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Das Weltgeheimnis (German Edition)

Das Weltgeheimnis (German Edition)

Titel: Das Weltgeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas de Padova
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Fasziniert von der Exaktheit der Mathematik, legt er die Medizinbücher ad acta und widmet sich dem Studium der Euklidischen Geometrie.
    Ricci nimmt Galileo schließlich in den kleinen, illustren Kreis seiner Privatschüler auf. Zu ihnen zählt neben dem Medici-Prinzen auch Ludovico Cigoli, der als Maler eine glänzende Karriere machen wird. Galileo freundet sich mit ihm an und bleibt ihm zeitlebens verbunden.
    Seinem Biografen Viviani zufolge wäre Galileo als junger Mann selbst am liebsten Maler geworden, wenn er die Wahl gehabt hätte. Leider sind nur wenige Skizzen aus seiner Studienzeit erhalten geblieben. Dass es ihm mit seinen Absichten ernst ist und dass er das Zeichnen auch nach seiner Entscheidung für die Mathematik nie aufgibt, belegen die meisterhaften Zeichnungen des Mondes und der Sonnenflecken aus späteren Jahren.
    Das Experiment, der »Lehrer aller Dinge«
    Vincenzo ist von alldem nicht begeistert. Er ist mittlerweile über sechzig, sorgt sich um die Zukunft seiner Familie und kann Galileos Studium nicht weiter finanzieren. 1585 muss sein Sohn die Universität von Pisa verlassen, da er nach wiederholtem Antrag kein Stipendium bekommen hat. Ohne einen akademischen Abschluss zieht der Einundzwanzigjährige zurück zur Familie nach Florenz. Dort kann sich Vincenzo schon bald von dessen mathematischen Fähigkeiten überzeugen. Galileo besucht weiterhin den Unterricht von Ostilio Ricci, schreibt innerhalb weniger Jahre mehrere bemerkenswerte mathematische Abhandlungen und nimmt außerdem lebhaften Anteil an der Arbeit seines Vaters.
    Vincenzo Galilei, der im Experiment den »Lehrer aller Dinge« sieht, hat seine musikalischen Studien inzwischen zu einem experimentellen Forschungsprogramm ausgebaut. In einer Reihe akustischer Messversuche untersucht er das Verhalten von Saiten, Glocken und Orgelpfeifen, um die pythagoreische Zahlenmystik endgültig zu entzaubern.
    Im Spätwerk Galileos, dem Dialog über die Mechanik , finden sich einige Abschnitte zur Akustik, die zweifellos auf die Experimente seines Vaters zurückgehen. Mit der für beide typischen analytischen Methode seziert Galileo darin das pythagoreische Musikverständnis.
    Die Zahlenverhältnisse von 1 zu 2 für die Oktave und 2 zu 3 für die Quinte könnten schon deshalb nicht als die einzig wahren bezeichnet werden, weil sich der Ton einer Saite auf dreierlei Art erhöhen lasse: durch eine Verkürzung der Saite, durch eine Änderung ihrer Spannung oder ihrer materiellen Beschaffenheit. »Bei gleicher Spannung und Beschaffenheit bringen wir die Oktave hervor durch Verkürzung auf die Hälfte, d. h. wir schlagen erst die ganze, dann die halbe Saite an. Bei gleicher Länge und Beschaffenheit erhalten wir durch Anspannung die Oktave; aber es genügt hierzu nicht die doppelte Kraft, sondern die vierfache; war sie zuerst mit einem Pfund gespannt, so brauchen wir derer vier, um die Oktave zu erhalten. Endlich bei gleicher Länge und Spannung muss die Dicke auf ein Viertel reduziert werden, um die Oktave zu erhalten … Diesen exakten Versuchen gegenüber schien es mir ganz unbegründet, das Verhältnis 1 zu 2 für die Form der Oktave anzunehmen, wie die scharfsinnigen Philosophen tun.« Genauso gut könnte man nämlich das Verhältnis 1 zu 4 als »natürlich« für die Oktave bezeichnen.
    Der Galilei-Experte Stillman Drake ist nicht der Einzige, der meint, dass Galileo direkt an den Experimenten seines Vaters beteiligt war und erst durch ihn in die experimentelle Methode eingeführt wurde. Demnach hätte der Naturwissenschaftler von dem Musiker nicht nur gelernt, Erfahrungstatsachen zum Ausgangspunkt der eigenen Überlegungen zu machen, sondern auch, wie man mit bescheidenen Mitteln präzise Messungen durchführt, um aus ihnen mathematische Gesetzmäßigkeiten abzuleiten und weiterführende Schlussfolgerungen zu ziehen.
    Vincenzos künstlerisches Umfeld und seine Verbindungen zum Hof prägen auch Galileos Karrierewünsche. Er lässt sich von der geistigen Unruhe und Skepsis des Vaters anstecken und verteidigt wie dieser Erfahrungen und experimentelle Befunde gegen überzogene Hypothesen, verbindet Praxis und Theorie miteinander.
    Und doch ist es weder die Musik noch die Malerei, sondern die Mathematik, die Galileo den Weg zur Selbstverwirklichung ebnet. In der Welt der Maße und der Logik kann er vor dem Vater bestehen, als Mathematiker übertrifft er ihn sogar und schüttelt die Bevormundung durch das autoritäre Familienoberhaupt schließlich

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