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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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total mulmig. Aber wenn ich schon mal da bin, dann Zähne zusammen und durch!«
    Mrs. McWhorter drückte wortlos auf den Türöffner. Die Treppe war steil und schlecht beleuchtet. Clare fragte sich, ob das Haus einer baupolizeilichen Überprüfung standhalten könnte. Hatte Millers Kill überhaupt eine Baupolizei?
    Auf Kristens Klopfen hin schwang die Tür von 4A auf.
    »Hallo, Ma«, sagte Kristen gezwungen ruhig, während Clare versuchte, ihren Schrecken über die Frau, die das stocksteife Mädchen umarmte, zu überwinden: ein Riesenweib geradezu.
    Mit einem Gesichtsausdruck zwischen Verletztheit und Frustration ließ Brenda McWhorter ihre Tochter los. »Och, Kristen, sei doch nicht so.« Ihr Blick flatterte zu Clare, die auf dem Gang stand. »Och, sag bloß, du hast ’ne Polizistin mitgebracht. Krissie …«
    »Das ist keine Polizistin, Ma, das ist eine Pastorin. Sie war an dem Abend dabei, als Katies – als Katie gefunden wurde. Du weißt schon. Reverend Clare Fergusson. Sie hat mir geholfen.«
    Clare streckte ihre Hand aus. »Mrs. McWhorter«, sagte sie, um die passenden Worte verlegen. »Freut mich, Sie kennen zu lernen« oder »Tut mir leid wegen Ihrem Ehemann« schien unter diesen Umständen grotesk. »Mein herzlichstes Beileid«, sagte sie. »So viel ich gehört habe, war Katie ein ganz besonderes Mädchen. Man wird sie vermissen.« Und was diesen Dreckskerl, Ihren Mann, betrifft, der kann uns gestohlen bleiben!, fügte Oma Fergusson hinzu.
    Brenda McWhorter gab ihr die Hand und bat ihre beiden Gäste in die Wohnung. Betreten standen sie vor der mächtigen Ahornkommode. »Los, ziehen Sie doch Ihre Jacke aus«, sagte Mrs. McWhorter und wies auf den Garderobenhaken neben der Tür. »Ist alles noch ganz beim Alten.«
    Kristen verdrehte die Augen, nahm aber gehorsam Clares Pilotenjacke und hängte sie neben ihren bauschigen Mantel.
    »Was für interessante Möbel Sie haben«, sagte Clare. »Die sehen ja antik aus.«
    Brenda betrachtete ihr Reich. »Die stammen von meinen Eltern. Mom und Dad sind aus dem großen Bauernhaus, Richtung Cossayaharie, das wir mal hatten. Als mein Dad starb, mussten wir es verkaufen, aber ein paar Möbel hab ich behalten.«
    Kristen ließ sich auf das schmale viktorianische Sofa plumpsen und verschränkte die Arme. »Was hast du vor, jetzt, wo’s ihn nicht mehr gibt, Ma? Ziehst du wieder zu Tante Pat raus? Suchst du dir ’nen Job? Was?«
    Ihre Mutter nahm Platz, indem sie ihren Schwerpunkt über einen abgewetzten, durchgesessenen Polsterstuhl senkte und sich dann kontrolliert fallen ließ. »Na ja, Schatz, ich hab mir gedacht, ich bleib einfach hier. Ich weiß, wir hatten in der Vergangenheit ’n paar Probleme, aber jetzt, wo Daddy nicht mehr ist, da könnten du und ich vielleicht neu anfangen, Freunde werden. Ich hab genug Geld für mein Auskommen …«
    Mit freundlichem Gesicht setzte sich Clare auf einen hochlehnigen Stuhl, dessen Sitzfläche aus Rohrgeflecht bestand, und fragte sich im Stillen, wie ein menschliches Wesen dermaßen aus der Form geraten konnte. Sie rutschte unbehaglich herum. Nein, das war nicht fair. Nicht jeder wuchs in einer Familie auf, die sich sportlich betätigte, und ergriff einen Beruf, zu dem Fitness gehörte. Andererseits sollte eine natürliche Selbstachtung einen ab und zu aus dem Sessel hochtreiben. Sie zuckte leicht zusammen. Alkoholismus bezeichnete sie ja auch nicht als Mangel an Selbstachtung, also sollte sie das bei Fettsucht genauso wenig tun. Wenn einige die Disziplin hatten, nach der dritten Portion den Teller wegzustellen, dann … Ihre Wangen begannen wegen ihres Mangels an Mitgefühl zu glühen. Lieber Gott, betete sie, hilf mir, die Menschen zu akzeptieren, wie Christus sie akzeptiert hat. Lass mich ans Helfen denken, nicht ans Verurteilen. Und erinnere mich, heute Abend einen Fünf-Meilen-Jog einzulegen.
    Kristen besprach mit ihrer Mutter deren Finanzsituation, bat um Einsicht in die Renten-und Versicherungsunterlagen und fragte sie über sonstige Bezüge aus. Mrs. McWhorter hatte von Gelddingen bestenfalls eine verschwommene Ahnung.
    »Ma, du wirst jetzt lernen müssen, ein Scheckheft zu führen. Komm morgen zur Bank, dann bring ich es dir bei. Auf die Art kann ich dir ein Weilchen zu einem ausgeglichenen Konto verhelfen. Hast du die Unterlagen eures Girokontos und die Sparbücher? Kann ich die bitte sehen?«
    Mrs. McWhorter hievte sich aus ihrem Sessel und watschelte durch den Flur davon. »Hat mein Kind nicht Köpfchen?«, fragte sie

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