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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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spuckte und spuckte, in immer neuen Schüben und in solch unfaßbaren Mengen, daß selbst die Königin der Bulimikerinnen vor Neid erblaßt wäre. Wie gesagt, es war ekelhaft, und es war eine Mischung aus Magensäure, Galle, Jakobsmuscheln und Tintenfisch. Und während Billy sich wieder und wieder übergab, verfluchte er keinen mehr als Herrn Kreuzer. Denn wie hatte er noch so schön gesagt? »Das Buffet kann ich nur wärmstens empfehlen. Besonders die Meeresfrüchte müssen Sie probieren.«
    »Toller Tip«, dachte sich Billy jetzt. Und spuckte weiter. Nach guten fünf Minuten hatte er sich dann endlich ausgekotzt. Wie ein geprügelter Hund kniete er nun auf dem Boden und wischte sich mit dem Handrücken die Reste der vergangenen Nacht vom Mund.
    »Das darf doch alles nicht wahr sein«, stöhnte er, als endlich alles draußen war.
    Seine Augen waren gewässert, das Blut pumpte durch seinen Kopf, und der Boden vor ihm war eine einzige stinkende Lache aus halbverdauten Essensresten und ätzenden Körperflüssigkeiten.
    »Chapeau«, sagte Florian von hinten.
    Er hatte sich das ganze Szenario vom Bett aus mit angesehen.
    »Scheiße, scheiße, scheiße«, fluchte Billy und faßte sich dabei an die Stirn.
    »Schmerzen?« fragte Florian.
    »Und wie«, stöhnte Billy und spuckte aus.
    »Kein Wunder. Nach der Nacht«, sagte Florian nur.
    Dann ging er zu Billy hinüber und kniete sich zu ihm auf den Boden.
    »Ich schlage vor, du stellst dich erst einmal unter die Dusche. Ich mache hier solange sauber.«
    »Was ist passiert? Ich meine, schön daß du da bist. Aber wieso? Wieso bin ich hier? Und vor allem, wieso bist du hier?«
    »Du kannst dich an nichts erinnern, was?«
    »Nicht wirklich«, sagte Billy und spuckte noch einmal kräftig nach.
    »Komm«, sagte Florian und packte seinen besten Freund unter den Armen. »Ab in die Dusche. Und wenn du fertig bist, erzähle ich dir alles.«
    Dann richtete er Billy mit einiger Mühe auf und schleifte ihn ins Bad.
    »Was habe ich getan?« fragte Billy, während er sich die Klamotten vom Leib zog.
    »Du warst einsame Spitze, wirklich«, beruhigte ihn Florian und schlug ihm dabei auf die Schulter. »Glaub mir. Einsame Spitze warst du. Ganz großes Kino.«

Krieg mit Frankreich.
    Der Anruf kam gegen halb zwölf. Florian lag bereits im Bett und schaute fern. Es war Annabelle, die ihn da unverhofft anrief, und sie war völlig aufgelöst.
    »Du mußt sofort kommen«, weinte sie ins Telefon. »Es geht um Billy. Er dreht total durch.«
    »Was ist los?« wollte Florian wissen.
    »Das ist doch jetzt völlig egal«, antwortete Annabelle. »Wenn du nicht sofort kommst, kommen die Bullen.«
    Mehr mußte sie nicht sagen.
    »Wo bist du?« fragte Florian bereits im Stehen.
    »Bei meinen Eltern.«
    »Ich bin in zwanzig Minuten da.«
    Florian wußte zwar nicht im geringsten, was das alles zu bedeuten hatte, aber auf jeden Fall wußte er, daß es sich um einen Notfall handeln mußte. Annabelles Stimme ließ keinen anderen Schluß zu. So hatte er sie noch nie erlebt, und daher zögerte er keinen Augenblick, schmiß sich in die Klamotten, setzte sich auf sein Motorrad und raste los. 19 Minuten später traf er am Tatort ein.
    Billy saß auf dem Bürgersteig vor dem Haus und weinte und lachte zugleich, als Florian seine SR 500 vor dem Haus parkte. Annabelle stand hinter Billy und bewegte sich nicht.
    »Hi, Annabelle«, begrüßte sie Florian kurz und setzte sich sofort danach neben Billy auf den Bürgersteig.
    »Billy, alter Junge. Du siehst ja richtig scheiße aus, Glückwunsch. Was ist denn nur los?«
    »Es ist Krieg, Flo«, lallte Billy, ohne ihn anzusehen.
    »Krieg?« fragte Florian.
    »Krieg«, bestätigte Billy und vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Krieg mit Frankreich.«
    Er war total betrunken.
    »Ach so«, sagte Florian trocken. »Und ich dachte schon, es sei etwas Ernstes. Und? Wer gewinnt?«
    »Na wer schon«, sagte Billy, nahm seine Hände runter und schaute Florian mit starrem Blick ins Gesicht.
    »Der Franzose natürlich. Weil der Franzose, weißt du, der heißt Pierre. Und der sagt ›Papillon‹ zu ihr. Sagt einfach ›Papillon‹, die Drecksau. Papillon, Papillon, Papillon, verstehst du?«
    »Na ja«, sagte Florian. »Wenn du mich so fragst, kein Wort.«
    »Papillon heißt Schmetterling, verdammt«, erklärte ihmBilly das Problem. »Verstehst du jetzt? Er sagt Schmetterling zu ihr.«
    Er warf die Hand in Annabelles Richtung und fing an zu brüllen.
    »Und sie ist an allem schuld. Da

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