Das Werben des Lord MacKenzie
wenn sie diese Nachricht erfuhr. »Verdammt, ich wusste, ich hätte heute Nachmittag zu Hause bleiben sollen, aber ich musste eine Rechnung begleichen. Ich dachte, es würde eine kurze Angelegenheit. Dieser verdammte Idiot Scranton.«
»Viele Menschen hören auf einen falschen Rat«, meinte Cameron. »So wie mein Bekannter es schilderte, scheint das Ganze wie ein Kartenhaus eingestürzt zu sein. Eine der untersten Karten wird herausgezogen, und alle anderen folgen.«
»Mit Geld zu jonglieren, um Frau und Tochter ernähren und kleiden zu können, ist Wahnsinn. Ich kann mir denken, dass Scrantons Gläubiger sofort ihr Geld verlangt haben, als sie davon erfuhren. Wenn sie es nicht schon längst vorher getan haben. Verdammte Blutsauger.«
»Mit Scranton ging es schon eine ganze Weile bergab, Mac. Hart hat mir das schon vor Jahren gesagt. Der Earl muss jetzt jedes Stück seines Besitzes verkaufen, das nicht irgendwelchen erbrechtlichen Bestimmungen unterliegt. Und sein Haus in London ist lediglich gemietet.«
Mac starrte ihn an. »Hart hat dir das gesagt? Vor Jahrenschon? Warum hat er mich nicht informiert? Warum hast du mir nichts gesagt?«
Cameron zuckte die Schultern, aber Mac glaubte zu wissen, dass Cameron Harts Entscheidung nicht gefallen hatte, als er im Folgenden ausführte: »Hart wusste, dass du dich verpflichtet fühlen würdest, Isabella davon in Kenntnis zu setzen, und er dachte, dass sie nicht noch mehr Kummer ertrüge. Was das betrifft, bin ich einer Meinung mit ihm. Hart nahm an, dass Scranton sich doch noch retten könnte, aber der Mann hatte verdammtes Pech.«
»Eines Tages wird Hart damit aufhören müssen, Entscheidungen für mich zu treffen.«
»Das wird ein interessanter Tag werden. Ich hoffe, ich werde dabei sein.«
Die Brüder schwiegen bis zum Ende der Fahrt in die North Audley Street. Dort angekommen sprang Mac aus der Kutsche und eilte ins Haus, dicht gefolgt von Cameron. Morton nahm ihre Hüte und Mäntel entgegen und deutete auf die geschlossene Tür des Salons. In seinen Augen lag ein bekümmerter Ausdruck.
Mac öffnete die Schiebetür, und Isabella sprang auf, ihr Gesicht war weiß wie Papier. Ainsley Douglas, die Isabellas Hand gehalten hatte, erhob sich langsam.
»Mac«, sagte Isabella. Er sah, dass sie darum kämpfte, die Fassung zu wahren, dass sie nicht zusammenbrechen wollte. »Ich fürchte, etwas ganz Schreckliches ist geschehen.«
»Ich weiß.« Mac ging rasch zu ihr und ergriff ihre eiskalten Hände. »Was immer ich tun kann, werde ich tun. Das verspreche ich dir.«
»Ich gehe dann jetzt«, sagte Ainsley. »Es tut mir unendlich leid, die Überbringerin einer solch schlechten Nachricht zu sein, Isabella.«
Isabella sah Ainsley an, ihre Augen waren rot von ungeweinten Tränen. »Ich bin froh, dass ich es von dir erfahren habe, meine liebe, gute Freundin. Danke.«
Die beiden Frauen umarmten einander, und Ainsley küsste Isabella auf die Wangen. Auch in ihren Augen standen Tränen.
Als sie Anstalten machte zu gehen, trat Cameron durch die geöffnete Tür, und Ainsley blieb stehen. Einen angespannten Moment lang standen die beiden sich reglos gegenüber. Cameron starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an, und Ainsley wich seinem Blick aus. Schließlich nickte Cameron ihr kühl zu. Ainsley wurde ein wenig rot, reagierte mit einem ebenso knappen Nicken und ging an ihm vorbei durch die Tür.
Zu jeder anderen Gelegenheit wäre Mac neugierig gewesen zu erfahren, was es mit dieser Begebenheit auf sich hatte, aber gerade jetzt sank Isabella in seine Arme, und Tränen liefen ihr über die Wangen.
Cameron setzte sich auf das Sofa auf genau den Platz, auf dem Ainsley gesessen hatte, und zog seine Whiskyflasche hervor. »Ich war mit der Neuigkeit auf dem Weg zu dir, Isabella, als ich Mac traf«, sagte er. »Ich kann mich in der City ein wenig umhören, wenn du willst, und herausfinden, was passiert ist. Hart hat Freunde in der Großfinanz, die herausfinden können, in welchem Ausmaß dein Vater wirklich betroffen ist.«
Isabella schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wichtig. Ich will nur sicher sein, dass meine Mutter wohlauf ist. Es ist ihr nie leichtgefallen, sich in einer Krise zurechtzufinden. Und Louisa wird am Boden zerstört sein. Dies wird bedeuten, dass es keinen Debütantinnenball für sie geben wird.«
»Nicht unbedingt«, sagte Mac. »Dein Vater hat Glück, dass sein Schwiegersohn so reich ist und über gute Beziehungen verfügt. Hart kennt die besten Finanzgenies
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