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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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ermöglichen. Sie kennen ja dieses Hundeschlittenteam, das im Winter Dänemarks Souveränität in Nord- und Ostgrönland sichert. Es gilt als eine Art Auszeichnung, eingeladen zu werden, und macht sich perfekt in jedem Lebenslauf, so dass beinahe alle, denen man dieses Angebot gemacht hat, es auch angenommen haben. 1983 war die Reihe an Bertil Hampel-Koch, aber es gab ein Problem. Bertil hatte nämlich keine Lust, in Grönland seinen eigenen Nachnamen zu benutzen, da sein Onkel, Tyge Hampel-Koch, 1978 bis 1994 Chef der Verteidigung war. Das ist nachvollziehbar, denn der Name wäre sicherlich ein Hindernis für eine gleichberechtigte Zusammenarbeit der Männer auf der Expedition gewesen. Gegen alle Regeln erteilte sein Chef Bertil die Erlaubnis, auf seiner Reise den Namen Steen Hansen zu tragen, oder genauer gesagt auf seinen Reisen, denn es waren zwei. Wo der Titel Geologe ins Spiel kam, weiß ich wirklich nicht.«
    »Er hat zwei Reisen unternommen, sagen Sie?«, fragte Konrad Simonsen.
    »Ja, die erste im Sommer 1983 , da flog er zur Station Nord, ganz oben in Nordostgrönland, also in Kronprinz-Christian-Land. Dort traf er einige seiner zukünftigen Sirius-Kameraden und half mit, Depots für den Winter einzurichten. Auf dieser Reise kam es zu der Zwischenlandung in Søndre Strømfjord, aber das wissen Sie ja. Die andere Reise führte ihn dann im Februar 1984 zur eigentlichen Schlittenhundetour, aber die interessiert uns ja nicht.«
    »Dann ist er überhaupt nicht nach Thu…?«, fragte die Comtesse, wurde von Helmer Hammer aber ebenso freundlich wie bestimmt unterbrochen:
    »Moment, Moment. Das hier ist meine Wahrheit, die formuliere ich. Es steht fest, dass Bertil Hampel-Koch auf seiner Reise zur Station Nord 1983 auf der Militärbasis Søndre Strømfjord zwischengelandet ist. Und in diesem Zusammenhang habe ich ein Problem, bei dessen Lösung Sie mir vielleicht helfen können.«
    Konrad Simonsen meldete sich zuerst zu Wort: »Wir sind ganz Ohr.«
    »Es ist kein Geheimnis, dass mir
Wahrheit Nummer zwei
besser gefällt, also meine Auslegung der Wahrheit, die im Übrigen in wirklich allen Punkten verbürgt ist. Und ich will auch nicht leugnen, dass diese Variante für meinen Chef und alle seine Vorgänger besser wäre.
Wahrheit Nummer eins
hingegen sollte – unserer Meinung nach – noch zwanzig oder dreißig Jahre lagern, bis man ihr nachgeht.«
    Die Worte
unserer Meinung nach
verfehlten ihre Wirkung nicht. Seine beiden Zuhörer waren sich nun peinlich genau darüber im Klaren, mit welchem Gegenwind sie rechnen mussten, gaben sie nicht klein bei. Beide nickten still. Helmer Hammer lächelte gewinnend.
    »Meine Frau und meine Tochter sagen mir immer, dass ich den Menschen ein bisschen mehr vertrauen soll, und sie haben ja so recht. Würden Sie mir dabei helfen,
Wahrheit Nummer zwei
zu verbreiten? Selbstverständlich wäre es viel wirkungsvoller, wenn diese Auslegung von Ihnen käme. Außerdem vergesse ich es nie, wenn mir jemand einen Gefallen getan hat.«
    »An was haben Sie gedacht?«, antwortete Konrad Simonsen zögernd.
    Er erklärte es ihnen, und wieder akzeptierten sie seinen Vorschlag, wenn die Comtesse auch etwas unwillig wirkte: »Das heißt kein Thule, kein Buch und kein Brief?«
    Der Staatssekretär schüttelte bedauernd den Kopf: »Kein Thule, kein Buch und kein Brief. Das ist leider korrekt, dabei verstehe ich gut, dass Sie – auch wenn Sie nur getan haben, was Sie tun mussten – ein bisschen fasziniert sind. Speziell die Sache mit dem Brief ist wirklich fantastisch. Das reinste Meisterstück, eigentlich sollte es die Pflichtlektüre eines jeden neuen Mitarbeiters werden, unter der Überschrift:
Lies und lerne.
«
    Er sah auf seine Uhr und griff nach seinen Schuhen, ließ sie dann aber doch stehen. Der Enthusiasmus strahlte förmlich aus seinen Augen, als er unaufgefordert zu erzählen begann.
    »Also, die Regierung der USA fragt Dänemark, wie sich das Land zur Frage der Atomraketen auf Grönland stellt. Eine einfache, ganz konkrete Frage. Die Antwort hingegen ist alles andere als einfach. Sie ist absolut einzigartig, und zu verdanken haben wir sie einem von Bertils Vorgängern, Nils Svenningsen. Zu Beginn wird in seinem Schreiben festgehalten, dass der amerikanische Botschafter keinen konkreten Plan aufgezeigt hat, wie die Atomwaffen nach Grönland eingeführt werden sollen, was absolut richtig ist. Für konkrete Verteidigungspläne hat die Regierung ihre Generäle. Des Weiteren werden die

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