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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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an einem Ort, an dem der Strand sehr schmal war und das Wasser fast die Klippen erreichte. Die Schaufel stand noch daneben, damit er etwas zum Zuschaufeln hatte.«
    »Hat er Ihnen das Grab mit der Taschenlampe gezeigt?«
    »Nein, das Licht vom Leuchtturm Spodsbjerg schweifte regelmäßig über den Strand, so dass ich es sehen konnte.«
    »Ah so. Und dann, was ist dann passiert?«
    »Erst sollte ich meine Hose ausziehen, aber nicht meinen Slip. Dann hat er mich gezwungen, mich auf den Bauch zu legen, und meine Knöchel zusammengeklebt. Als Letztes hat er meine Bluse aufgerissen und mir den BH ausgezogen. Ich weiß nicht mehr genau, wie, ich erinnere mich aber daran, dass er weggesehen hat, als respektierte er meine Scham. Ich dachte in diesem Moment, dass er mich wenigstens nicht vergewaltigen würde … schließlich hatte er mir ja die Knöchel zusammengebunden. Danach musste ich mich wieder hinsetzen, und dann hat er mir die Hände gelöst. Ist das nicht zu grausam für dich, Jeanette? Du kannst gerne eine Runde spazieren gehen, wenn du das nicht hören willst. Ich habe ja Hans und Konrad hier bei mir.«
    Das Mädchen antwortete voller Hass.
    »Nein, nein, Oma, das ist nicht zu grausam für mich, das macht mich nur wahnsinnig wütend.«
    »Das ist die richtige Reaktion. Also, als ich da unten am Strand saß, holte er schließlich eine Schere hervor und setzte sich neben mich.«
    Konrad Simonsen fragte vorsichtig: »Wo hatte er diese Schere her? Aus seiner Tasche?«
    »Nein, er hatte einen kleinen Rucksack auf, und darin war die Schere. In diesem Moment hat er auch zum ersten Mal mit mir gesprochen, aber das war auf eine ganz merkwürdige Weise. Er hat mich immer in der dritten Person angesprochen, hat nie du gesagt … Und das noch mit dieser widerwärtigen Maske auf dem Gesicht. Wenn er mich ansah, hatte ich das Gefühl, als würde ich all der Bosheit dieser Welt direkt gegenüberstehen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »
Man muss ihr noch die langen Krallen schneiden, man muss ihr noch die langen Krallen schneiden.
Das war sein erster Satz, und dann sagte er in einer anderen Tonlage, wie um mich zu instruieren:
Dann zeigt sie ihre Nägel vor.
Aber seine Stimme klang nicht hart, es wirkte eher wie eine Art Spiel. Erst habe ich das nicht verstanden, aber dann hat er es noch einmal wiederholt:
Dann zeigt sie ihre Nägel vor, dann zeigt sie ihre Nägel vor.
Irgendwann habe ich ihm meine Hände hingestreckt, und obwohl meine Nägel ganz kurz waren, tat er so, als würde er sie schneiden, wobei er dann wieder mit der ersten Stimme gesprochen hat:
Oje, oje, die müssen wirklich geschnitten werden, schnipp, schnapp!, oje, schnipp, schnapp!, seht nur, wie gut, dass wir die Schere hervorgeholt haben. Schnipp, schnapp!
Das etwa sagte er, während er vor jedem Finger mit der Schere die Luft zerschnitt.«
    Jeanette Hvidt flüsterte:
»Fucking weirdo!«
    »Was hast du gesagt, Kleine? Was hast du gesagt?«
    »Dass der verrückt war, Oma.«
    »Ja, das war er, und wenn ich nicht so ein Glück gehabt hätte, dann hätte er mich umgebracht, daran zweifle ich nicht eine Sekunde. Aber während wir da saßen, kamen ein paar Leute mit Mofas über den Strand gefahren. Das waren die Jungs von den umliegenden Höfen, die sind damals immer so zum Spaß herumgefahren. Vor den Klippen hin und her und mit Vollgas am Wasser entlang. Und obwohl sie noch weit weg waren, jagten sie ihm einen solchen Schrecken ein, dass er wegrannte. Stellen Sie sich das vor, er hat mich sogar gebeten, auf ihn zu warten. Ich konnte meine Beine von dem Tape befreien und bin, so schnell wie möglich, in die andere Richtung gerannt. Irgendwann habe ich mich schließlich unter einem alten vergammelten Ruderboot am Strand versteckt. Später, als die Jungs weg waren, suchte er mich. Daran erinnere ich mich fast am besten: Sein Rufen und das Licht der Taschenlampe, das hin und her sprang.
Wo versteckt sie sich denn? Sie soll jetzt hervorkommen. Er will sie haben.
Wieder und wieder. Manchmal war er ganz nah, dann wieder weit entfernt, so dass das Rauschen des Meeres seine Stimme fast überlagerte. Aber ich blieb liegen, wo ich war.«
    Hans Svendsen sagte ruhig: »Ich denke, das war gut so, Rikke, das war wirklich gut so.«

[home]
    18
    N ach dem Gespräch mit Rikke Barbara Hvidt verließen Konrad Simonsen und Arne Pedersen gemeinsam den Hafen von Hundested. Der Zufall wollte es, dass sie ihre Wagen auf dem gleichen Parkplatz abgestellt hatten, was ihnen die Möglichkeit gab,

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