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Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
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dorthin fahren sollen?«
    Karen ließ das Gespräch Revue passieren, konnte sich aber an keinen genauen Grund erinnern.
    »Nein, hat er nicht. Er meinte nur, dass ich mich dort vielleicht ein wenig erholen könnte. Und dass es eine gute Gelegenheit sei, da ich ja schon immer nach Ägypten wollte.«
    Mansfield hob eine Augenbraue. Irgendetwas störte ihn an dieser Freizügigkeit.
    »Und Sie werden reisen?«
    Karen nickte verhalten. Das war dann also der letzte Tag mit Michael. Ein hässlicher Gedanke, bei dem sich ihr Herz zusammenkrampfte. Ihr wurde auf einmal klar, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte und jeden Augenblick seiner Gegenwart genoss. Und die Blicke, die er ihr manchmal zuwarf, ließen auch erheblich mehr erkennen, als die Aufmerksamkeit, die man einer flüchtigen Urlaubsbekanntschaft schenkte.
    Doch Karen war noch nicht bereit für eine neue Beziehung. Die von ihrem früheren Freund geschlagenen Wunden waren zu frisch. Sie hatte sich kopfüber in die Arbeit gestürzt und in kürzester Zeit zehn Artikel und drei Essays über Fontane und Storm geschrieben, die sie an diverse Zeitschriften- und Zeitungsverlage verschickt hatte, ohne eine Antwort zu bekommen. Dann kam Julius’ Anruf und sie reiste nach Paris, wo sie Michael Mansfield kennen lernte. So manches Mal hatte er ihr aus der Bredouille geholfen und sich um sie gekümmert. Er hatte ihr mehrfach das Leben gerettet, aber sie hatte es ihm nie richtig gedankt. Immer hatte sie nur an ihren Auftrag gedacht und Michael bewusst auf Distanz gehalten, um ihre Prioritäten nicht zu gefährden. Aber jetzt, da der Tag der Trennung gekommen war, wurde ihr klar, wie dumm sie gewesen war und was sie alles versäumt hatte.
    »Wollen Sie wirklich nach Ägypten reisen?«, riss Mansfields Stimme sie aus ihren Gedanken und brachte sie in die Realität zurück.
    Karen hatte plötzlich einen Kloß im Hals und räusperte sich. »Ich muss. Vielleicht erfahre ich dort Neues über Bernhardts Amulett.«
    Mansfield nickte und hielt sein Gesicht mit geschlossenen Augen in die Sonne. »Soll ich Sie begleiten?«
    Sie zuckte zusammen. Ihre Gedanken spielten ihr einen Streich. Wahrscheinlich meinte er es anders.
    »Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich zum Flughafen begleiten würden«, antwortete sie, den Blick auf die vorüberfahrenden Autos der Straße gerichtet.
    »Das habe ich nicht gemeint«, erwiderte er ruhig.
    »Ich weiß; aber das andere kann ich nicht von Ihnen verlangen.«
    »Das war auch nicht meine Frage. Ich frage Sie, ob Sie es wollen .«
    Sie sah in sein schmales Gesicht, das im Augenblick so jugendlich wirkte, als wäre er zu jeder Schandtat und zu jedem Abenteuer bereit.
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein«, sagte sie verblüfft, allerdings auch mit aufkommender Hoffnung.
    Er seufzte. »Würden Sie mir bitte meine Frage beantworten, Karen?«
    Sie versuchte in seinem Gesicht zu lesen. »Sie würden mich wirklich nach Nordafrika begleiten?«
    Mansfield zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Ist doch nicht weit von Europa entfernt.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Das bemerken Sie aber ziemlich spät. Also, was ist, bekomme ich heute noch eine vernünftige Antwort von Ihnen?«
    Sie schenkte ihm ein glückseliges Lächeln. »Sie würden mir eine sehr große Freude bereiten, Michael.«
    »Das deute ich mal als Ja«, erwiderte er vergnügt, während sich das helle Sonnenlicht in ihren Augen brach und sie in ein seltenes Smaragdgrün tauchten, was sie leuchten ließ. »Wann fliegen wir?«
    Das Leuchten ihrer Augen wurde eine Nuance dunkler.
    »Julius erzählte etwas von morgen Nachmittag. Aber ich glaube nicht, dass er zwei Tickets geordert hat.«
    »Mit Sicherheit nicht. Es sei denn, er wäre Hellseher. Aber es wird wohl kaum ein Problem sein, ein zweites zu bekommen. Sonst nehmen wir eben einen anderen Flug«, sagte er kurzerhand, und Karen genoss seine unkomplizierte Art.
    »Urlaub in Ägypten?«, fragte sie spitzbübisch, als sie die kurze Treppe hinuntergingen, die zur Straße führte.
    »Warum nicht?«, fragte Mansfield zurück, während seine Gedanken zu einem anderen Problem wanderten. Außerdem kann Robert Brennar mich dann in Paris suchen, bis er schwarz wird, dachte er und öffnete die Tür seines BMWs.

28
    Im Reisebüro war tatsächlich ein Flugticket nach Kairo hinterlegt, und nach einem kurzen Gespräch bekam Mansfield problemlos eine Reservierung im selben Flugzeug.
    Den nächsten Morgen verbrachten Karen und Mansfield mit Einkäufen, bei denen

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