekaut. Sie zieht den Kopf unter meinem Unterhemd hervor. Sie steckt sich die Zigarre wieder in den Mund, hält ein Feuerzeug dran, entfacht sie neu. Ich ziehe den Reißverschluss hoch, gehe zurück in die Küche, kontrolliere das Tischbein, stelle Flasche und Schreibmaschine wieder auf den Tisch und tippe weiter. Updike hat nie unter solchen Bedingungen arbeiten müssen. Cheever auch nicht. Ich bringe die zwei durcheinander. Aber ich weiß, dass der eine tot ist und der andere nicht schreiben kann. Schriftsteller. Meine Fresse. Nach einer Gemeinschaftslesung von Beatleuten und mir hab ich mal Ginsberg kennengelernt. War das ein mühseliger, beladener Abend in der Dünnpfiffcity Santa Cruz. Auf der anschließenden Party lehnen er und seine Kumpels an der Wand und machen gelehrte Gesichter, während ich im Suff tanze. »Ich weiß nicht, wie ich mit Chinaski reden soll«, sagt Ginsberg zu einem seiner Kumpel.
Auch gut.
Ich tippe drauflos … In meiner Story geht es um einen Typen, der ein Elefantenjunges in den Rüssel fickt – er ist Zoowärter und hat seine Frau satt … Der Wärter hat dem Elefanten sein Ding in den Rüssel gesteckt und werkelt vor sich hin, als der Elefant auf einmal schnüffelt und die Eier des Zoowärters mit reinzieht, er saugt sie einfach ein, und es fühlt sich gut an, wirklich gut, großartig – der Typ kommt und schickt sich an, ihn rauszuziehen, aber der Elefant hält fest, er lässt nicht los. Nein, nein, nein, verdammte Hacke. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Lass los! Der Typ nimmt beide Daumen und drückt sie dem Elefanten in die Augen. Umsonst. Der Elefant
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