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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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des spätsommerlichen Fremdenverkehrs mit der lokalen Fischerei vereinte und überdies die Heimat der Fähre nach Rørvig auf der anderen Seite des Fjords war. Der Tag war nicht ganz so warm wie der vorangegangene. Am Himmel hingen träge Schäfchenwolken, und der Kaffee, den er gerade serviert bekommen hatte, war stark und gut, so dass ihm sein Leben, alles in allem betrachtet, recht angenehm erschien, wenn er auch ziemlich müde war.
    Der Mann, den er treffen sollte, kam zu spät und entschuldigte sich damit, dass er ihn bei den vielen Touristen kaum hatte finden können, wobei Arne Pedersen genau gesehen hatte, wie zielstrebig er auf seinen Tisch zugesteuert war, nachdem er aus seinem Auto ausgestiegen war. Konrad Simonsen hatte nicht mehr über diesen Zeugen gesagt, als dass er der frühere, recht schillernde Polizeichef des Ortes, Hans Svendsen, war. Weiter war er aber nicht auf dessen Persönlichkeit eingegangen. Der Ex-Polizeichef war etwa Anfang sechzig und erwies sich rasch als ebenso umgänglicher wie sympathischer Mensch, den Arne Pedersen gleich mochte. Das Gleiche schienen auch viele der Einheimischen zu denken, denn zahlreiche Passanten grüßten ihn, wenn sie an ihrem Tisch vorbeikamen. Hans Svendsen kam gleich zur Sache:
    »Was hat Konrad Ihnen über dieses Treffen gesagt?«
    »Nicht sonderlich viel, fürchte ich, er hat im Moment alle Hände voll zu tun. Wie wir alle.«
    »Konrad hat immer viel zu tun, der ist schon so auf die Welt gekommen, davon dürfen Sie sich nicht beeindrucken lassen.«
    Arne Pedersen protestierte. Konrads Arbeitsbelastung war im Moment wirklich hoch. Und das galt auch für ihn, jedenfalls fühlte sich das so an, weil er in den letzten Nächten nicht mehr richtig hatte schlafen können. Der Gedanke zwang ihn zu einem Gähnen. Dann sagte er: »Sie haben 1977 einen Mann namens Andreas Falkenborg getroffen, wir würden gerne wissen, was er in jenem Jahr gemacht hat. Viel mehr habe ich nicht erfahren, sieht man davon ab, dass Sie damals hier Polizeichef waren.«
    »Ja, nur Polizeichef war ich damals noch nicht, nur ein einfacher Beamter. Man fängt ja klein an.«
    Hans Svendsen lachte gewinnend, und Arne Pedersen ließ sich anstecken.
    »Das Ganze begann in Zusammenhang mit einem Mordfall, dem sogenannten Stevns-Fall, wobei die Geschichte viel weiter zurückreicht. Waren Sie schon dabei, als der alte Planck den Mord an der Frau in Stevns untersucht hat?«
    Arne Pedersen schüttelte den Kopf.
    »Na ja, egal, aber während des Stevns-Falls wandte sich eine Frau an mich, die hier in der Stadt wohnt. Als junge Frau war sie Opfer eines Übergriffs geworden, der dem Stevns-Fall in vielen Punkten ähnlich war. Wie hieß dieses arme Mädchen da unten noch mal? Ihren Namen habe ich vergessen.«
    »Sie hieß Catherine Thomsen.«
    »Das sagt mir nichts. Muss ich wohl verdrängt haben, aber das war ja auch nicht mein Fall. Jedenfalls wandte diese Frau sich an mich, und da ich sie noch ziemlich gut von früher kannte, haben wir uns ausführlich unterhalten. Das war 1997 .«
    »Da waren Sie schon Polizeichef?«
    »Sagen Sie mal, haben Sie irgendein Problem mit Polizeichefs? Nein, das war ich damals noch nicht. Zu der Zeit hatte ich mein Büro im Rathaus, aber das ist jetzt nebensächlich. Die Frau hieß Rikke Barbara Hvidt, und sie erzählte mir von einem Überfall im Jahre 1977 . Passiert war das in Kikhavn, einem kleinen, friedlichen Küstenstädtchen. Ich erinnerte mich sogar noch an die Sache, ich war nämlich selbst am Rande beteiligt, was sie allerdings vergessen zu haben schien. Zum Glück konnte sie diesem Mann damals entkommen.«
    »Wie wurde sie überfallen?«
    »Abends, als sie allein im Haus ihrer Eltern war. Sie wohnte damals noch zu Hause. Ein Mann ist bei ihr eingedrungen und hat sie gezwungen, mit ihm nach unten zum Strand zu gehen. Er hat ihr einen Lappen in den Mund gestopft und die Hände auf dem Rücken gefesselt. So hat sie uns das auf jeden Fall hinterher geschildert.«
    »Bei Ihnen klingt das so, als hätten Sie ihr nicht ganz geglaubt?«
    »Es gab einige Leute, die ihr diese Geschichte nicht ganz abgenommen haben. Wenn ich mich richtig erinnere, gehörte ich noch zu den moderaten Zweiflern, aber vielleicht ist meine Wahrnehmung im Nachhinein ein bisschen verzerrt. Aber das betrifft 1977 , denn zwanzig Jahre später, 1997 , habe ich ihr wirklich jedes Wort geglaubt.«
    »Warum haben Sie anfangs an ihrer Aussage gezweifelt? Gab es da irgendeinen Grund für?«
    »Vermutlich

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