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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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auf. Er war sein Ideal, aber auch eine potenzielle Bedrohung – in erster Linie, weil er körperliche Gewalt gegenüber seiner Mutter ausgeübt hat. In der Schule kam Andreas Falkenborg ganz gut zurecht, richtig gut war er aber nicht. Er hatte häufig Freunde bei sich zu Hause. Die Frauen beschreiben ihn aber trotzdem als ein verhätscheltes Muttersöhnchen, das noch immer sehr kindliche Züge hatte. Der Junge behandelte die Dienstmädchen seinerseits jedoch arrogant und von oben herab. Er folgte damit dem Vorbild seiner Eltern, außerdem verpetzte er sie bei seiner Mutter bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Überhaupt soll er eine sehr enge Beziehung zu seiner Mutter gehabt und in ihrem Bett geschlafen haben, bis er fast acht Jahre alt war. Die Eltern hatten übrigens getrennte Schlafzimmer.«
    »Ja, das klingt wie das Rezept für einen Psychopathen«, sagte Poul Troulsen.
    »Das will ich meinen, aber es wird noch schlimmer. Wenn Andreas Falkenborg es nicht schaffte, die Erwartungen seines Vaters zu erfüllen, insbesondere was seine schulischen Leistungen anging, bestrafte dieser dafür seine Mutter. Vater Falkenborg war der Meinung, dass sie für die Hausaufgaben ihres Sohnes die Verantwortung trug, so dass sie die Prügel für das fehlende Wissen ihres Sohnes einstecken musste. Mindestens zweimal musste Andreas Falkenborg bei der Züchtigung seiner Mutter zuschauen, nachdem er mit mittelmäßigen Noten aus der Schule nach Hause gekommen war.«
    Pauline Berg hielt kurz inne und trank noch einen Schluck Wasser.
    »Ja, das ist sicher ein Schmankerl für unseren Psychologen. Aber ich habe noch eine kleine Perle – Elisabeth Falkenborg war wie besessen davon, dass die Dienstmädchen in ihrem Haus ordentliche, kurze Fingernägel hatten, und wenn sie nicht selbst in der Lage waren, diese zu schneiden, hat sie das getan. Eine von Andreas Falkenborgs Lieblingsnummern – er hatte das schon als kleiner Junge drauf – war, vorzugeben, sie hätten ihn gekratzt. Seine Mutter stand dann zu seiner großen Freude immer gleich mit der Schere bereit.«
    Konrad Simonsen sah auf seine Uhr, ein sicheres Zeichen für sein Personal, Gas zu geben, und brummte: »Da zeichnet sich langsam ein Bild ab. Hat er die Dienstmädchen noch anderweitig beschuldigt oder weitere Lügen vorgebracht?«
    Pauline Berg klappte ihr Notizbuch zu. Diesen Teil konnte sie auswendig: »Ja, sie sollen Sex mit dem Fabrikanten gehabt haben. Das traf mindestens bei dreien zu, vielleicht noch bei weiteren. Keine hat sich am Telefon dazu aber konkret geäußert. Wir werden einige dieser Frauen besuchen müssen, um die ganze Wahrheit zu erfahren. Vielleicht ist Agnete Bahn ja auch hinters Licht geführt worden.«
    »Das erfahren wir dann am Montag«, sagte Konrad Simonsen und verschwand aus seinem Büro, ohne sich von den anderen zu verabschieden.

[home]
    25
    P auline Berg genoss ihr Essen mit dem Psychologen. Er hieß Madsen,
E. Madsen,
seinen Vornamen wollte er ihr aber nicht verraten.
    Sie probierte alle Namen mit E durch, doch als der Abend sich dem Ende zuneigte, gingen ihr langsam die Ideen aus. Beim Dessert kamen ihr dann aber doch noch zwei Namen in den Sinn: »Ebert oder Esben?«
    »Warum genießen Sie nicht einfach Ihr Eis und erzählen mir ein bisschen über sich?«
    »Ist denn der richtige dabei?«
    »Nein.«
    »Beide falsch?«
    »Beide falsch.«
    »Uff, und was ist mit Emmerik?«
    »So heißt man doch nicht, außer vielleicht, man ist ein Kanarienvogel.«
    »Ich verspreche Ihnen auch, nicht zu lachen.«
    »Das sagen die Leute immer, und hinterher lachen sie dann doch.«
    »Ich nicht. Ich lache nicht, was auch immer das für ein Name ist. Ich schwöre, bei allem, was mir heilig ist.«
    »Vergessen Sie’s, ich glaube nicht, dass Ihnen etwas heilig ist. Was wollten Sie mich fragen?«
    Pauline Berg legte ihren Löffel hin.
    »Hören Sie, Sie sind ja wirklich nett, aber ich kann mich doch nicht mit einem Mann verabreden, den ich nur als Herrn Madsen kenne. Das klingt doch wie in einem Schauspiel aus dem 19 . Jahrhundert. Jetzt kommen Sie schon, dann sage ich Ihnen auch, was ich Sie fragen wollte.«
    »Was ist das denn für ein Kuhhandel? Da müssen Sie schon etwas Besseres finden.«
    »Okay, Sie dürfen den ersten Film aussuchen, wenn wir ins Kino gehen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass wir ins Kino gehen.«
    »Jetzt wissen Sie’s. Ich gehe für mein Leben gern ins Kino, wir suchen uns einen Abend in der nächsten Woche oder vielleicht am Sonntag, die

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