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Das weisse Horn

Das weisse Horn

Titel: Das weisse Horn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Antonowitsch Jefremov
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massive, braune Kassi-
    teritkristalle. Dieser Granit verfügte über eine Besonder-
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    heit, die Ussolzew bisher nicht gekannt hatte. Von dem
    eigentlichen Granit war fast gar nichts übriggeblieben, an
    seine Stelle war jetzt fester, milchweißer Quarz getreten.
    Das sieht ganz nach einer veränderten Schichtintrusion*
    aus, dachte Ussoizew. Wenn das stimmt, werden die Vor-
    kommen unter der Steppe ungeheuer groß sein.
    Der Geologe blickte nach unten. Jäh stürzte der Felsen ab,
    und sein Fuß versank in dem vom Wind aufgewirbelten
    Staub. Ussolzew stand wie auf einer unendlich hohen Säule
    und fühlte sich grenzenlos einsam. Ihm schien, als ob zwi-
    schen ihm und der Welt da unten jede Verbindung ab-
    gerissen wäre. Und wirklich! Zwischen ihm und dem Leben
    lag eine noch nicht überquerte tödliche Grenze. Der Ab-
    stieg war gefährlicher als der Aufstieg. Er dachte daran,
    daß, falls es ihm gegeben sein sollte, zum Leben zurück-
    zukehren, er als anderer Mensch wiederkommen würde.
    Die übermenschlichen Anstrengungen, die er für die Er-
    reichung seines Zieles aufbringen mußte, hatten ihn ver-
    ändert.
    Doch mit Gewalt schob er diese Gedanken beiseite. Er ging
    daran, seine Pflicht als Forscher zu erfüllen. Es kostete ihm
    viel Mühe, die fadendünnen Spalten in dem glasartigen
    Quarz zu finden. Unter den hartnäckigen Schlägen seines
    Hammers flogen mit lautem Geprassel große Stücke des
    weißen Gesteins herunter. Ussolzew sah, wie sie auf den
    Grat des Felsens fielen und dann pfeifend ins Tal stürzten.
    Die Fallrichtung trug er auf dem Plan ein, den er in seinem
    * Eindringen von flüssiger Lava in abgelagerte Stauchten. Nach der Ab-kühlung blieb das ausgeworfene Gestein als Schicht liegen,

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    Notizbuch skizziert hatte, vermerkte dann sorgfältig alle
    Gesteinslagerungen des Gipfels, zeichnete die Umrisse des
    mutmaßlichen Vorkommens ein und fügte noch einige
    Worte über seine Nachforschungen hinzu. Dann schlug er
    die erste Seite des Buches auf und schrieb mit großen Buch-
    staben schräg darüber: „Achtung! Hier sind die Angaben
    über die von mir entdeckten Gesteinsvorkommen des
    Weißen Horns!"
    Er steckte das Notizbuch in seine Tasche und knöpfte sie zu.
    Für Sekunden sah er das Bild, wie man seinen zerschlage-
    nen Leichnam umwandte und in seinen Taschen nach Pa-
    pieren suchte. Ussolzew kniff unwillkürlich seine Augen
    zusammen. Dann rollte er das mitgenommene Seil auf. Es
    war kurz, aber es mußte für den Abstieg bis zu den ein-
    geschlagenen Haken genügen.
    „Wo kann ich bloß das Seil befestigen? Hier an diesem
    Vorsprung? Besser wäre es etwas tiefer, auf d e m '
    Plateau..."
    Während er einen Spalt suchte, begann er mit seinem
    Hammer die dünne Geröllschicht wegzuräumen. Der Wind
    wurde immer stärker, und die von ihm erfaßten kleinen
    Gesteinssplitter schlugen Ussolzew ins Gesicht und auf die
    Hände. Plötzlich schlug der Hammer auf Metall. Und dieser
    leise Ton durchschauerte den Geologen. Ussolzew zog
    unter dem Geröll ein langes, schweres Schwert hervor,
    dessen goldener Griff hell glänzte. Von der Klinge flatter-
    ten die Fetzen eines mit Pech getränkten Gewebes.
    Ussolzew war wie versteinert. Das Bild des Kriegers, des
    Bezwingers des Weißen Homs aus der Volkslegende, stand
    3 Das Weiße Horn

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    leibhaftig vor ihm. Der Schatten der Vergangenheit, das
    Gefühl, einer wirklich unsterblichen Tat eines Menschen
    begegnet zu sein, erschütterte Ussolzew. Nach einer Weile
    fühlte der Geologe, wie in seinen Körper neue Kräfte
    strömten. Ihm schien es, ais würde sich auf dieser von nie-
    mand sonst erreichten Höhe der sagenhafte Held mit auf-
    munternden Worten an ihn wenden. Ussolzew schlang das
    Seil um einen kleinen Vorsprung des weißen Gesteins.
    Vorsichtig hob er das wertvolle Schwert auf, band es fest
    auf seinen Rücken und legte mit einem Lächeln seinen
    Geologenhammer auf das Plateau,
    Am Fuß der Steilwand des Weißen Horns blieb der Geo-
    loge stehen und suchte einen Weg. Eine dahintreibende
    Wolke bewegte sich direkt auf ihn zu. In dem Flug der
    großen weißen Masse, die so frei in der Luft hing, lag
    etwas unerklärlich Freies und Kühnes. Ein leidenschaft-
    licher Glaube an seine Kräfte erfaßte Ussolzew. Er hielt
    seine Brust dem Wind entgegen, breitete seine Arme weit
    aus und ließ sich aufrecht den Abhang hinab, wobei er nur
    mit Hilfe des Windes sein Gleichgewicht hielt. Er freute
    sich an seinem leichten Flug, und der Wind

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