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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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Gequatsche einfach. Schritt für Schritt, nicht zu hastig und mit der gebotenen Vorsicht ging er weiter.
    Nach ein paar Metern machte Florian dann, ziemlich exakt in der Mitte des Stegs, eine Vollbremsung. Billy riß es die Arme nach hinten. Das hatte Florian zwar nicht beabsichtigt, aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Ihm war noch etwas Wichtiges eingefallen.
    »Und stell dir bloß mal vor, die Bullen kommen jetzt. Genau in diesem Moment«, legte er los. »Und sagen: ›Guten Abend, meine Herren‹, sagen die Bullen. › Was machen sie denn da mit der Badewanne, hm?‹ Und weißt du, was wir ihnen antworten? Das ist der absolute Hammer. Da kommst du nie drauf.«
    Billy stand regungslos auf dem Steg über dem Baugraben und spürte, wie sich langsam auch die letzte Kraft aus seinen Armen verabschiedete. Deshalb beschloß er, auf nichts und niemanden mehr zu warten. Und auf seinen bekifften Freund schon gar nicht. Er wollte einfach nur noch weitergehen. Doch kaum hatte er den ersten Schritt nach vorne gemacht, kam von hinten eine Antwort, die alles veränderte.
    »Also, wenn die Bullen jetzt kommen und wissen wollen, was wir hier machen, dann sagen wir einfach: › Wir gehen baden.‹«
    Es folgte ein Crescendo, das mit einem leisen Kichern begann, sich rasend schnell zu einem heftigen Lachen auswuchs und kurz danach in purer Kifferhysterie endete. Florians Körper krampfte zusammen, und er verlor die Beherrschung. Auf einmal und ohne Vorwarnung begann er, mit der Wanne in der Hand auf dem Brettersteg herumzutorkeln. Völlig unkontrolliert, vor und zurück, zur Seite hin und her und überhaupt in alle Richtungen.
    »Hör sofort auf, du Penner«, brüllte Billy. »Ich fall gleich runter.«
    Florian interessierte das allerdings gar nicht. »Wir sagen den Bullen einfach: › Wir gehen baden‹«, prustete er nur. »Wie geil ist das denn? › Wir gehen baden.‹ Wahnsinn. Wahnsinn! Ich kann nicht mehr.«
    Dann ließ Florian die Badewanne fallen. Er löste plötzlich den Griff und schon krachte das hintere Ende der Wanne auf den Steg. Bedrohlich weit am linken Rand. Und mit Folgen. Durch den Schlag verlor Billy auch den letzten Anflug seinesGleichgewichts, und als er es nicht wiederfand, ließ auch er die Wanne los, um sich zeitgleich mit einem gewagten Sprung in den Baugraben zu retten.
    Die Badewanne kam hinterher. Florian rief noch kurz: »Vorsicht, Wanne kommt!«, bevor sie in die Tiefe rauschte. Mit einer fies scharfen Kante voran und mit ordentlich Wumms dahinter. Und wenn Billy nicht so unglaublich schnell gewesen wäre und sich noch geistesgegenwärtig zur Seite gewälzt hätte, dann wäre die Badewanne mit Sicherheit in seinen Kopf eingeschlagen. So zerriß die Wanne nur seine Hose und schlitzte lediglich seine Wade auf. »Ist lang, aber nicht tief«, sagte der Arzt in der Notaufnahme des Krankenhauses. »Das müssen wir nicht nähen, das können wir klammern.«

Frauen glücklich machen.
    Manchmal muß ein Mann einfach tun, was ein Mann tun muß; Verletzungen hinnehmen inbegriffen. Und in der Tat biß Billy auf die Zähne und spielte den Schmerz und die feiste Narbe herunter. Die Badewannenaktion hatte sich für ihn trotzdem gelohnt. Oder besser: anders wäre es gar nicht gegangen. Denn wie gesagt, Billy brauchte die Badewanne unbedingt, ja, in seinen Augen war eine Badewanne für einen Mann geradezu existentiell. Und der Grund dafür hieß Sandra.
    Die Affäre Sandra lag mittlerweile ein knappes Jahr zurück, sie hatte zwei Akte und erreichte ihren Höhepunkt in der Datsche, die Billy nun zu seinem Hauptwohnsitz umbaute. Fulminante eins achtzig war Sandra groß, einige Jahre älter als er, Optikermeisterin aus dem Badischen und damals zwecks Fortbildung für ein Wochenende in der Stadt. Billy hatte sie im Saga kennengelernt, dem besten, weil einzigen Club von Troisdorf. Er war an der Bar gestanden und mit ihm der Alkohol. Billy und Sandra hatten viel getrunken. Vielgeredet hatten sie nicht. Irgendwann hatte Billy sie einfach abgeschleppt und war mit ihr auf direktem Weg in die Datsche nach Oberlar gefahren. Den Schlüssel hatte er sich schon vor Jahren vom Schlüsselbund seines Vaters ausgeliehen und nachmachen lassen. Und Sandra war weiß Gott nicht die erste, die davon profitierte.
    Es war eine laue Sommernacht gewesen und der erste Akt mit ihr fand auf ihren besonderen Wunsch im Freien unter den Sternen statt. Billy hatte nichts dagegen einzuwenden, und es wurde daher auf der Wiese getrieben. Er lag mit

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