Das weiße Grab
welche dieser beiden Möglichkeiten könnte in diesem Fall zutreffen …«
Er unterbrach sie.
»Das weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht, was ich aber weiß, ist, dass Sie in dieser Sache ungeheuer zurückhaltend sein müssen. Ich hoffe, das haben Sie verstanden. Wenn Sie das Bild finden, nach dem Sie suchen, laden Sie mich an einem der kommenden Tage diskret zum Lunch ein. Können Sie hingegen nicht beweisen, dass Bertil in Grönland war, können die Journalisten das vermutlich auch nicht, und dann lassen Sie diese Sache lieber auf sich beruhen.«
Die Comtesse reagierte instinktiv auf diese Warnung: »Und warum sollte ich alles daransetzen, Helmer Hammer zu schützen?«
Die Antwort kam ohne Zögern, wobei er ihr tief in die Augen blickte.
»Weil Sie mehr verlieren als gewinnen, wenn Sie es nicht tun.«
Sie hielt seinem Blick stand und ließ sich nicht einschüchtern: »Es gibt natürlich auch noch einen anderen Weg, um herauszufinden, ob meine Theorie korrekt ist.«
»Und die wäre?«
»Wer der anonyme Steen Hansen auch war, er hat auf dem Inlandeis eine perfekte DNA -Spur hinterlassen.«
Der Satz stand eine ganze Weile zitternd zwischen ihnen in der Luft, dann beugte der Mann sich über den Schreibtisch und nahm das Handgelenk der Comtesse. Sie zuckte bei der Berührung leicht zusammen, zog ihre Hand aber nicht weg. Er sagte langsam: »Denken Sie nicht einmal daran.«
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17
A uf den ersten Blick wirkte Konrad Simonsen entspannt, als er, gut eine Stunde nachdem er mit Hans Svendsen gesprochen hatte, im Hafen von Hundested eintraf. Arne Pedersen wusste aber genau, dass er einen ganzen Haufen Arbeit beiseitegelegt haben musste, um so schnell zu kommen. Es war deshalb nicht schwer, sich vorzustellen, welcher Kopf rollen würde, sollte das Gespräch mit Rikke Barbara Hvidt nichts wirklich Gehaltvolles ergeben. Wie recht Arne Pedersen mit seiner Annahme hatte, zeigten schon Konrad Simonsens erste Worte: »Hallo, Arne. Ich habe dem Psychologen schon wieder absagen müssen.«
Hans Svendsen lockerte die Stimmung, indem er auf seine ganz persönliche, fröhliche Art das Gespräch an sich riss: »Willkommen Konrad, alter Freund. Wirklich schön, dich wiederzusehen. Die Buschtrommeln verkünden, dass du im Begriff bist, dir den Hauptpreis einzuheimsen oder den Vogel abzuschießen oder wie man das sagt.«
Konrad Simonsens Wangen wurden warm, er ging aber nicht auf diese Anspielung ein.
»Mann, und dünn bist du geworden, bei weitem nicht mehr in der Gewichtsklasse, die sich für richtige Männer gehört.«
»Leider lange noch nicht da, wo ich sein sollte. Schön, dich zu sehen, Hans.«
Die zwei Männer umarmten sich, soweit das möglich war.
»Komm, wir müssen nach drüben auf die andere Seite des Hafens, ich habe uns einen Tisch reserviert.«
Grinsend zog er Konrad Simonsen mit sich. Arne Pedersen schlenderte hinter ihnen her und drückte sich selbst die Daumen.
Ihre reservierten Plätze erwiesen sich als ein Holztisch mit Bänken, wo man ungestört picknicken und dabei die Aussicht über den Fjord genießen konnte. Eine junge und eine ältere Frau saßen bereits dort und warteten auf sie. Die beiden Kopenhagener Ermittler tauschten nickend einen Blick aus, als sie Rikke Barbara Hvidts Enkelin sahen. Die Männer setzten sich, und Hans Svendsen begann vorsichtig: »Hallo Rikke, nett von dir, dass du gekommen bist.«
Gleichzeitig streckte er seine Hand über den Tisch aus und drückte die junge Frau leicht am Arm, die wie ihre Großmutter mit einem Lächeln antwortete. Die ältere Frau richtete ihre blinden Augen auf ihn und sagte: »Tag, Bürgermeister, du hättest ja fast mal zur Familie gehört, nicht wahr?«
Das junge Mädchen wurde rot.
»Stimmt, stimmt. Und wer würde nicht gern zu deiner Familie gehören, Rikke. Aber das mit dem Bürgermeister ist nun wirklich schon ein paar Jahre her. Bevor die Gemeinden zusammengelegt wurden, du weißt schon.«
Er setzte sich zu ihr, und die beiden plauderten eine Weile über alte Zeiten, ohne sich um die anderen Anwesenden zu kümmern.
Hans Svendsen ließ sich viel Zeit, und Arne Pedersen fühlte stellvertretend für seinen Chef einen zunehmenden Druck. Er war schließlich nicht in diese Ecke Seelands gekommen, so schön und idyllisch es im Sommer hier auch sein mochte, um diesem netten Smalltalk beizuwohnen. Konrad Simonsen selbst schien sich an dieser langen Vorstellung aber nicht zu stören; sein Fuß spielte mit den Sonnenstrahlen, die zwischen den
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