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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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draußen unwillkürlich zu Laurents Fenster hinaufsah. Komm schon, alter Junge, versuch sie zu vergessen. Das wäre besser für dich, für sie und für uns alle. Das Rad der Zeit kann man nicht zurückdrehen, so sehr du es dir auch wünschst.
    Während er seinen weißen Citro‘n aufschloss, überlegte er, wie er reagieren würde, wenn seine Freundin ihn wegen eines anderen verlassen würde.
    Ich würde durchdrehen, dachte er. Armer Jean-Philippe …

12
    Mansfield saß schon seit einer halben Stunde in einer spärlich beleuchteten Ecke des Capet und beobachtete die Eingangstür, als ihm plötzlich jemand hart auf die Schulter schlug. Er wollte blitzschnell nach seiner Pistole im Hosenbund greifen, konnte den Reflex aber gerade noch unterdrücken.
    »Sie sind spät.« In Mansfields Stimme war Unmut zu hören, doch das schien den untersetzten Mann mit den schmierigen schwarzen Haaren und der altmodischen Brille auf der gebrochenen Nase nicht zu stören.
    »Nein, ich war pünktlich. Ich wollte nur sichergehen, dass Sie alleine gekommen sind«, erwiderte er grinsend, und sah Mansfield herausfordernd an, doch der ließ sich nicht darauf ein.
    »Es freut mich, dass Sie mir so sehr vertrauen, aber ehrlich gesagt habe ich keine Lust, meine Zeit mit Ihnen zu vergeuden. Wo ist Lucass?«
    Der Mann verschränkte seine kurzen, kräftigen Arme vor der Brust.
    »Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, dass er sich mit Ihnen hier treffen würde? Lucass macht keine Hausbesuche. Aber ich kann Sie zu ihm bringen.«
    »Das war nicht vereinbart«, knurrte Mansfield. Sein Blick bohrte sich in die Augen des Mannes.
    »Es geschieht so, wie Lucass es will, oder gar nicht, Monsieur. Ganz Ihre Entscheidung.«
    Mansfield sah sich um, aber in diesem dunklen Loch schien ihn niemand zu bemerken oder bemerken zu wollen. Dann wanderten seine Augen wieder zu dem Franzosen, und er versuchte das Risiko einzuschätzen. Es konnte ihm das Leben kosten, aber er musste es wagen.
    »Also gut. Gehen wir.« Mansfield stand auf.
    »Bon«, erwiderte der Mann und deutete auf den schwarzen Vorhang, hinter dem er gerade hervorgekommen war.
    »Nein, Sie gehen vor«, forderte Mansfield.
    Der glaubt doch tatsächlich, dass er eine Chance gegen uns hat. Was für ein Idiot! Er kann froh sein, dass Lucass sich für ihn interessiert, sonst wäre er schon längst tot, dachte der Mann grinsend. Er blieb einige Meter weiter mitten im dunklen Flur stehen.
    »Was ist los?« Mansfield hatte seine Hand dicht neben der Pistole. »Gehen Sie weiter.«
    Doch der kleine Franzose drehte sich langsam um und verstellte ihm den Weg. Im selben Moment schlang sich ein kräftiger Arm um Mansfields Hals, und sein rechter Arm wurde brutal auf den Rücken gedreht. Er krümmte sich, schlug reflexartig mit dem linken Arm um sich und traf den Angreifer mit dem Ellbogen im Gesicht. Der Mann jaulte auf und wandte sich fluchend ab. Atemlos griff Mansfield nach seiner Pistole, aber aus dem Augenwinkel sah er eine andere Waffe im Halbdunkel glitzern.
    »Keine falsche Bewegung«, warnte der kleine Franzose und richtete seine Pistole auf Mansfield, dessen Hand nur noch wenige Zentimeter von der Smith & Wesson entfernt war. Sollte er sie ziehen? Mit einer geschickten Seitenbewegung könnte es ihm gelingen, dem Mann kein festes Ziel zu geben. Doch bevor er sich entscheiden konnte, wurde er von hinten niedergeschlagen und taumelte gegen aufgestapelte Kisten, die krachend zu Boden fielen.
    »Dieser verdammte Hund«, lispelte der dicke Franzose und wischte sich über den blutenden Mund. »Er hat mir einen Zahn ausgeschlagen!« Er zog dem bewusstlosen Mansfield noch mal mit seinem Gummiknüppel eins über den Kopf, was seinen Kumpel in Rage brachte.
    »Hör auf damit, Pierre, verdammt! Du bringst ihn noch um!«
    »Aber er hat mir …«
    »Egal! Sei das nächste Mal gefälligst vorsichtiger, dann passiert dir auch nichts.«
    Das splitternde Holz der Kisten lockte den dicken Wirt des Capet zum Hinterausgang. Er fasste sich bestürzt an den Kopf, als er Mansfield leblos in den Armen des bulligen Mannes sah.
    »Keine Toten! Keine Toten! Das habt ihr mir versprochen. Die Flics haben mich sowieso schon im Auge!«
    »Halt den Mund, Mann, und jammer nicht so rum. Wir werden ihn nicht umbringen!«, entgegnete der kleine Franzose.
    »Gut. Und jetzt verschwindet. Ich will mit Lucass nichts zu tun haben. Verschwindet!«
    »Jaja«, murrten die Männer und schleppten Mansfield in einen kleinen Lieferwagen, der hinten auf

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