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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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vielleicht über ihn lustig machte.
    »Auf jeden Fall«, fing er verärgert wieder an, »denke ich nicht, daß Sie mir irgend etwas vorwerfen können.«
    Da konnte sie ihr Lachen, ein leichtes nervöses Lachen, nicht mehr zurückhalten:
    »Nein, mein Herr, nicht das geringste.«
    Er sah sie weiter an, kämpfte wieder mit seiner Schüchternheit und seiner Unwissenheit, weil er fürchtete, sich lächerlich gemacht zu haben.
    Was wußte sie denn schon, diese junge Dame? Zweifellos das, was diese Mädchen im Pensionat wissen, nämlich alles und nichts. Das ist das Unergründliche, das dunkle Sicherschließen des Fleisches und des Herzens, das niemand enträtseln kann. War in dieser Künstlerbude diese sinnliche Scham soeben erwacht, zusammen mit der Neugier und der unbestimmten Angst vor dem Mann? Empfand sie nun, da sie nicht mehr zitterte, die etwas beschämende Überraschung, wegen nichts gezittert zu haben? Was! Nicht eine Schmeichelei, nicht einmal ein Kuß auf die Fingerspitzen! Die mürrische Gleichgültigkeit dieses Burschen, die sie gespürt hatte, verletzte in ihr das Weib, das sie noch nicht war; und sie ging, verändert, verärgert, spielte in ihrem Trotz die Tapfere und nahm mit sich das unbewußte Bedauern über die unbekannten und furchtbaren Dinge, die nicht geschehen waren.
    »Sie sagen«, vergewisserte sie sich, wieder ernst werdend, »der Droschkenstand befindet sich am Ende der Brücke auf dem anderen Quai?«
    »Ja, dort bei der Baumgruppe.«
    Sie hatte endlich ihre Hutschleife gebunden, sie war fertig, hatte die Handschuhe an, ließ die Hände herabhängen, und sie ging immer noch nicht, sondern schaute vor sich hin. Ihre Blicke waren auf das große, der Wand zugekehrte Gemälde getroffen, sie hatte Lust, ihn zu bitten, es ihr zu zeigen, aber dann traute sie sich nicht. Nichts hielt sie mehr zurück, sie schien jedoch noch irgend etwas zu suchen, als habe sie das Gefühl, hier etwas zurückzulassen, das sie nicht hätte nennen können. Schließlich wandte sie sich zur Tür.
    Claude machte die Tür auf, und eine kleine Stange Brot, die man dort hingestellt hatte, fiel ins Atelier.
    »Sehen Sie«, sagte er, »Sie hätten mit mir frühstücken sollen. Meine Concierge bringt mir das jeden Morgen hoch.«
    Mit einer Kopfbewegung lehnte sie wiederum ab. Auf dem Treppenabsatz drehte sie sich um, verharrte einen Augenblick reglos. Ihr fröhliches Lächeln war wiedergekehrt, sie streckte als erste die Hand hin.
    »Danke, danke sehr.«
    Er hatte ihre kleine behandschuhte Hand in seine breite genommen, die ganz voller Farbe war. Beide verweilten ein paar Sekunden, dicht aneinander stehend, und schüttelten sich in guter Freundschaft die Hände. Das junge Mädchen lächelte ihn immer noch an, er hatte eine Frage auf den Lippen: Werde ich Sie wiedersehen? Aber eine Scham hinderte ihn, sie auszusprechen. Da zog sie, nachdem sie gewartet hatte, ihre Hand zurück.
    »Leben Sie wohl, mein Herr!«
    »Leben Sie wohl, mein Fräulein!«
    Ohne den Kopf zu heben, stieg Christine bereits die Müllerleiter mit den knarrenden Sprossen hinunter; und Claude kehrte wütend in seine Wohnung zurück, schmiß die Tür zu und sagte dabei ganz laut: »Ach, da schlag doch das Himmeldonnerwetter ein bei den Weibern!«
    Er war wütend, war zornig auf sich selbst, zornig auf die anderen. Während er mit dem Fuß fast die Stühle umstieß, die ihm im Wege standen, machte er seinem Herzen weiter mit lauter Stimme Luft. Wie recht er hatte, daß er niemals eine zu sich hochkommen ließ! Diese Nutten taugten nur dazu, einen rein verrückt zu machen. Wer bürgte ihm denn dafür, daß sich die hier mit ihrer Unschuldsmiene nicht gräßlich über ihn lustig gemacht hatte? Und er war so dumm gewesen, die sterbenslangweiligen Märchen zu glauben: alle seine Zweifel kamen wieder, niemals würde er ihr die Generalswitwe abnehmen, das Eisenbahnunglück auch nicht, vor allem den Kutscher nicht. Kamen denn solche Geschichten vor? Übrigens hatte sie einen Mund, der Bände sprach, in dem Augenblick, als sie fortging, sah sie komisch aus. Wenn er wenigstens noch begriffen hätte, warum sie log! Aber nein, nutzlose, unerklärliche Lügen, lügen, um zu lügen! Ach, die konnte jetzt lachen!
    Ungestüm schob er den Wandschirm zusammen und schmiß ihn in die Ecke. Die hatte ihm wohl eine schöne Unordnung hinterlassen! Und als er feststellte, daß alles aufgeräumt und sehr sauber war, die Waschschüssel, das Handtuch, die Seife, regte er sich auf, weil sie

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