Das weisse Kaenguruh
geworden. Billy hatte während seiner letzten Erkundungsfahrt ein wunderschönes Modell entdeckt und wollte es gleich in der nächsten Nacht abholen. In einem Aufwasch mit den hochwertigen Terrakottafliesen, die er sich als Bodenbelag für seine Datsche herausgesucht hatte. Ein wohlhabender Mensch mit mediterranem Anspruch baute sich zu dieser Zeit gerade eine Villa an den Waldrand von Lohmar und setzte dabei auf gehobenen Standard. Und bei der Badewanne war das nicht anders. Sie war noch originalverpackt und sie gefiel Billy sofort. Sie war weiß, hatte Massagedüsen und war groß genug für zwei. Und Billy wußte, warum er sie brauchte. Unbedingt.
Es sollte der finale Raubzug der beiden Freunde werden, und am Anfang lief auch alles rund wie eine Billardkugel. In weniger als einer halben Stunde hatten Billy und Florian die Fliesen und einige Säcke Kleber in den Laderaum ihres Fluchtfahrzeugs gewuchtet. Alles paßte wunderbar hinein. Billy fuhr seinen R4 von Anfang an ohne Rücksitzbank. So oft, wie er in seiner Karre pennte, machte das Sinn. Dann folgte die Kür. Die Badewanne sollte aufs Dach. Aber zuerstmußte sie aus dem ersten Stock geholt werden. Und das, so wußte Billy, würde nach den Erfahrungen der letzten Zeit eine gewisse Herausforderung darstellen.
Florian und er hatten nämlich Ernst gemacht. Im treuen Glauben an die verwegene Theorie von »Freispruch durch Kiffen« hatten sie sich auch diesmal prophylaktisch und bis unter die Schädeldecke zugeballert. Genau wie bei den insgesamt fünf Raubzügen zuvor. So machte Mopsen Spaß. Selbst wenn es doppelt so lange dauerte. Mindestens. Für den Abtransport des Boilers zum Beispiel, der die Warmwasserversorgung in Billys Datsche sicherstellen sollte, hatten sie mehr als drei Stunden gebraucht. Seriös arbeiten und gleichzeitig kiffen schließen sich halt grundsätzlich aus. Außer bei Willie Nelson vielleicht.
Es dauerte also eine Weile, bis die beiden die Wanne aus dem Bad im ersten Stock über die geschwungene Treppe in die Eingangshalle im Parterre der Villa gebracht hatten. Von hier aus waren es nur noch rund 25 ebenerdige Meter bis zum Auto. Aber anstatt die Sache nun in einem Zug durchzuziehen, nutzte Florian die Gelegenheit, um vor der letzten Etappe noch einmal auszutreten. Er setzte die Wanne ab, stellte sich vor eine Betonmischmaschine, die unschuldig in der Halle herumstand, und pinkelte hinein.
»Hey, ich habe eine super Idee. Wollen wir Pißbeton machen?« fragte er Billy, der sich mittlerweile entnervt auf den Rand der Wanne gesetzt hatte.
»Komm schon, wir hauen das Sixpack weg, das wir noch im Auto haben, und pissen es direkt hier rein, ein bißchen Zement dazu, fertig!«
»Florian, können wir jetzt bitte weiter?« sagte Billy nur.
»Wir könnten natürlich auch reinscheißen.«
»Florian!«
»Ja, ja. Ich komm ja schon. Alter Spielverderber.«
Um das Haus war ein Baugraben gezogen. Um zum Autozu gelangen, mußten sie daher mit der Badewanne über einen Steg laufen, der den Graben überbrückte. Der Steg war trokken, breit genug für zwei und er federte auch nicht besonders stark nach. Der Arbeitsschutzbeauftragte hätte eine Plakette verliehen und auch Billy war guter Hoffnung, nachdem Florian endlich fertiggepinkelt hatte. So traten sie mit der Wanne durch die Haustür ins Freie, hatten den Steg schon vor Augen und alles schien sich prächtig zu entwickeln. Nur Florians Laberflash nervte ein wenig. Er hatte sich gerade in den Wirrungen der Idee einer Weltpolizei verstrickt.
»Sieh es mal so«, begann er zu philosophieren, »wenn wir wirklich nur noch eine einzige Polizei auf dieser Welt hätten, sozusagen eine Art Erdbulle, dann dürften die Uniformen natürlich auf gar keinen Fall grün sein. Vor grün hat doch keiner Respekt. Blau, das macht Eindruck. Wie bei den Franzosen. Oder bei den Italienern. Aber am besten wäre natürlich immer noch rot. Das hat so was Unbestechliches. Rote Bullenuniformen würden der Polizei extrem helfen. Das ist dann wie bei einer Ampel. Rot heißt anhalten, stop, und so weiter. Aber grün? Ich meine, wenn es grün ist, macht doch jeder, was er will. Grün ist höchstens was für die Feuerwehr. Auch wegen der Hoffnung, falls du verstehst, was ich meine?«
Billy verstand kein Wort. Aber vor allem hatte er nichts zu sagen. Er stand bereits mit einem Fuß auf dem Steg, hatte es plötzlich mit einem rapiden Kräfteschwund in den Armen zu tun und mußte sich konzentrieren. Deshalb ignorierte er Florians
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