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Das Werben des Lord MacKenzie

Das Werben des Lord MacKenzie

Titel: Das Werben des Lord MacKenzie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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ruderten zwei Männer eine Gondel, im Hintergrund verschwanden die Gebäude, die den Canal Grande säumten, im Dunst, wobei ihre Spiegelung auf der dunklen Wasserfläche sich nur in leichtester Andeutung zeigte.
    »Eines Ihrer besten, Eure Lordschaft«, sagte Crane. »Aus Ihrer venezianischen Periode.«
    Das Bild war verdammt gut, das musste Mac zugeben. Die Komposition war ausgewogen, die Farben genau getroffen, Licht und Schatten präzise, ohne dumpf zu wirken. Mac hatte eine ganze Reihe von Bildern mit Kanälen gemalt, während er sich in dem Selbstmitleid gesuhlt hatte, in das er nach Isabellas Weggang gefallen war. Aber dieses hier war nicht von ihm.
    Isabella biss sich auf die Unterlippe, die sich zum Küssen einladend rot färbte. Sie warf Mac einen besorgten Blick zu. »Es ist doch eine Fälschung, nicht wahr?«
    »Ich habe dieses Bild nicht gemalt, Crane. Jemand hat Sie auf den Arm genommen.«
    Mr Crane zeigte auf die Ecke des Bildes. »Aber Sie haben es signiert.«
    Mac beugte sich vor und sah die Worte Mac MacKenzie in die Ecke gekritzelt – in seiner üblichen krakeligen Handschrift. »Das sieht aus wie meine Signatur.« Er trat einen Schritt zurück und ließ das Bild auf sich wirken. »Immerhin, es ist nicht schlecht.«
    »Es ist nicht schlecht?«, platzte es aus Isabella heraus. »Mac, es ist eine Fälschung.«
    »Ja, und zwar eine verdammt gute. Der Bursche malt besser als ich.«
    Crane sah entsetzt aus. Er warf einen Blick über die Schulter, als könnte die Polizei jeden Moment hereinstürmen, um ihn aus seinem Laden zu zerren und in einen dunklen feuchten Kerker zu sperren. »Aber, Eure Lordschaft, mein Assistent hat geschworen, dass Sie selbst es gebracht haben.«
    »Mr Crane«, begann Isabella.
    Mac schnitt ihr das Wort ab. »Gib nicht ihm die Schuld, Liebes. Wüsste ich es nicht besser, ich selbst könnte den Unterschied nicht erkennen.«
    »Nun, ich konnte es.«
    »Weil du ein Auge dafür hast. Wie viele von diesen Bildern haben Sie genommen, Crane?«
    »Nur die beiden«, entgegnete Crane leise. »Aber ich fürchte, ich habe um weitere gebeten.«
    Mac brach in Lachen aus und Isabella sah ihn indigniert an, aber Mac konnte einfach nicht anders. Es war zu verrückt. Er war seit Jahren nicht in der Lage, etwas Passables zu malen, und dieser ominöse Fälscher malte nicht nur besser als er, er überließ ihm auch noch die Anerkennung dafür.
    »Nur aus Neugier – wie viel hat Mrs Leigh-Waters Ihnen dafür gezahlt?«, fragte Mac.
    »Tausend Guinees, Mylord«, wisperte Crane.
    Mac stieß einen Pfiff aus, dann lachte er noch lauter.
    Isabella starrte ihn an. »Das ist kriminell.«
    Mac trocknete sich die Augen. »Guter Gott, Crane, ich bin sicher, Sie waren mehr als glücklich über dieses Geschäft. Was wurde übrigens aus Mrs Leigh-Waters Geld? Ich bin sicher, dieser ›Mac MacKenzie‹ hat sich seinen Anteil nicht entgehen lassen.«
    Crane sah bekümmert aus. »Eine seltsame Geschichte, Mylord. Er ist nicht gekommen, um es sich zu holen. Und er hat weder eine Adresse noch den Namen einer Bank hinterlegt, wohin wir es hätten schicken können. Das war vor drei Monaten.«
    »Hmmm«, machte Mac. »Nun, falls er je auftauchen sollte –«
    »Sie müssen Seine Lordschaft sofort darüber verständigen«, sagte Isabella.
    »Eigentlich wollte ich sagen, dass Sie dem Burschen das Geld dann geben sollen. Offensichtlich braucht er es dringend.«
    »Mac …«
    »Er hat schließlich die Arbeit gemacht.«
    Mac war nicht sicher, ob Isabella schöner war, wenn sie lächelte, oder wenn sie so zornig war wie jetzt. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen schimmerten wie grünes Feuer, und das Wogen ihrer Brüste unter der engen Jacke war herrlich anzusehen.
    »Was ist mit Mrs Leigh-Waters?« Cranes Gesicht war aschfahl. »Ich müsste ihr eigentlich sagen, was geschehen ist.«
    Mac zuckte die Schultern. »Warum? Ihr gefällt das Bild – sie hat es bis in den Himmel gelobt, hat mir meine Frau gesagt. Wenn Mrs Leigh-Waters glücklich ist, warum es ihr verderben?« Er griff nach Stock und Hut. »Aber falls noch mehr Mac MacKenzies auftauchen, um ihre Bilder zu verkaufen, seien Sie gewarnt. Ich werde meine nie verkaufen. Ich sehe keinen Anlass, von Leuten Geld für mein wertloses Gepinsel zu nehmen.«
    »Gepinsel?« Crane sah ihn entrüstet an. »Eure Lordschaft, man nennt Sie den englischen Manet.«
    »Tut man das? Nun, Sie kennen meine Meinung über ›man‹.«
    »Ja, Mylord, ich kenne sie.«
    »Völlige Idioten –

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