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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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hin und ließ nur den Hut an einer Staffelei hängen. Sie hatte danke gesagt, sie sprach nicht mehr, er konnte kaum ein Rascheln von Wäsche, ein diskretes Plätschern des Wassers unterscheiden. Aber er beschäftigte sich weiter mit ihr.
    »Die Seife liegt auf einer Untertasse auf dem Tisch … Machen Sie den Schub auf, und nehmen Sie sich ein reines Handtuch heraus … Wollen Sie mehr Wasser? Ich reiche Ihnen den Krug rüber.« Der Gedanke, daß er wieder in seine Ungeschicklichkeit verfiel, brachte ihn auf einmal außer sich. »Ach was, ich falle Ihnen schon wieder auf die Nerven! – Tun Sie ganz, als ob Sie zu Hause wären.«
    Er wandte sich wieder seinem Haushalt zu. Ein innerer Widerstreit ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Sollte er ihr Frühstück anbieten? Er konnte sie schwerlich so fortgehen lassen. Andererseits würde das dann gar kein Ende mehr nehmen, bestimmt wäre sein ganzer Vormittag für die Arbeit verloren. Ohne zu einem Entschluß zu kommen, wusch er, nachdem er seinen Spirituskocher angezündet hatte, die Kasserolle aus und fing an, Schokolade zu kochen, weil er das für vornehmer hielt und sich heimlich seiner Fadennudeln schämte, eines Breis, in den er Brot hineinschnitt und den er nach südfranzösischer Art geradezu in Öl badete. Aber er hatte die Schokolade noch nicht in die Kasserolle gebrockt, als er erstaunt ausrief:
    »Wieso? Schon?«
    Christine hatte den Wandschirm weggeschoben und kam zum Vorschein, sauber, tadellos in ihrer schwarzen Kleidung, im Handumdrehen zugeschnürt, zugeknöpft, fix und fertig. Ihr rosiges Gesicht war nicht mehr feucht vom Wasser, ihr schwerer Haarknoten lag eingerollt auf ihrem Nacken, ohne daß eine Strähne herausragte.
    Und Claude war baff über dieses Wunder an Schnelligkeit, diese Fixigkeit, mit der sie sich wie eine kleine Hausfrau rasch und ordentlich angekleidet hatte.
    »Ach! Verflixt, wenn Sie alles so machen!« Er fand sie größer und schöner, als er geglaubt hatte. Was ihn besonders an ihr verblüffte, war die Miene ruhiger Entschlossenheit.
    Sie hatte offensichtlich keine Angst mehr vor ihm. Es war, als habe sie nach dem Verlassen des zerwühlten Bettes, in dem sie sich schutzlos gefühlt, mit ihren Halbstiefeln und ihrem Kleid wieder ihre Rüstung angelegt. Sie lächelte, sie sah ihm fest in die Augen.
    Und er sagte, was zu sagen er bis jetzt gezögert hatte:
    »Sie frühstücken doch mit mir, nicht wahr?«
    Aber sie lehnte ab:
    »Nein, danke … Ich werde machen, daß ich zum Bahnhof komme, mein Koffer ist inzwischen bestimmt da, und ich lasse mich dann nach Passy fahren.«
    Vergeblich sagte er mehrmals, daß sie doch Hunger haben müsse, daß es unvernünftig sei, so fortzugehen, ohne etwas zu essen.
    »Dann gehe ich nach unten und besorge Ihnen eine Droschke.«
    »Nein, bitte nicht, machen Sie sich nicht erst die Mühe.«
    »Na, Sie können doch eine solche Tour nicht zu Fuß machen. Gestatten Sie mir wenigstens, daß ich Sie bis zum Droschkenstand begleite, da Sie Paris ja nicht kennen.«
    »Nein, nein, ich brauche Sie nicht … Wenn Sie nett sein wollen, dann lassen Sie mich allein gehen.«
    Das war ihr fester Entschluß. Zweifellos begehrte sie auf bei dem Gedanken, mit einem Mann gesehen zu werden, sogar von Unbekannten: sie würde diese Nacht verschweigen, sie würde lügen und die Erinnerung an dieses Abenteuer für sich behalten.
    Er machte eine zornige Gebärde, als wünsche er sie zum Teufel. Die Last war er los! Da brauchte er nicht erst nach unten. Und im Grunde war er gekränkt, er fand, sie sei undankbar.
    »Na, wie Sie belieben. Ich werde keine Gewalt anwenden.«
    Bei diesem Satz lächelte Christine noch mehr in ihrer unbestimmten Art, sie zog ihre zarten Mundwinkel leise nach unten. Sie sagte nichts, sie nahm ihren Hut, suchte mit dem Blick einen Spiegel; als sie keinen fand, entschloß sie sich dann, die Hutschleife auf gut Glück zu binden. Die Ellbogen hatte sie hoch erhoben, sie rollte die Bänder ein, zog sie ohne jede Hast zurecht, und auf ihr Gesicht fiel dabei der goldige Widerschein der Sonne.
    Zu seiner Überraschung erkannte Claude die Züge von kindlicher Sanftheit nicht mehr wieder, die er soeben gezeichnet hatte: der obere Teil des Gesichts wirkte ertränkt, die Stirn durchschimmernd, die Augen zart; der untere Teil des Gesichts trat jetzt mehr hervor mit dem leidenschaftlichen Kinn, dem blutroten Mund mit den schönen Zähnen. Und immer noch dieses rätselhafte Lächeln junger Mädchen, mit dem sie sich

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