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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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stattdessen ein wahres Schreckensbild von Konrad Simonsen als Chef entwarf, bei dem jeder Angeklagte gut daran tat, es sich nicht mit ihm zu verderben.
    »Sie haben mir Informationen über die Gefängnisse versprochen«, sagte Andreas Falkenborg nervös.
    »Das muss warten, bis wir im Auto sind, ich mag das nicht, wenn das mit aufs Band kommt.«
    »Darf ich mein Handy mitnehmen? Ich habe im Präsidium doch das Recht auf ein Telefongespräch.«
    »Tun Sie das, es muss aber ausgeschaltet sein.«
    »Das ist es, sehen Sie selbst.«
    Er zeigte ihm brav sein Handy.
    Im Auto legte Poul Troulsen seinem Gefangenen Handschellen an, erlaubte ihm aber, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen, obgleich das eigentlich nicht gestattet war. Er wollte bei dem folgenden Gespräch das Gesicht des Mannes sehen. Kaum dass sie losgefahren waren, sagte er: »Es gibt zwei Gefängnisse, die Sie um alles in der Welt meiden sollten. In diesen beiden Strafanstalten gibt es nämlich eine knallharte Hackordnung unter den Gefangenen, und da landen Sie gleich ganz unten. Zum einen, weil Sie die Tendenz haben, sich schmutzig zu machen, und zum anderen, weil Sie Frauen umgebracht haben. Beides hebt nicht gerade Ihr Ansehen …«
    Poul Troulsen machte auf dem ganzen Weg bis zum Präsidium gnadenlos in einer Tour weiter. Hämisch erzählte er Andreas Falkenborg, wie er im Gefängnis gequält und erniedrigt werden würde. Wenn er denn das Pech hatte, dass sein Chef ihn an einen dieser Orte schickte. Die Lügen wirkten, sein Gefangener schien immer ängstlicher zu werden.
    Obwohl Konrad Simonsen ihm definitiv verboten hatte, ihn konkret zu verhören, versuchte Poul Troulsen es trotzdem mit ein paar Fragen, als sie sich dem Präsidium näherten. Die Verlockung war einfach zu groß.
    »Und denken Sie daran, fangen Sie bloß nicht an, vor Angst zu schwitzen, denn dann riechen Sie wieder, und das treibt meinen Chef nur zur Weißglut. Es ist viel besser, die Karten gleich auf den Tisch zu legen.«
    »Ich werde versuchen, nicht zu schwitzen.«
    Der Mann schwitzte jetzt bereits wie ein Schwein, war sich dessen vielleicht aber nicht bewusst. Poul Troulsen fuhr beiläufig fort: »Ach ja, die in Præstø, wie hieß die noch mal? Ich meine die, die verschwunden ist?«
    »Annie.«
    »Ja, genau. Moment, war das wirklich Annie, hieß die nicht Lone?«
    »Nein, da bin ich mir sicher, Annie Lindberg.«
    »Okay, Sie müssen es ja wissen, also Annie – wo haben Sie die eigentlich begraben?«
    »Aber das habe ich doch gar nicht getan.«
    »Warum quälen Sie sich selbst denn so schrecklich?«
    »Aber das ist wahr, ich habe es nicht getan.«
    Der Mann klang auf seine kindliche, naive Weise ehrlich. Seltsam. Poul Troulsen ließ das Thema fallen. Wohlwissend, dass Konrad Simonsen ihn gleich mit Haut und Haaren fressen würde.

[home]
    31
    D er Psychologe Ernesto Madsen war der Meinung, dass es das Beste sei, Andreas Falkenborg vor dem Verhör ein paar Stunden in der Arrestzelle schmoren zu lassen. Konrad Simonsen befolgte den Rat und hatte deshalb reichlich Zeit, die Comtesse zu ihrem Treffen mit dem Orakel von der Købmagergade zu begleiten. Auf dem Bürgersteig ging sie einen halben Meter vor ihm, als wollte sie ihm jetzt, da sie ihn überredet hatte mitzukommen, auch den Weg zeigen. Über der Stadt brütete noch immer das Hochdruckgebiet, Straßen und Menschen schwitzten, während das befreiende Gewitter, das die Wetterpropheten versprochen hatten, noch auf sich warten ließ.
    »Hoffentlich geht der nicht davon aus, dass wir in dieses Treibhaus gehen, da würden wir vor Hitze umkommen. Es ist so schon schlimm genug«, sagte Konrad Simonsen.
    Die Comtesse hatte als Treffpunkt den Eingang des Palmenhauses im Botanischen Garten genannt bekommen und ohne weitere Fragen eingewilligt. Für sie war der Ort so gut wie jeder andere.
    »Bestimmt nicht.«
    Konrad Simonsens Beine kribbelten und juckten, und sein Atem ging außergewöhnlich schwer, so dass er sich sehr unwohl fühlte.
    »Wir hätten das Auto nehmen sollen.«
    »Um eine halbe Stunde lang nach einem Parkplatz zu suchen? Ein bisschen Bewegung tut dir nur gut. Zurück können wir ja ein Taxi nehmen, sollte es eng werden.«
    »Es wird nicht lang dauern, ich muss auch noch andere Sachen erledigen, weißt du?«
    Ein leiser Vorwurf war nicht zu überhören.
    »Ich bin froh, dass du mitkommst«, sagte sie.
    »Und ich bin froh, wenn wir diese Sache hier hinter uns bringen.«
    Sie hielt ihm das Tor des Botanischen Gartens auf und

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