Das Werben des Lord MacKenzie
zurückgeworfen, war hinauf ins Atelier gegangen und hatte die nächsten Stunden mit Malen zugebracht.
Das dabei entstandene Bild zeigte Isabella, die in seinem Bett lag. Sie hatte sich auf die Seite gedreht und schlief. Er malte aus der Erinnerung. Ihr Körper war entspannt, eine Brust drückte sich weich in das Laken. Ein Bein hatte sie leicht angewinkelt, um eine bequeme Position einzunehmen. Die Arme waren über dem Kopfkissen ausgestreckt, ihre Finger gelöst. Sie hielt das Gesicht leicht nach unten gewandt, es wurde halb von ihrem Haar verborgen, und ein weiterer Haarschopf spähte scheu zwischen ihren Schenkeln hervor.
Wie auf dem Bild von Isabella in ihrem Ballkleid ließ Mac den Hintergrund verschwimmen, Farbtupfer deuteten die Schatten an. Die Bettwäsche war zartbeige, Isabellas Haar, ihre Lippen und die Brustwarzen waren nur einen Hauch lebhafter im Ton. Ebenso wie die gelbe Knospe in der schlanken Vase – Mac malte auf alle Bilder mit Isabella gelbe Rosen. Er signierte das Bild mit seiner gekrakelten Signatur und ließ es neben dem ersten zum Trocknen stehen.
Während Mac sich jetzt von Bellamy in die schwarze Jacke knöpfen ließ, die er zu seinem Kilt trug, fragte er sich, ob er wohl in der Lage sein würde, sich im selben Zimmer mit Isabella aufzuhalten, ohne dass sein Kilt sich wie ein Zelt ausbuchten würde. Mac hatte keine Einladung zu ihrem Musikabend bekommen, aber er hatte nicht vor, sich dadurch davon aufhalten zu lassen.
»Lassen Sie mich hinein, Morton«, sagte Mac zu Isabellas Butler, nachdem er das Haus in der North Audley Street erreicht hatte.
Morton hatte einst für Mac gearbeitet, aber der Butler war inzwischen hingerissen von Isabella und ihrem Geschick, den Haushalt zu führen. Bereits im Alter von achtzehn Jahren hatte Isabella erkannt, dass Mac keine Ahnung davon hatte, wie man einen Haushalt mit vielen Dienstboten führt, und hatte gleich am Morgen nach ihrer Ankunft begonnen, Veränderungen vorzunehmen. Mac hatte ihr nur allzu bereitwillig die Zügel überlassen und ihr gesagt, sie solle nur so weitermachen. Als Isabella Mac verlassen hatte, war Morton mit ihr gegangen.
Morton schaute an seiner hochmütig erhobenen Nase hinunter auf Mac. Da er einen Kopf kleiner war, musste Morton dazu den Kopf in den Nacken legen, aber es gelang ihm mit Bravour. »Ihre Ladyschaft hat angeordnet, dass der heutige Abend nur für geladene Gäste bestimmt ist, Mylord.«
»Ich weiß, dass sie das hat, Morton. Doch beachten Sie bitte, dass ich Ihr Gehalt zahle.«
Morton missfiel die vulgäre Erwähnung von Geld. Seine Nase hob sich noch ein Stück höher. »Nur mit Einladung, Mylord.«
Mac starrte ihn durchdringend an, aber Morton war aus hartem Holz geschnitzt. Er weigerte sich, zu weichen, obwohl er genau wusste, dass Mac ihn einfach hochheben und zur Seite stellen konnte, wenn er das gewollt hätte.
»Na schön«, gab Mac schließlich nach. »Richten Sie Ihrer Ladyschaft aus, dass sie sich einen braven Wachhund hält.«
Er tippte an seinen Hut, um eine großgewachsene Frau mit enormen Straußenfedern am Hut zu grüßen, die die Treppe zum Haus heraufkam. Er spürte geradezu ihr Entzücken darüber, dass sie soeben Zeugin geworden war, wie Morton Isabellas ungehobeltem Gatten die Tür gewiesen hatte.
Während Mac ein Varietéliedchen pfiff, schlenderte er zur Treppe zur Spülküche, ging die Stufen hinunter und betrat die Küche durch die Hintertür. Die Dienstboten in der dampferfüllten Küche sahen hoch und erstarrten vor Verblüffung. Die Köchin hielt in ihrer Tätigkeit inne, eine Reihe von kleinen Teeküchlein zu glasieren, und ein dicker Klecks Glasur tropfte von ihrem Löffel auf den Tisch. Das Küchenmädchen quietschte und ließ einen schmierigen Lappen auf den gefliesten Boden fallen.
Mac nahm den Hut ab, zog die Handschuhe aus und drückte beides einem Diener in die Hand. »Kümmern Sie sich darum, Matthes, seien Sie ein braver Junge. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mir ein Stück Kümmelkuchen nehme, oder, Mrs Harper? Ich hatte heute noch keinen Tee. Danke, Sie sind eine gute Frau.«
Noch während er das sagte, schnappte er sich ein Stück von besagtem Kuchen und stopfte es sich in den Mund. Er blinzelte Mrs Harper zu, die einst auf Kilmorgan eine der Beiköchinnen gewesen war. Sie errötete wie ein Schulmädchen und sagte: »Nur zu, Mylord.«
Mac verspeiste den Kuchen auf dem Weg die Treppe hinauf und leckte sich die Finger ab, während er die Tür zur Halle
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