Das weiße Grab
habe heute Morgen den Namen von Catherine Thomsens Freundin, Schrägstrich Geliebten, herausgefunden. Sie heißt Vibeke Behrens, ist aber im Augenblick mit ihren beiden Brüdern auf einer Trekkingtour in der Finnmark und damit nicht erreichbar. Sie kommen in knapp einer Woche zurück. Außerdem weiß ich nicht einmal, ob sie Andreas Falkenborg kennt.«
»Das bringt uns im Moment kein bisschen weiter«, brummte Poul Troulsen ernüchtert.
Pauline Berg fragte besorgt, als wäre ihr die Wahrheit noch immer nicht aufgegangen: »Aber was dann? Ich meine, man kann den doch nicht einfach auf freien Fuß setzen?«
Niemand antwortete ihr, und sie wiederholte die Frage. Dieses Mal klang ihre Stimme beinahe schrill.
»Es nützt nichts, sich aufzuregen, außerdem ist das ja nicht unsere Entscheidung«, fiel die Comtesse ihr ins Wort.
»Aber die Richterin kann einen Serienmörder doch nicht einfach wieder unter die Leute lassen.«
»Das wird sie aber mit Sicherheit tun, wenn wir ihr keine weiteren Beweise vorlegen können. Oder, besser gesagt, überhaupt irgendwelche Beweise.«
Sie wandte sich an Konrad Simonsen.
»Gibt es denn gar nichts Positives?«
»Nein.«
»Was hast du mit Arne gemacht? War der nicht mit bei Melsing?«
»Er ist noch bei der Staatsanwältin vorbeigefahren, um sie zu einer Verlängerung von Falkenborgs U-Haft zu überreden. Aber darauf wird sie nicht eingehen. Wir haben nichts Neues, und sie will sich nicht lächerlich machen, was man ihr nicht übelnehmen kann.«
Poul Troulsen sagte: »Wir haben nur noch ein paar Tage. Wir sollten all die Indizien zusammentragen und versuchen, sie zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Vielleicht geschieht ja ein Wunder. Sollen wir eine Bestandsaufnahme machen und die Aufgaben verteilen?«
Konrad Simonsen stimmte uninspiriert zu: »Ja, das sollten wir wohl, aber lass uns trotzdem auf Arne warten. Pauline, ich habe einen Spezialauftrag für dich. Du musst nach Hundested und mit Jeanette Hvidt reden. Ich will sie entweder aus dem Weg haben, oder wir überwachen sie. Und du fährst noch heute Abend dahin. Solltest du andere Pläne haben, sagst du ab.«
Pauline Berg nickte, auch wenn ihr dieser Befehl ganz und gar nicht passte. Andererseits leuchtete ihr ein, dass sie keine Wahl hatte. Vorsichtig fragte sie: »Können wir ihn nicht wegen irgendeiner anderen Sache festhalten? Wie wäre es mit Steuerhinterziehung? Hat er nicht all seine Kunden bar und ohne Rechnung bezahlen lassen?«
»Das Al-Capone-Modell.«
Poul Troulsen glänzte wieder einmal mit seinem Wissen, während die Comtesse resigniert den Kopf schüttelte.
»Die Idee ist gar nicht mal so schlecht. Es ist nur viel zu spät. Wir haben nicht die Spur einer Chance, bis Sonntag noch irgendein stichhaltiges Argument aufzutischen. Aber ich habe noch über etwas anderes nachgedacht. Wir wissen, dass er eine Haushälfte gekauft und einen Umzug arrangiert hat, und das alles nur, um sich Carl Henning Thomsens Fingerabdrücke auf einer Plastiktüte zu sichern. Das stimmt doch so weit, oder?«
»Wissen ist vielleicht zu viel gesagt, aber wir nehmen es ziemlich sicher an«, bestätigte Konrad Simonsen kleinlaut. »Er scheut keine Anstrengungen, wenn er sich erst ein Opfer ausgeguckt hat. Worauf willst du hinaus?«
»Er legt die Plastiktüte, mit der er später Catherine Thomsen umbringt, über seine Mozart-Büste, so dass ihr Vater beim Umzug seine Abdrücke darauf hinterlässt.«
»Ja, das nehmen wir an. Und das hat er im Verhör ja auch mehr oder weniger bestätigt. Warum ist das jetzt so interessant?«
»Weil wir die Mozart-Büste mit Andreas Falkenborg in Verbindung bringen können und die Tüte mit dem Mord an Catherine Thomsen …«
Sie ließ den Satz in der Luft hängen, und Konrad Simonsen folgerte zögernd für sie: »Und wenn wir die Plastiktüte nun mit der Mozart-Büste in Verbindung bringen können, haben wir ihn. Die Idee ist gut, mach weiter.«
»Viel mehr gibt es da nicht. Ich denke, dass die Fingerabdrücke logischerweise von der Fläche abhängen, auf der sie hinterlassen wurden. Vielleicht finden sich die Konturen der Büste in den Fingerabdrücken wieder. Oder vielleicht ist es den Technikern möglich, im Innern der Tüte Spuren der Büste nachzuweisen. Ich gehe davon aus, dass diese Tüte noch immer irgendwo in der Asservatenkammer ist.«
Die anderen nickten. Das war der beste Vorschlag, den sie seit langem gehört hatten. Auch wenn die Zeit mehr als knapp war.
»Warum hast du das nicht eher
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