Das Weltgeheimnis (German Edition)
Verbündeten Frankreichs und bezieht Stellung gegen die spanisch-habsburgische Seite. Der oberste Kirchenfürst möchte die in Italien ohnehin schon übermächtigen Spanier nicht noch weiter stärken.
Der sich anbahnende oberitalienische Krieg bindet wichtige Truppenkontingente des Kaisers. Dessen oberster Heerführer, Wallenstein, spricht sich gegen ihn aus und wird im August 1630 abgesetzt. Zur selben Zeit fällt aus dem Norden der Schwedenkönig Gustav Adolf nach Deutschland ein. Seine Kanonenarmee bringt die Wende im Dreißigjährigen Krieg, der fast schon für die katholische Seite entschieden schien.
Keplers Tod
Kepler steht seit 1628 in Wallensteins Diensten. Nachdem er die Rudolfinischen Tafeln fertiggestellt hatte, sah er seine wichtigste Aufgabe als kaiserlicher Mathematiker erfüllt – ohne dass er je richtig dafür bezahlt worden wäre. Der Kaiser schuldet ihm genau 11 817 Gulden. Es ist das ganze »in dreißig Jahren erworbene Vermögen«, das weder Kepler selbst noch seine Erben je erhalten werden. Nach gängiger Praxis hat Ihre Majestät diese Schuld auf andere abgewälzt, auf Städte wie Nürnberg, die sich bereits durch anfallende Militärabgaben finanziell überfordert sehen.
Bei seinem vergeblichen Versuch, im verwüsteten Deutschland sein Geld einzutreiben, ist Kepler an den sternengläubigen Wallenstein geraten, der ihm eine lukrative Stelle im entlegenen Sagan angeboten hat, einer Provinzstadt in Schlesien. Es heißt, Wallenstein spiele mit dem Gedanken, dort eine Universität zu gründen. Sogar eine eigene Druckerpresse und Geld fürs Papier stellt er Kepler zur Verfügung.
Wallensteins Entlassung schreckt Kepler schon bald nach dem Umzug wieder auf. Vermutlich aus Sorge um die Zukunft seiner Familie bricht der Achtundfünfzigjährige im Herbst 1630 zu seiner letzten Reise auf. Während Galilei die abschließenden Korrekturen an seinem Dialog vornimmt, einem Buch, das in Kepler seinen kompetentesten Kritiker erwartet, reitet dieser auf einer alten Mähre von Sagan über Nürnberg nach Regensburg. Der Mathematiker möchte auf dem dort zu Ende gehenden Fürstentag sein Geld einklagen.
Am 2. November 1630 kommt er, geschwächt von der sechshundert Kilometer weiten Reise, in Regensburg an. Kepler nimmt Quartier im Haus eines Freundes. Drei Tage später wird er von Fieber befallen, das immer stärker wird. Er verliert das Bewusstsein, am 15. November stirbt er fern von der Familie.
Vier Tage darauf wird er als Lutheraner außerhalb der Stadtmauern begraben, der Friedhof mitsamt der Grabstätte in den folgenden Kriegsjahren zerstört. Nur die Inschrift seines schlichten Grabsteins, die er selbst bestimmt hatte, ist im Wortlaut erhalten geblieben. Ihre Übersetzung aus dem Lateinischen: »Habe die Himmel erforscht, jetzt irdische Schatten durchmess’ ich. Himmelsgeschenk war der Geist, schattenhaft liegt nun der Leib.«
Eine juristische Hängepartie
In Italien wütet in diesem Winter 1630/31 die Pest. Über Florenz ist eine Quarantäne verhängt worden, Tausende fallen der Seuche zum Opfer. Galilei hat sich in seinem Landhaus verbarrikadiert. Die Angst, er könnte sterben, ehe sein Dialog gedruckt worden ist, hält den siebenundsechzigjährigen Mathematiker fest im Griff.
Die Zeit spielt gegen ihn. Sein Augenlicht wird allmählich schwächer, und sein wichtigster Förderer in Rom, der Fürst Federico Cesi, ist im vergangenen Sommer gestorben. Statt in Rom möchte Galilei den Dialog nun schnellstmöglich in Florenz drucken lassen. Vorher jedoch muss das Werk die kirchliche Zensur passieren, und dieses Verfahren wird zu einer nervenaufreibenden Hängepartie.
Jedermann weiß um das Dekret gegen Kopernikus und um die inzwischen offene Feindschaft zwischen Galilei und einigen Jesuitenmathematikern in Rom. Jedermann weiß aber auch um Galileis gute Verbindungen zum Papst.
Urban VIII. will in dieser Sache persönlich entscheiden. Statt die Angelegenheit ihren normalen Gang nehmen zu lassen, versucht er, Institutionen wie das Heilige Offizium und die Indexkongregation zu umgehen. Gleichzeitig versäumt er es jedoch, Galileis Manuskript selbst zu lesen, und bürdet die hauptsächliche Verantwortung für die Druckgenehmigung dem Palastmeister Niccolò Riccardi auf.
Die Verhältnisse sind äußerst verwickelt. Riccardi ist selbst ein Verehrer Galileis, muss aber einsehen, dass dieser in seinem Buch nicht nur hypothetisch von Kopernikus spricht. Stattdessen versucht Galilei nachzuweisen, dass der
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