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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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witzig, echt«, antwortete Billy leicht genervt. »Willst du ein Bier? Die Kühlbox steht auf der Terrasse.«
    »Die Kühlbox steht auf der Terrasse«, echote Florian. »Wirst du jetzt auch noch spießig, oder was?«
    Kurze Zeit später saßen die beiden Freunde unter der Pergola vor der Datsche und tranken Kölsch. Stühle gab es nicht, das Bier war dafür herrlich kalt. Die Kühltasche funktionierte einwandfrei. Billy hatte sie im Baumarkt gekauft. Überhaupt hatte er schon eine ganze Menge Geld gelassen, bei OBI. Was ihm ein bißchen Sorgen machte. Eine Bohrmaschine von Bosch, Hammer und Meißel aus der Profi-Linie, ein Insektenvertilgungssprühgerät, zwei Kanister Desinfektionslösung (hochdosiert), allerlei Kleinkram wie Gummihandschuhe und ein Vorteilspack Mundschütze, ein geliehener Hochdruckreiniger und eine bezahlte Kühltasche plus Bier – schon waren über 250 Mark weg. Und mit welchem Effekt? Die Datsche hatte feuchte Wände, war weiterhin unbewohnbar und stankimmer noch wie eine Versitzgrube. Für mehr als zwei Blaue und einen kleinen Braunen nicht gerade eine berauschende Bilanz, wie sich Billy eingestehen mußte.
    Dabei hatte er eigentlich Geld genug. Seit seinem Abitur. Das Geld hatte er von Oma Elisabeth geerbt, die die Erbschaft an das Erreichen der allgemeinen Hochschulreife geknüpft hatte. »Wenn Du Dein Abitur schaffst, kannst Du über Dein Erbe verfügen«, hatte sie in ihrem Testament festgelegt. »Mach mit dem Geld, was Du willst«, stand weiter unten. »Wenn Du damit aber ein Studium finanzierst, dann würde mich das sehr glücklich machen. Was Du studierst, spielt keine Rolle. Solange Du es nur aus Leidenschaft tust.«
    Fünfzigtausend Mark hatte Oma Elisabeth auf den Kopf ihres Enkels ausgesetzt. Sein Bruder Thomas bekam die gleiche Summe, während der beachtliche Rest in die Taschen von Billys Vater floß, wo er nach und nach versickerte. Für Billy stand natürlich fest, daß er dem Wunsch seiner Oma in jedem Fall folgen würde. Ja, er wollte studieren. Nur das mit der Leidenschaft, das war so eine Sache. Aber da war er bis jetzt ganz entspannt. Die würde er schon noch finden, beruhigte er sich, und das Erbe konnte er dabei dringend brauchen. Fünfzigtausend Mark für ein Studium bedeuteten fünf Jahre lang einen knappen Tausender im Monat. Und wenn er nebenbei noch ein bißchen arbeitete, rechnete er sich seine Lage schön, könnte er sogar sechs oder sieben Jahre lang studieren. So lange, bis er sie endlich fand, diese verdammte Leidenschaft. Dieser Plan bot überdies einen entscheidenden Vorteil. Dank Oma Elisabeths Geld war Billy nicht mehr auf seine Eltern angewiesen. Mit fünfzigtausend Mark auf dem Konto hat man nämlich immer die besseren Argumente als seine Alten.
    »Das Renovieren wird dich aber ganz schön was kosten«, sagte Florian und riß sein zweites Kölsch auf.
    Er konnte unglaublich schnell irrsinnig viel trinken. Viel schneller und sogar noch mehr als Billy.
    »Zwei- bis dreitausend«, sagte Billy und trank noch am ersten.
    »Das reicht nie.«
    »Dann vielleicht vier«, erhöhte Billy. »Aber höchstens.«
    »Mindestens zehn«, behauptete Florian. »Wenn nicht fünfzehn.«
    »Niemals.«
    »Mindestens zehn, glaub mir. Die Hütte ist doch total runter. Allein das Bad. Und dann das Dach. Das kostet dich allein schon ein- bis zweitausend. Ich kenne mich da ein bißchen aus, sorry.«
    Die Liste war in der Tat sehr lang. Zusätzlich zum Dach mußten die Innenwände ausgebessert werden. Oder besser gleich neu verputzt. Und natürlich gestrichen. Wieder weiß, hatte Billy beschlossen. Dann mußte der Fußboden raus. Dringend. Billys Vater hatte sich damals für Parkett entschieden. Aus PVC. Er hatte es auf dem Estrich verklebt. Weil das schnell ging, preiswert und außerdem beim Wischen so praktisch war. Der nächste Punkt auf der Liste war das Bad und das hatte folgende Unterpunkte: Dusche, Waschbecken, Armaturen, Fliesen, zwingend ein Boiler oder Durchlauferhitzer, ein Klo inklusive Deckel mit Holzkern (da war Billy hart) und eine Lampe mit Ventilator. Für die heißen Tage, wenn die Sonne brannte und der Gestank groß war. Dazu kam eine neue Küche. Unbedingt mit großer Arbeitsplatte, einer Espressomaschine obendrauf und einem Kühlschrank für jemanden wie ihn, der gerne futtert und Alkoholiker im Freundeskreis hat. Dann ein neuer Ofen als Heizung für den Winter. Ganz wichtig. Und schließlich noch eine Badewanne im Wohnzimmer. Die war für ihn übrigens

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