Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das weiße Amulett

Das weiße Amulett

Titel: Das weiße Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathinka Wantula
Vom Netzwerk:
Pick-up, was die beiden nicht besonders wunderte. Allerdings gaben Mansfield die abgefahrenen Reifen sehr zu denken. Der Empfangschef hatte getan, was er konnte, aber an diesem Tag war kein besserer Geländewagen zu bekommen. Er versicherte Mansfield, dass es sich um eine sehr zuverlässige Autovermietungsfirma handele, die ihre Wagen nie ohne drei Ersatzreifen und zwei Benzin- und Wasserkanister losschicke, was dieser als nicht sehr Vertrauen erweckend empfand. Trotzdem unterschrieb er den Mietvertrag.
    »Wann dürfen wir Sie zurückerwarten, Sir?« Der Mann lächelte Mansfield freundlich zu, als er ihm die Schlüssel für den Wagen reichte.
    »Voraussichtlich übermorgen.« Er gab dem Empfangschef den Kugelschreiber zurück. »Allerdings könnte es auch länger dauern, wenn wir noch nach Siwa weiterfahren.«
    Der Empfangschef nickte beflissen. Es waren immer dieselben Ausflugsziele, die die Touristen hatten. Er selbst würde niemals verstehen, warum man sich zerfallene Lehmhütten anschaute und dafür zweihundert Kilometer durch die Wüste fuhr. Aber es sollte ihm recht sein, denn jeder Tourist bedeutete Devisen fürs Land und für ihn Trinkgelder, die bei einem Landarbeiter ganze Monatsgehälter ausmachten.
    »Sollen wir die Suite für Sie reservieren, Mr Mansfield?«
    »Nein, das wird nicht nötig sein. Wir nehmen, was frei ist, wenn wir wiederkommen.«
    Karen und Mansfield hinterlegten die Koffer, die sie nicht benötigten, im Hotel und stürzten sich gegen Mittag ins Kairoer Verkehrschaos.
    Die Sonnenbarke des Re ist genau über uns, dachte Karen, während Darstellungen aus den Gräbern der alten Ägypter in ihrem Kopf herumschwirrten, in denen Re, der Sonnengott, auf seiner Barke morgens im Osten aufging und auf seinem Weg übers Firmament am Abend im Westen unterging und ihn in der Unterwelt fortsetzte, um jeden Morgen wieder aufzuerstehen.
    Die Sonne brannte heiß und trocken auf die Stadt hinunter. Die Hitze näherte sich der Vierzig-Grad-Grenze.
    »Keine Aircondition«, stöhnte Mansfield, als er in den alten Wagen stieg und ihm die Schweißtropfen über die Stirn liefen. Karen fächelte sich mit einer Straßenkarte Luft zu. Abkühlung brachte es nicht. »Das hatten Sie nicht wirklich erwartet, oder?«
    Er startete den Wagen und versuchte an den alten Autos und Eselpackwagen vorbeizukommen, die die Straße vom 6. Oktober bevölkerten.
    »Wie kann man nur in diesem Chaos leben?«, stieß er ungläubig aus, als ein langsamer Minibus vor ihm die Fahrbahn wechselte. Der Blinker war dem Bus wahrscheinlich schon vor zehn Jahren abhanden gekommen, aber immerhin hatte der Fahrer fünfmal gehupt, ehe er den Toyota zur Seite drängte.
    Die Hauptstraße führte sie problemlos aus der Stadt hinaus, und auch der Weg nach Bahariya war leicht zu finden: Es war die einzige geteerte Straße zwischen Kairo und der Oase.
    Als der Verkehr allmählich ruhiger wurde, entspannte sich Mansfield. Karen reichte ihm ungefragt eine Wasserflasche, die er ohne abzusetzen halb leer trank.
    Sie nahm auch einen tiefen Schluck und stellte sie dann hinter ihren Sitz.
    Mansfield wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. »Weiß Hamza eigentlich, dass wir ihn treffen wollen?«
    »Ich habe uns angekündigt.«
    »Na hoffentlich wartet er dann auf uns und düst nicht wieder woandershin. Was macht er eigentlich in der Oase? Hat er in Kairo und Gizeh nicht genug zu tun?«
    »Soweit ich weiß, wurde vor einigen Jahren in der Nähe der Oase ein Massengrab mit gut erhaltenen Sarkophagen aus der Spätzeit gefunden. Vielleicht gab es irgendwelche Probleme bei der Ausgrabung.«
    Mansfield blickte auf die gelbe Sandwüste neben sich. »Ob wir uns das Grab mal anschauen dürfen?«
    Karen zuckte gleichgültig mit den Schultern. Mumien und Sarkophage aus der Spätzeit interessierten sie nicht. Es war eine Zeit, in der das alte Ägypten bereits im Sterben lag und durch die griechischen Invasoren eine Mischkultur entstand, die den ägyptischen Stil allmählich veränderte. Die Blütezeit der alten Hochkultur am Nil war vorbei.
    Nach einer halben Stunde wurde der Gegenverkehr immer weniger und hörte nach zwei Stunden ganz auf. Sie waren allein in der Wüste, auf einer Straße, die Hamzas Assistent als Reifen mordend bezeichnet hatte. Er hatte versucht Karen von der Fahrt abzuhalten, aber vergebens. Er konnte ihr nur resignierend die Telefonnummer seines Chefs geben und eine gute Reise wünschen.
    Karen sah von der Landkarte auf und blickte in die

Weitere Kostenlose Bücher