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Das weiße Grab

Das weiße Grab

Titel: Das weiße Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Hammer , Søren Hammer
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Vergleich, wenn sie richtig mies drauf ist. Meine Frau arbeitet in einem der kommunalen Pflegeheime, die unterstehen ja auch den Sozialbehörden, und da leiden sie wirklich unter ihr. Sie hat gerade erst zwölf Leuten aus der häuslichen Pflege gekündigt und dafür ihre eigene Organisation im Rathaus aufgerüstet. Sie und zwei weitere Handlanger von ihr verstehen sich wirklich darauf, bei anderen den Gürtel gehörig enger zu schnallen. Im Gegenzug fehlen ihr dafür die Kompetenzen, mag sein, dass das der Hauptgrund für ihr Verhalten ist. Das Schlimmste an ihr ist aber, dass sie sich bei ihren Vorgesetzten immer schrecklich anbiedert, das ist wirklich absolut unerträglich.«
    »Tja, es gibt halt solche Menschen. Aber wir sollten lieber mit der Arbeit anfangen, auch wenn …«
    Sie sah sich etwas resigniert um.
    »… das nicht einfach zu werden scheint. Ich hoffe, Sie haben einen Überblick, denn sonst kann ich mein Vorhaben wohl gleich wieder aufgeben.«
    »Überblick? Hier unten hat man keinen Überblick, ich habe aber etwas, das Sie vielleicht noch viel besser finden.«
    Er fischte einen USB -Stick aus seiner Hosentasche und reichte ihn ihr.
    »Was ist das?«
    »Achtunddreißig Bilder von der Basis Søndre Strømfjord, alle aufgenommen in den ersten vierzehn Tagen im Juli des Jahres 1983 . Das Bild, nach dem Sie suchen, trägt die Nummer 4 .«
    Die Comtesse war überwältigt.
    »Jetzt hören Sie aber auf, das gibt es doch gar nicht.«
    »Doch, doch. Aber halten Sie den Mund, sonst feuert sie mich und sicher auch meine Frau.«
    »Ich werde nichts sagen. Dann haben Sie mit dem früheren Museumsleiter gesprochen?«
    »Ja, er hat mich über Ihren Wunsch informiert und mir gesagt, wo ich die Bilder finden kann.«
    »Und das Bild 4 – aber ich habe doch niemandem gesagt, wen ich suche?«
    »Nein, aber diese zwei Freelance-Journalisten, die überall herumtelefoniert und jeden kontaktiert haben, der mal auf Grönland war, sind auf der Suche nach dem da, deshalb dachte ich, dass vielleicht auch Sie sich für ihn interessieren.«
    Er holte ein Stück Papier aus seiner Geldbörse und faltete es auseinander.
    Ein junger, kahlgeschorener Mann lächelte sie an.
    »Wo haben Sie dieses Bild her?«, fragte die Comtesse.
    »Die Journalisten waren vor zwei Tagen bei mir zu Hause. Sie haben mir dieses Bild gegeben, mir aber nicht gesagt, wer das ist.«
    »Haben Sie ihnen geholfen?«
    »Nein, die haben mir nicht sonderlich gefallen, außerdem finde ich, dass Mordfälle nicht auf die Titelseiten gehören. Das arme Mädchen, stellen Sie sich doch mal vor, so umgebracht zu werden.«
    »Tja, da kann ich Ihnen nur zustimmen. Kann ich diesen Zettel haben?«
    »Herzlich gerne, ich brauche ihn nicht. Aber wer ist das eigentlich?«
    »Jemand aus dem Außenministerium, der nichts Ungesetzliches getan hat. Wissen Sie, wie diese Journalisten geheißen haben?«
    »Nein, aber einer der beiden hat mir seine Karte gegeben. Ich kann Sie anrufen, wenn ich wieder zu Hause bin.«
    »Das wäre toll. Haben die gesagt, warum sie sich explizit für den Mann auf dem Foto interessieren?«
    »Nein, das haben Sie ja auch nicht getan.«
    Ein paranoider Gedanke meldete sich plötzlich im Kopf der Comtesse.
    »Der frühere Museumsleiter, warum ist der eigentlich verabschiedet worden?«
    »Hm, das ist eine sehr lange Geschichte, bei der es sicher die unterschiedlichsten Wahrheiten gibt, aber das hat nichts mit diesen Bildern hier zu tun, wenn Sie das meinen.«
    »Okay, ich hatte auch nicht damit gerechnet.«
    »Im Grunde ist es sehr schade, dass er nicht mehr hier ist, denn niemand kann so viel über Grönland erzählen wie er: Er kennt Tausende von Geschichten, und manche davon sind sogar wahr. Jetzt ist das Ganze mit der Leitung des Kulturerbes und diversen feinen Museumspolitikern abgestimmt worden und richtig stromlinienförmig geworden. Dabei sind die meisten Besucher ganz gewöhnliche Menschen, die viel lieber spannende Geschichten hören würden.«
    »Kennen Sie einige davon?«
    »Viele, sehr viele, aber ich bin kein so guter Erzähler wie er.«
    »Aber Sie arbeiten daran.«
    Der Mann wurde rot.
    »Ja, so ein bisschen für mich selbst.«
    Die Comtesse sah zu dem Fenster hinüber, gegen das der Regen prasselte. Es war wirklich nicht das Wetter, bei dem man freiwillig vor die Tür ging. Dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr und sagte: »Wollen Sie mir nicht eine Geschichte erzählen?«

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    D as Wetter schlug am Samstagvormittag um. Die laue

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