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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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Sorbonne befinden.«
    »Bien sžr, Madame. Das wird geschehen. Und was kann ich für Sie tun, Monsieur Mansfield?«
    »Ich würde mir gern Ihre berühmte Universität anschauen, Monsieur le Recteur.«
    Étienne Artois sah ihn lauernd an. »Das ist alles?«
    »Ja, das ist alles«, erwiderte Mansfield. Er fühlte sich unbehaglich unter dem Blick dieses Mannes.
    »Bien, das wird sich beides einrichten lassen.«
    Seine Finger fanden einen versteckten Messingknopf an seinem Schreibtisch. Sofort erschien der Sekretär in der Tür.
    »Bitte seien Sie so gut, Escard, und führen Sie unsere Gäste durch unsere Salons und zeigen Sie ihnen das große Amphitheater. Danach bringen Sie sie in die Bibliothek, damit Madame Alexandre ihren Wissensdurst stillen kann.«
    »Sehr wohl, Monsieur le Recteur«, erwiderte Escard und hielt die Tür für Karen und Mansfield auf, während sie sich von Artois verabschiedeten.
    »Wenn Sie noch Hilfe brauchen, wenden Sie sich bitte an Monsieur Escard. Er wird Ihnen jederzeit helfen, nicht wahr, Escard?«
    »Selbstverständlich«, sagte dieser auf die offene Tür deutend. »Bitte hier entlang.« Er überholte sie und führte sie durch die weißen Flurgalerien zu den Präsentationsräumen der alten Universität.
    »Sie müssen wissen, dass die heutigen Räumlichkeiten erst durch den großen Umbau zwischen 1881 und 1901 entstanden sind«, erklärte er, während sie die escalier d’honneur hinaufgingen, die mit ihren geschwungenen Eisenbalustraden und den golden eingearbeiteten Medaillons mit den Wappen aller französischen Universitätsstädte einen wunderbaren Kontrast zum weißen Sandstein der Halle darstellte.
    Ob Prof. Bernhardt damals auch diese Treppe hinaufgegangen ist?, überlegte Karen, während sie auf das Glasdachfenster mit dem Wappen von Paris blickte, durch das ein sanftes Licht auf sie niederschien.
    Doch der Sekretär führte sie schnell weiter, vorbei an großen Wandgemälden, bis sie wenige Minuten später vor einer breiten Flügeltür standen. Wie ein Zeremonienmeister öffnete er sie und ließ seine beiden Gäste in den grand salon eintreten. Es war ein großer mit Ebenholz vertäfelter Raum, dessen goldfarbene Holzverzierungen das Ebenholz noch stärker zur Geltung brachten, aber Karens Blick blieb auf dem Bild Kardinal Richelieus haften, das sie aus vielen Geschichtsbüchern kannte.
    »Gemalt 1640«, erklärte Escard knapp und freute sich, als er Karens ehrfürchtiges Interesse für den Kardinal bemerkte.
    Sie hob die rechte Hand und hätte das Gemälde am liebsten berührt, aber ihre Finger blieben respektvoll wenige Zentimeter über der alten Leinwand stehen, und dann zog sie sie wieder zurück.
    »Richelieu war ein großer Förderer unserer Universität, Madame Alexandre. Er war es, der zum ersten Mal einen großen Gebäudekomplex bauen ließ, von dem allerdings nur noch die Chapelle vorhanden ist.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Karen, und auch Mansfield war von diesem Bild fasziniert, das in seiner Ausstrahlung alle Macht, aber auch Verantwortung des Mannes widerspiegelte, der zu jener Zeit die Geschicke Frankreichs lenkte.
    Doch Escard drängte sie weiter zum Salle Gréard, wo Karen für einen kurzen Moment sprachlos auf der Türschwelle stehen blieb. Mansfield befand sich genau hinter ihr und sah in einen kleinen Saal mit einigen Tischen und roten Polsterstühlen, hinter denen ein riesiges Gemälde mit reich verziertem Goldrahmen hing.
    Olivier Escard folgte ihren Blicken und erklärte mit einem Lächeln: »Ein schönes Bild, nicht wahr, Madame? Es zeigt die Feier von 1892 zu Ehren des siebzigsten Geburtstags Louis Pasteurs, die damals in unserem großen Amphitheater abgehalten wurde.«
    Karen nickte nur und betrachtete verzaubert die vielen Menschen auf dem Bild, die in ihren roten Doktormänteln dem großen Entdecker stehende Ovationen darbrachten. Sie erinnerte sich an eine Notiz in Julius’ Mappe, dass Prof. Bernhardt an dieser Veranstaltung auch teilgenommen hatte. Sie versuchte sich vorzustellen, welches dieser real wirkenden Porträts auf dem Bild er sein könnte, aber es waren zu viele Gesichter. Und leider hatte Julius ihr kein Foto von Bernhardt mitgeben können.
    »Übrigens befinden Sie sich hier in dem Raum, in dem Pierre de Coubertin 1894 das Nationale Olympische Komitee gründete«, sagte Escard nicht ohne Stolz auf die jahrhundertealte ehrenvolle Geschichte der Sorbonne und ihrer Mitglieder, zu denen er sich selbstverständlich auch zählte.
    Tatsächlich

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