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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Zuneigung, der die Vergangenheit aufwühlte und seine beiden alten Kumpels zum Essen auf La Richaudière einlud, wo er noch vierzehn Tage mit seinen beiden Kindern allein war. Warum sollte man ihn nicht mit einem Besuch überraschen, da er doch so darauf auszusein schien, die alten Bande wieder zu knüpfen? Aber Sandoz wiederholte immer wieder vergebens, er habe Dubuche schwören müssen, Claude mitzubringen; Claude lehnte hartnäckig ab, als packe ihn die Angst bei der Vorstellung, Bennecourt, die Seine, die Inseln, diese ganze Landschaft wiederzusehen, in der glückliche Jahre gestorben und begraben waren. Christine mußte sich einmischen, und widerstrebend gab Claude schließlich nach. Ausgerechnet am Tage vor der verabredeten Reise hatte er, wieder vom Fieber erfaßt, noch sehr spät an seinem Bild gearbeitet. Am Morgen, einem Sonntag, fiel es ihm, den das Verlangen zu malen verzehrte, schwer, sich von der Arbeit zu trennen, und er riß sich schmerzlich davon los. Wozu dorthin zurückkehren? Das war tot, das gab es nicht mehr. Nichts gab es mehr außer Paris, und in Paris wiederum gab es nur einen Horizont, die Spitze der CitéInsel, diese Vision, die ihn immer und überall heimsuchte, dieses einzige Fleckchen Erde, an dem sein Herz hing.
    Als Sandoz im Eisenbahnwagen sah, wie nervös Claude war, wie er mit den Augen am Wagenfenster klebte, als habe er die nach und nach kleiner gewordene und vom Dunst ertränkte Stadt für Jahre verlassen, bemühte er sich, ihn abzulenken, und erzählte ihm, was er von Dubuches wirklicher Lage wußte. Zuerst hatte Vater Margaillan seinen medaillengeschmückten Schwiegersohn voller Stolz herumgereicht, ihn überall als Teilhaber und Nachfolger vorgestellt. Das war mal einer, der die Geschäfte mit Nachdruck führen, nicht so teuer und schöner bauen würde, denn der Kerl hatte ja lange genug studiert! Aber Dubuches erster Einfall war kläglich: er erfand einen Ziegelofen und errichtete ihn in der Bourgogne auf einem Grundstück, das seinem Schwiegervater gehörte, unter so verheerenden Bedingungen nach einem so fehlerhaften Plan, daß der Versuch mit einem Verlust von baren zweihunderttausend Francs endete. Er verlegte sich dann auf die Bauten, wobei er vorgab, persönliche Ansichten in Anwendung bringen zu wollen, eine sehr reiflich überlegte Kombination, die die Baukunst erneuern würde. Das waren die alten Theorien, die er von umstürzlerischen Kumpels seiner Jugend hatte, all das, was er versprochen hatte zu verwirklichen, wenn er frei sein würde; aber das alles war schlecht verdaut, wurde zu unpassender Zeit und mit der Schwerfälligkeit eines guten Schülers ohne schöpferisches Feuer angewandt: die Verzierungen aus Terrakotta und Fayencen, die großen verglasten Nebenausgänge, vor allem die Verwendung von Eisen, die Eisenträger, die Eisentreppen, die Eisendachstühle; und da solches Material die Kosten erhöhte, lief das wiederum auf eine Katastrophe hinaus, um so mehr, als er ein jämmerlicher Verwalter war und den Kopf verlor, seit er über Vermögen verfügte, durch das Geld träger geworden war, verdorben, irregemacht und nicht einmal mehr seinen Arbeitsfleiß wiederfand. Dieses Mal wurde Vater Margaillan böse, er, der seit dreißig Jahren Grundstücke kaufte, bebaute, wiederverkaufte und dabei im Handumdrehen den Kostenanschlag von Ertragshäusern aufstellte: soundso viele Quadratmeter Baugrund zu soundso viel pro Quadratmeter mußten soundso viele Wohnungen für soundso viel Miete ergeben. Wer hatte ihm bloß diesen Kerl angedreht, der sich beim Kalk, bei den Ziegeln, bei den Bruchsteinen verrechnete, der Eiche dort einsetzte, wo Fichte genügen mußte, der sich nicht dareinschickte, ein Stockwerk wie geweihtes Brot in so viele kleine Quadrate zu zerpitzeln, wie gebraucht wurden! Nein, nein, so was nicht! Er begehrte auf gegen die Kunst, nachdem er erst den Ehrgeiz gehabt hatte, ein bißchen davon in seine routinemäßige Arbeit hineinzubringen, um das alte, quälende Verlangen eines Ungebildeten zu befriedigen. Und von nun an ging alles immer schlechter, furchtbare Streitereien brachen zwischen dem Schwiegersohn und dem Schwiegervater aus, bei denen sich der eine hochmütig hinter seinem Wissen verschanzte und der andere schrie, der letzte Handlanger verstehe entschieden mehr von der Sache als ein Architekt. Die Millionen waren bedroht. Eines schönen Tages warf Margaillan Dubuche aus seinem Büro hinaus und verbot ihm, es wieder zu betreten, denn er tauge ja

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