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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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unverbindliche Versuche und Analysen mit diesem …l zu machen. Er legte das Amulett in das Leinentuch zurück und steckte es in seine Jackentasche. Karen warf ihm einen ängstlichen Blick zu.
    »Bitte sei vorsichtig damit. Es ist mir wirklich sehr wichtig, dass du es untersuchst.«
    »Okay«, sagte Kay und tätschelte liebevoll die Jackentasche. »Wird gemacht. Hast du sonst noch irgendwelche alten Mumien auf Lager, die ich in meinem Labor zerbröseln und analysieren soll?«
    Karen stellten sich die Nackenhaare hoch. »Nein.«
    »Brauchst du Zeitschriften? Bücher? Irgendwas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich nett von dir, aber ich werde hier gut versorgt. Es wäre mir lieber, wenn du wieder nach Berlin fliegen würdest.«
    »Du willst mich so schnell wie möglich los sein, wie? Auch gut. Es scheint dir schon wieder besser zu gehen. Aber du solltest zu Hause mal anrufen, damit Mudder und Vadder sich keine Sorgen mehr machen.«
    Sie nickte. »Mach ich heute Abend.«
    Kay ging zur Tür und legte seine linke Hand auf die Klinke. Mit der rechten klopfte er auf seine Jackentasche, in der neben dem Amulett sein Handy lag. »Falls du noch etwas von mir willst, ruf mich an. Ich bin noch bis zwanzig Uhr in der Stadt.«
    »Vielen Dank, Kay. Es war wirklich lieb von dir, dass du hergeflogen bist.«
    Kay grinste. »Keine Ursache, Schwesterherz. Sieh zu, dass du wieder gesund wirst und nach Hause kommst. Au revoir.« Er öffnete die Tür und winkte ihr kurz zu, ehe er verschwand.
    Karen lehnte sich in die Kissen zurück und starrte auf die weißgetünchte Decke über ihrem Bett. Die Erleichterung, dass sich das Amulett in den richtigen Händen befand, wollte sich nicht einstellen. Im Gegenteil, sie hatte immer noch das Gefühl, dass eine zentnerschwere Last auf ihren Schultern lag.
    Tränen traten ihr in die Augen, als die Erinnerungen wieder hochkamen, Bilder, die sie nie vergessen würde – Michaels breiter Rücken, der sie vor dem Fremden schützte; seine Stimme, die ihr energisch befahl zu fliehen, sie zögerte und ging dann doch. Sie ließ ihn allein. Dann die Schüsse …
    Karen vergrub ihren Kopf im Kissen und hörte nicht mehr auf zu weinen.

53
    In den nächsten drei Tagen ging Karen immer wieder zur Intensivstation und fragte die behandelnden Ärzte nach Michaels Gesundheitszustand, aber sie durften oder wollten ihr nichts sagen.
    Am vierten Tag blieb sie abrupt vor dem großen Sichtfenster stehen und starrte wie versteinert auf Michaels leeres Bett. Ihr Herz setzte für eine Ewigkeit aus, ehe sie sich einer Krankenschwester in den Weg stellte und sie nach Michael fragte.
    Die Krankenschwester, die die Panik in ihren Augen sah, beruhigte sie sofort.
    »Es gibt gute Nachrichten, Madame. Monsieur Mansfield ist nicht mehr im akut kritischen Zustand. Wir konnten ihn heute Morgen auf Station fünf verlegen.«
    »Welche Zimmernummer?«.
    »455.«
    Karen eilte davon.
    Vorsichtig öffnete sie wenig später die Tür von Michaels Zimmer und zögerte plötzlich, als sie einen älteren Mann neben seinem Bett sitzen sah. Er hatte ein ernstes, schmales Gesicht und seine Haare schimmerten grau. Als er hörte, wie die Tür sich öffnete, drehte er sich um.
    »Vous êtes qui?«, fragte Karen.
    »Ich bin sein Vater.«
    Erst jetzt erkannte sie die ähnlichen Gesichtszüge. Entsetzt drehte sie sich um und stürzte aus dem Zimmer.
    »Mrs Alexander!«, rief Michael Mansfield senior hinter ihr her, aber sie wollte ihn nicht hören.
    Karen taumelte durch die Flure, egal in welche Richtung, nur weg. Nicht sein Vater. Nicht hier in diesem Augenblick. Das konnte sie nicht ertragen. Sie weinte und schluchzte und lief ziellos weiter. Doch schließlich wurde sie von einer Krankenschwester aufgehalten, die sie fragte, ob sie etwas für sie tun könne. Karen verneinte und stand weinend gegen die Wand gelehnt. Die Krankenschwester wollte sie nicht alleine lassen, aber dann sah sie einen älteren Mann, der sich suchend umschaute und der beim Anblick der jungen Frau erleichtert schien. Er nickte der Krankenschwester zu, die freundlich zurücklächelte und dann im nächsten Zimmer verschwand.
    Inzwischen hatte Michaels Vater Karen erreicht und stellte sich neben sie. Karen hob langsam den Kopf und sah ihn durch einen grauen Tränenschleier an.
    »Nein, bitte nicht, Mr Mansfield. Bitte nicht …«
    Er nahm sie einfach nur in die Arme und drückte sie an sich.
    »Was nicht, mein Kind?«
    »Ich fühle mich … so schuldig«, schluchzte sie

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