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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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Erdatmosphäre und spricht die Vermutung aus, dass es sich bei Kometen um atmosphärische Leuchterscheinungen handelt.
    Wo immer er Ideen und Konzepte Keplers aufgreift, stellt er sie in einen neuen Kontext. Stets macht er etwas Eigenes daraus. Er habe Kepler immer wegen seines freien und feinen Verstandes geschätzt, schreibt er einem Briefpartner im November 1634. »Nur meine Art zu philosophieren war von seiner sehr verschieden.« Vielleicht, so Galilei, hätten sie manchmal über dieselben Dinge geschrieben und für eine wahre Naturerscheinung ein und dieselbe wahre Ursache angegeben. »Aber das trifft nicht einmal auf ein Prozent meiner Gedanken zu.«
    Es ist der einzige Brief, in dem Galilei über seine Wertschätzung für Kepler und ihre unterschiedlichen Denkweisen spricht. Sein Fazit überrascht. Wer sich den beiden Forschern aus heutiger Perspektive nähert, sieht zunächst einmal ihre alles andere in den Schatten stellende gemeinsame kopernikanische Grundüberzeugung: Beide stehen für eine neue Weltsicht.
    Während Kepler sich Galilei genau deshalb so verbunden fühlt, betont dieser ausschließlich ihre Differenzen. Seinem Resümee zufolge liegen ihre Auffassungen so weit auseinander, dass sein eigener physikalischer Unterbau und Keplers Himmelsdach an keiner Stelle richtig zusammenpassen. »Die« kopernikanische Theorie existiert demnach zu Beginn des 17. Jahrhunderts bereits nicht mehr. Stattdessen hat sie sich unter den verschiedenen Blickwinkeln der Wissenschaftler in verschiedene Modelle aufgefächert.
    Galileis neue Physik
    Nicht nur aus diesem Grund ist Galileis Dialog ein völlig anderes Buch als Keplers Neue Astronomie . Galilei schreibt nicht in der sperrigen Gelehrtensprache Latein, sondern in einem wunderbaren Italienisch. Er benutzt so gut wie keine Daten und auch keine komplexe Mathematik, sondern umschreibt seine Erkenntnisse mit Bildern und Analogien. Und während sich Kepler in seinem Werk mit allen großen kosmologischen Theorien auseinandersetzt und zwischen den Modellen hin und her springt, hat Galileis Dialog eine klare erzählerische Linie.
    Das Buch ist ein literarisches Meisterwerk und eine von Anfang bis Ende geplante Überführung eines frei erfundenen Gegners. Der Auseinandersetzung mit dem kongenialen Wissenschaftler Kepler geht Galilei aus dem Weg, indem er die Kreisbahn von vorneherein zur natürlichen Bewegung der Himmelskörper erklärt. Danach schlägt er eine völlig andere Richtung ein.
    Galilei möchte mit seinem Dialog nämlich plausibel machen, warum wir weder von der Drehung der Erde um ihre Achse noch von ihrer Umlaufbewegung irgendetwas spüren. Albert Einstein meinte, »dass gerade in dem Ringen mit diesem Problem Galileos Originalität sich besonders imponierend zeigt«.
    Tycho Brahe hatte eine Umdrehung der Erde kategorisch ausgeschlossen. Unter anderem versuchte er, die kopernikanische These mit Hilfe der aristotelischen Physik zu widerlegen: Würde die Erde rotieren, könnte ein Stein, den man von einem hohen Turm zu Boden fallen lässt, nicht am Fuß des Turms ankommen. Die Erde würde sich in der Zwischenzeit unter dem fallenden Stein wegdrehen, er würde ins Hintertreffen geraten.
    Dieses Experiment interpretiert Galilei völlig anders als sein Vorgänger. Er sieht im freien Fall keine einfache Bewegung wie Aristoteles, sondern eine zusammengesetzte: Solange der Stein auf der Spitze des Turms ruht, nimmt er mit derselben Geschwindigkeit an der Umdrehung der Erde teil wie der Turm. Auch wenn er fallen gelassen wird, behält er diese Geschwindigkeit bei. Deshalb entfernt er sich während des Falls keinen Zentimeter vom Turm. Am zweiten Tag seines Dialogs illustriert Galilei die zusammengesetzte Bewegung am Beispiel einer Schiffstour.
    Salviati: »Schließt Euch in Gesellschaft eines Freundes in einen möglichst großen Raum unter dem Deck eines großen Schiffes ein. Verschafft Euch dort Mücken, Schmetterlinge und ähnliches fliegendes Getier; sorgt auch für ein Gefäß mit Wasser und kleinen Fischen darin; hängt ferner oben einen kleinen Eimer auf, welcher tropfenweise Wasser in ein zweites enghalsiges, daruntergestelltes Gefäß träufeln lässt. Beobachtet nun sorgfältig, solange das Schiff stille steht, wie die fliegenden Tierchen mit der nämlichen Geschwindigkeit nach allen Seiten des Zimmers fliegen. Man wird sehen, wie die Fische ohne irgendwelchen Unterschied nach allen Richtungen schwimmen; die fallenden Tropfen werden alle in das untergestellte

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