Das Werben des Lord MacKenzie
leid, dass alles auf dieser Erde seine Schuld sein sollte.
»Hast du denn zuerst mit mir gesprochen, als du entschieden hast, dass es die Trennung geben wird? Hast du mit mir gesprochen, als du mich verlassen wolltest? Nein, du bist verschwunden und hast mir einen verdammten Brief geschickt. Nein, warte. Du hast ihn ja nicht einmal an mich geschickt; du hast ihn an Ian geschickt.«
Isabella erhob die Stimme, als sie antwortete. »Weil ich wusste, dass du meine Worte sonst nicht ernst genommen hättest. Ich habe darauf vertraut, dass Ian dafür sorgt, dass du den Brief liest, dass er dafür sorgt, dass du ihn begreifst. Ich hatte befürchtet, dass du einfach lachen und den Brief ins Feuer werden würdest, wenn ich ihn direkt an dich geschickt hätte.«
»Gelacht?« Das konnte doch verdammt noch mal nicht ihr Ernst sein. »Ich hätte darüber lachen sollen, dass meine geliebte Frau beschlossen hat, mich zu verlassen? Dass sie mir gesagt hat, sie könnte es nicht ertragen, mit mir zusammenzuleben? Ich habe diesen verdammten Brief wieder und wieder gelesen, bis ich die Worte nicht mehr erkennen konnte. Deine Vorstellung darüber, was mich zum Lachen bringt, ist verflucht seltsam.«
»Ich habe versucht, es dir zu sagen. Glaube mir, ich habe es versucht. Aber ich wusste, du würdest versuchen, mich zu überreden, gegen mein besseres Wissen bei dir zu bleiben, hätte ich es dir von Angesicht zu Angesicht gesagt.«
»Natürlich hätte ich das versucht«, brüllte Mac. »Ich liebe dich. Ich hätte alles getan, um dich zum Bleiben zu bewegen, wenn du mir nur die Chance dazu gegeben hättest.«
17
Sowohl der schottische Lord als auch seine Lady erschienen gestern Abend in der Oper in Covent Garden, aber sie hätten ebenso gut in zwei verschiedenen Opernhäusern sein können. Der Lord weilte in der Loge des Marquis of Dunstan, während die Lady den Abend auf der gegenüberliegenden Seite des Zuschauerraumes mit dem Duke of K- verbrachte, dem Bruder des Lords. Beobachter sagen, der Lord und die Lady seien auf der Treppe aneinander vorbeigegangen, ohne ein Wort zu wechseln oder auch nur Notiz voneinander zu nehmen.
– Februar 1879
Isabellas grüne Augen glühten vor Zorn. Selbst jetzt sah sie noch wunderschön aus. »Ich habe dir drei Jahre lang eine Chance gegeben, Mac. Nun gut, vielleicht hättest du mich dazu überreden können zu bleiben, aber was dann? Du hättest eine Flasche Champagner getrunken, um das zu feiern, und ich wäre am nächsten Morgen aufgewacht und hätte festgestellt, dass du wieder einmal nach irgendwohin in der Welt verschwunden gewesen wärst. Und – vielleicht – hätte es einen Brief gegeben, in dem du mir mitteilst, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Ich hatte beschlossen, dir einen Geschmack von dem zu geben, was du mich in den drei Jahren unserer Ehe hast kosten lassen.«
»Ich weiß, ich weiß. Ich war ein Idiot. Aber verdammt noch mal, ich versuche doch gerade, alles wiedergutzumachen. Ich bin bereit, es zu versuchen, aber du bist entschlossen, mich nicht zu lassen.«
»Weil ich es müde bin, mich deinetwegen zum Narren zu machen. Sieh uns doch an – ich reiche dir den kleinen Finger, und du nimmst sofort die ganze Hand. Ich komme zu dir, weil ich Trost brauche, und du beschließt, wir sind wieder versöhnt, und schickst nach unserem Anwalt.«
Macs Brust brannte. »Trost? War es das letzte Nacht?«
»Ja.«
»Ich glaube dir nicht.«
»Glaub, was du willst. Du hast eine recht übertriebene Meinung von dir.«
»Übertrieben, sagst du?« Wie immer, wenn seine Wut groß genug war, machte Macs schottischer Akzent die Jahre des englischen Anstrichs zunichte. »Ich glaube, du warst es, die vier- oder fünfmal bei ihrem Höhepunkt laut geschrien hat. Ich erinnere mich genau. Weil ich dir dabei sehr nahe war.«
»Die körperliche Reaktion hat man nicht immer unter Kontrolle. Das ist eine medizinische Tatsache.«
»Ich habe nicht mit ›man‹ geschlafen. Ich habe mit dir geschlafen, Isabella.«
Isabellas Gesicht wurde flammend rot. »Du weißt, dass du meine Einsamkeit ausgenutzt hast. Ich hätte meine Tür verschlossen lassen sollen.«
Mac hangelte sich auf die andere Seite des Landauers auf den Platz neben Isabella hinüber. Sie zuckte nicht zurück; sie würde niemals Angst zeigen, besonders nicht ihm gegenüber. »Wenn du sagst, dass du zu mir gekommen bist, um Trost zu finden, dann hast du mich ausgenutzt. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.«
»Du hast mich verfolgt. Das hast
Weitere Kostenlose Bücher