Das weisse Kaenguruh
nacktem Oberkörper und unten. Sie saß auf ihm. Eine gute halbe Stunde lang. Dann kam sie. Und Billy auch. Es hatte ihr gut gefallen. Billy auch. Sie hätte gerne weitergemacht. Und Billy erst recht. Doch dazu kam es nicht.
»Wenn du eine Badewanne hast, dann komme ich gerne noch einmal vorbei«, hatte sie beim Abschied zu ihm gesagt, und Billy wußte sofort, was sie damit meinte. Und er konnte sie gut verstehen. Immerhin hatte sie sich ganz schlimm wehgetan, als sie an jenem Abend das zweite Mal mit ihm vögeln wollte. Dabei war er nur kurz duschen gegangen, um etwas gegen dieses entsetzliche Jucken zu tun. Die Wiese hatte ihm nämlich den Rücken aufgerissen wie eine Domina mit neunschwänziger Peitsche. Eine entspannende heiße Dusche schien da die einzig logische Konsequenz. Aber es dauerte keine drei Minuten, da war Sandra schon zu ihm in die urenge Kabine gestiegen und an Entspannung fortan nicht mehr zu denken. Sie wollte es noch einmal wissen. Und sie wollte es wild, wie Billy in ihren Augen sah. Und eigentlich wollte er es ja auch.
Zum Orgasmus kamen sie nicht. Gerade, als es ein wenig exstatischer wurde in den Hüften, rutschte Billy unvermittelt aus, verlor die Orientierung und krachte mit Sandra im Arm in der Dusche zusammen. Diesmal war sie unten. Billy hatte zwar noch versucht, sich irgendwo anders festzuhalten, aberunglücklicherweise war Sandras wunderschöner Körper das einzige, was er zu fassen bekam. Die Folgen waren wenig erotisch. Sandra knallte zuerst mit dem Hinterkopf gegen die Wand der Duschkabine und dachte schon, es sei vorbei, als Billy Sekundenbruchteile später hinterherkam und sich mit seinem rechten Knie in ihren linken Oberschenkel bohrte. Sandra blieb zur Erinnerung an diese mißglückte Nummer ein unschönes, handtellergroßes Hämatom zurück. Billy dagegen blieb weitgehend unverletzt. Nur eines hatte sich verändert. Sandra hatte ihm ungewollt eine der zentralen Lebensweisheiten vermittelt, die ein echter Mann kennen muß, wenn er sich auf die Frauen einlassen will. Um eine Frau wirklich glücklich zu machen, das wußte Billy seit jener Nacht, braucht man eine Badewanne.
Die Wanne ist voll.
Die Wunde, die sich Billy beim Abtransport der Badewanne zugezogen hatte, verheilte schnell und gute vier Wochen später war es soweit. Er erklärte seine Renovierungsarbeiten für beendet und lud seine Besten aus diesem Grund zum Feiern ein. Es wurde ein rauschendes Fest, und er hatte es sich redlich verdient. Die Arbeit an der Datsche war hart gewesen und teuer genug war sie am Ende auch noch. Trotz seiner Raubzüge und eines illegalen Kleinunternehmers standen schließlich mehr als 5000 Mark auf seiner Rechnung. Und weil es jetzt eh schon egal war und Billy außerdem auf runde Zahlen stand, machte er die 6000 voll und ließ es krachen. Es gab eine Kiste Champagner zur Begrüßung, danach ohne Ende Früh-Kölsch vom Faß und anständigen Wein aus der Toskana, für den Hunger ein sattes kaltes Buffet und massig T-Bone -Steaks vom Grill, dazu Folienkartoffeln und Fisch für eventuelle Vegetarier. Veganer kannte Billy nicht.
Die Datsche leuchtete. Auch am Licht hatte Billy nicht gespart.In der Mitte des Gartens hatte er eine große Feuerstelle ausgehoben und überall, wo es ihm sinnvoll erschien, zusätzlich unzählige Fackeln aufgestellt. Vom Birnbaum neben der Terrasse hing ein halbes Dutzend Laternen herunter und hinten links, unter einer schiefen Birke am Zaun, stand ein leuchtendes Gespenst mit roten Augen, das früher einmal als Bettuch im Wäscheschrank seiner Mutter gelegen hatte. In der Datsche selbst brannten kiloweise Teelichter, und die obligatorische Diskokugel drehte sich ohne Unterlaß. Über allem lag viel und laute Musik.
Das Fest begann bereits am Nachmittag, aber es sollte unendliche Stunden dauern, bis endlich der Gast erschien, auf den sich Billy am meisten gefreut hatte. Sandra, sein Duschunfall vom letzten Jahr, war seiner Einladung nämlich tatsächlich gefolgt und extra aus Freiburg angereist. »Wollen wir baden gehen?« hatte Billy ihr geschrieben, und auf einmal stand sie vor ihm. Am Grill. Um halb acht. Billy hatte gerade ein frisches Steak auf der Gabel und sie hatte gefragt: »Ist das Fleisch für mich?«
»Welches?« hatte Billy darauf geantwortet und war von da an ihr Liebhaber für einen Abend, eine Nacht und ein ausgiebiges Vollbad zu zweit. Am nächsten Morgen war es mit der Herrlichkeit dann allerdings vorbei. Sandra fuhr wieder heim. Der Abschied war
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