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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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er ihn zu besorgen gebeten hatte.
    »Schon wieder die beiden Touristen?«, erkundigte er sich beiläufig und setzte sich auf eine freie Ecke des Schreibtisches. Er bekam keine Antwort, sah aber, wie Laurent seinen Kugelschreiber malträtierte. Da er den Schluss des Telefongesprächs mitgehört hatte, fragte er ruhig: »Soll ich eine Fahndung nach der Frau rausgeben?«
    Laurent schleuderte seinen Kugelschreiber so heftig auf den Schreibtisch, dass er in hohem Bogen auf den Fußboden fiel.
    »Ja, und zwar sofort!«
    Mansfield lief die Allee entlang. Wohin konnte Karen sich nur gewandt haben? Der BMW war eine Möglichkeit, aber keine gute, denn dort erwartete sie kein Schutz. Den Autoschlüssel hatte er. Und auf Dauer konnte sie zu Fuß nicht entkommen. Also gab es nur die Möglichkeit, sich in die École Militaire zu retten und sich dort vor dem Fremden zu verstecken. Oder sie war zu einer der Metrostationen geflüchtet. Aber welche? Plötzlich hatte er einen neuen Gedanken und griff nach seinem Handy. Er tippte ihre Nummer ein, doch als sein Finger über der letzten Taste war, hielt er inne. Was war, wenn sie sich gerade vor dem Fremden versteckte und das Läuten des Handys sie verraten würde? Verdammt! Er steckte das Handy in die Jackentasche zurück und sah sich um.
    Karen, verflixt, wo bist du?

11
    Ohne sich umzudrehen war Karen unter den Bäumen verschwunden und die Allee hinaufgerannt. Sie lief zur École Militaire und überlegte für einen kurzen Moment, ob sie in das Gebäude hineingehen und sich einem Sicherheitsbeamten anvertrauen sollte, aber würde der sie schützen können? Womöglich würde sie schon am Pförtner scheitern und wieder nach draußen komplimentiert werden. Eine andere Möglichkeit war Michaels BMW. Sie wäre mit brennenden Reifen durch die Stadt gefahren – aber sie hatte keinen Schlüssel. Sie drehte sich um und sah, dass der Fremde keine fünfzig Meter hinter ihr durch die Allee lief. In wilder Verzweiflung blickte sie sich um. Wo war die nächste Metrostation? Sie hatte nicht die geringste Ahnung. Also rannte sie in Richtung Stadtzentrum. Sie kannte sich in diesem Teil der Stadt überhaupt nicht aus und konnte nur durch den Sonnenstand ermitteln, dass sie in die richtige Richtung lief. Aber sie hatte Glück, denn nicht weit entfernt stand ein Metro-Schild. Sie eilte die Treppe hinunter und kramte währenddessen in ihrer Handtasche nach dem Portemonnaie mit dem Wochenticket darin. Der elektronische Durchgang schluckte das kleine Ticket, spuckte es ein Stück weiter wieder aus, und Karen sprintete durch die sich öffnenden Metallwände.
    Den Fremden interessierte die Metallbarriere nicht. Mit einem schnellen Schwung folgte er einer anderen Metronutzerin und war im nächsten Moment in den Katakomben der Metro verschwunden. Unten fuhr gerade mit lautem Zischen ein Zug ein. Ohne zu überlegen rannte Karen das Gleis entlang und stieg in das zweitletzte Abteil. Völlig atemlos wartete sie auf den dumpfen Signalton, der vor dem Schließen der Türen warnte. Da sah sie auf halber Höhe des Gleises den Unbekannten und duckte sich schnell hinter den breiten Rücken eines bulligen Franzosen, der vor ihr stand. Der Warnton erklang, und die Türen schlossen sich. War der Verfolger in ihr Abteil eingestiegen? Hatte er sie entdeckt? Sie wagte nicht, hinter dem breiten Rücken hervorzugucken, und kramte blind in ihrer Handtasche. Sie suchte die Dose mit dem Reizspray, aber sie fand sie nicht. Mit aufkommender Panik griff sie in jede Ecke der kleinen Handtasche, doch sie war nicht da. Mit zitternden Fingern griff sie nach ihrem Handy und tippte Mansfields Nummer ein.
    »Wo sind Sie?«, rief er.
    »In der Metro. Michael, er ist auch im Zug. Was soll ich nur tun?«
    »Welche Linie haben Sie genommen?«
    Karen sah auf das Hinweisschild über der Tür.
    »Ich bin in der 8. Um Himmels willen, ich fahre auf eine Endstation zu!«
    Mansfield knirschte mit den Zähnen und überflog rasch den kleinen Metroplan in seiner Hand.
    »Haben Sie die Grenelle-Station noch vor sich?«
    »Ich glaube ja«, antwortete sie, sah erneut auf den Plan über der Tür und beachtete die bösen Blicke der anderen Leute nicht, die sich über ihr lautes Telefonat ärgerten. »Das müsste die nächste Station sein.«
    »Steigen Sie dort aus und nehmen Sie die 6 Richtung Charles de Gaulle Étoile. Verstanden? Dort laufen immer einige Sicherheitsbeamte rum. Karen?«
    Doch die Verbindung war abgebrochen. Mansfield fluchte und rannte zu

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