Das Weisse Kleid Des Todes
Kreemie-Kakes-Backstube mitbringen.« Er fand die Sachen rasch, denn wie Clares Büro war auch ihre Küche gut organisiert. Eine Frau, die Prioritäten setzte – keine Frage.
»Bitte sehr.« Er stellte zwei große Tassen auf den Kaffeetisch, dann ging er zum Fenster neben der Haustür und versuchte, es zu verriegeln.
Clare reckte den Hals. »Was machen Sie da?«
»Sie einsperren.« Er legte den Sicherheitsriegel an der Tür vor. »Wen kann ich anrufen und bitten, dass er heute Nacht bei Ihnen bleibt?«
»Russ!« Ihre Stimme klang empört. »So etwas könnte ich niemandem zumuten.«
Er drehte sich zu ihr um. »Clare, jemand hat sich heute Abend viel Mühe gegeben, Sie zu töten. Machen wir’s ihm nicht zu einfach, falls er einen zweiten Anlauf unternimmt.«
»Aber er ist doch –«
»Wir wissen nicht, was er ist. Der Kerl könnte inzwischen ein Eiszapfen sein. Vielleicht ist er aber auch in sein Schneemobil gestiegen und davongerauscht. Und vergessen Sie nicht die Frau am Telefon, die im Pfarrbüro angerufen hat, um Sie rauszulocken.«
Clare nagte an ihrer Unterlippe. »Meinetwegen. Sorgen Sie dafür, dass alle Türen und Fenster verschlossen sind. Aber ich kenne niemanden gut genug, um ihn hierher zu bitten. Das wäre aufdringlich.«
»Hat Ihnen Ihre Mutter das beigebracht? Ihre Benimmregeln klingen sehr nach Südstaaten.« Er durchquerte das Zimmer und baute sich vor ihrem Sofa auf. »Sie sind erschöpft, und Sie können kaum gehen. Lassen Sie sich schnell jemanden einfallen, dem Sie sich ›aufdrängen‹ können, sonst postiere ich einen meiner Beamten hier.« Sie funkelte ihn wütend an. »Was bedeutet, während eines größeren Sturms einen Mann vom Verkehrsdienst abzuziehen.«
Ihr harter Gesichtsausdruck wich der Besorgnis. Sie nagte wieder an ihrer Unterlippe. »Doktor Anne«, sagte sie schließlich. »Anne Vining-Ellis. Sie wohnt ein paar Ecken weiter.«
»Dieselbe Doktor Anne, die in Glens Falls in der Notaufnahme arbeitet?« Clare nickte. »Die kenne ich persönlich. Ich werd sie anrufen.« Auf dem Tisch hinter dem Sofa stand ein schnurloses Telefon. Er wählte die Nummer der Auskunft, gab anschließend die der Ellis ein und ging Richtung Treppe. »Ich werde mal oben die Fenster überprüfen«, sagte er zu Clare.
»Nicht zu fassen, dass ich so etwas erlaube«, antwortete sie.
»Familie Ellis. Guten Tag.« Er rüttelte an den Riegeln in Clares Schlafzimmer. Zu.
»Hi. Spricht dort Dr. Vining-Ellis?«
»Ganz recht.«
Ein zweiter Raum war leer bis auf ein Nordictrak-Trainingsgerät und eine Bodenmatte. Die Fenster waren verschlossen.
»Hier Chief Van Alstyne, Polizei Millers Kill. Wir sind uns schon ein paarmal begegnet –«
»In Fällen von Trunkenheit am Steuer. Natürlich. Wie kann ich Ihnen helfen, Chief?«
Er schilderte die Situation, während er die Riegel im nächsten Zimmer überprüfte. Es sah aus, als hätte es dem vorherigen Priester als Gästezimmer gedient und als sei nichts entfernt worden. Russ war ziemlich sicher, dass die Jäger-und Hunde-Drucke genauso wenig Clare gehörten wie die dunklen Möbel aus der Depressionszeit. Doktor Anne war entsetzt, als sie erfuhr, welche Hölle ihre Pastorin durchgemacht hatte. »Natürlich komme ich und leiste ihr Gesellschaft«, sagte sie. »Das macht überhaupt keine Umstände. Ich bringe meine Arzttasche mit, dann kann ich ihr etwas für den Übergang geben, damit sie nicht doch noch ins Krankenhaus muss.«
Russ dankte ihr und beendete das Gespräch. In einem der Badezimmerfenster klemmte ein Keil, der es einen Spalt breit offen hielt, und eine dünne Schneelinie hatte sich auf der Fensterbank angehäuft. Russ machte es zu und verriegelte es. Die Klospülung rauschte durch. Russ rüttelte an dem Wasserkasten, aber das half nichts, denn die Mechanik löste sich allmählich in ihre Bestandteile auf. Russ runzelte die Stirn. Mann Gottes, konnten die ihrem Gemeindeoberhaupt nicht mal einen Klempner schicken? Na, bei nächster Gelegenheit würde er in Tim’s Metallwarenhandlung Ersatzteile besorgen und sie einbauen.
»Doktor Anne ist unterwegs«, verkündete er bei seiner Rückkehr ins Wohnzimmer. Clare stöhnte. »Und ich soll Ihnen bestellen, es wäre nicht aufdringlich.« Er steckte seine Hand in das Wasser der Wanne. Es war kühl geworden. »Also, wollen Sie mir jetzt nichts Näheres erzählen?« Er ging in die Küche, um Warmwassernachschub zu holen.
»Stabsfeldwebel Ashley ›Hardball‹ Wright hat meinen jämmerlichen Arsch
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