Das Werk - 14
Landschafts, Fluß und Gartenbilder, Stilleben und kleine Porträtskizzen entstehen, erinnert an die nach 1871 in der zweiten Periode des Impressionismus ebenfalls im Vordergrund stehende Landschaftsmalerei. Pissarro lebt mit kurzen Unterbrechungen von 1872 bis 1883 in Pontoise und stellt 1877 zweiundzwanzig Landschaftsbilder aus. Monet, der sich übrigens in diesen Jahren genau wie Claude in ständigen Geldschwierigkeiten befindet, arbeitet lange in Argenteuil, wo sich Renoir und Manet zu ihm gesellen. Cézanne begibt sich mehrmals zu Pissarro nach Pontoise (1872, 1875, 1877) und übt sich unter seiner Anleitung ebenfalls im Landschaftszeichnen. Zwischendurch hält er sich auch in Aix, Paris, Estaque und bei Zola in Médan auf. Nur Manet lebt mit Ausnahme einiger Reisen vor allem in Paris. Andere Ereignisse dieser zweiten Periode sind jedoch in die dritte Etappe der Romanhandlung projiziert. Durch die seit dem ersten Impressionistensalon, d.h. seit 1874 regelmäßig durchgeführten Sonderausstellungen oder Sonderverkäufe beginnt sich die Gruppe der Impressionisten zu organisieren. Und wenn ihre Bilder auch lächerliche Preise erzielen, so ist ihr wachsender Einfluß doch zu spüren, die Aufhellung der Farbpalette erreicht allmählich auch die offizielle Malerei. Die Impressionisten sind gewissermaßen dabei, den möglichen Umkreis der mit ihrer neuen Sehweise erreichbaren Objekte abzuschreiten. Monet beginnt 1876 seine Bilderserie vom Bahnhof Saint Lazare, Renoir malt eine Reihe Parisbilder (ab 1872). Und die künstlerische Zielsetzung soll auch durch die theoretische Lehre von den Komplementärfarben abgestützt werden.
Einen Widerhall dieser tatsächlichen Vorgänge könnte man in Claudes Hinwendung zur Komplementärtheorie, der er wie die Impressionisten eine Verfeinerung und Vertiefung der neuen Methode abverlangt, und in den Parisbildern der ersten drei Jahre nach der Rückkehr sehen; in der Wahl des Zeitpunkts und dem Bemühen, durch ganz bestimmte Beleuchtungen ausgelöste Farbeffekte exakt wiederzugeben, sind es typisch impressionistische Bilder, bei denen die Jahres oder Tageszeit jeweils genau angegeben ist. Daß sie außer der Darstellung der Stadtlandschaft auch einige anekdotische Personendetails enthalten, bedeutet für ihre Zuordnung keinen ernstes Einwand. Und so malt Claude Frühlingsbilder vom Square des Batignolles, Winterbilder vom Montmartre und schließlich sein Empörungsbild vom Place du Carrousel um ein Uhr mittags im grellen Sonnenlicht, in dem er »die blauen, gelben und roten Töne hervorhob, darin niemand gewohnt war, etwas zu sehen« und das »gegen alle Gewohnheiten des Auges anging«. Aber der Erfolg läßt auch bei ihm wie bei den Impressionisten auf sich warten. Sie hatten mit ihren Sonderausstellungen zwar die Öffentlichkeit erreicht, endgültig durchsetzen konnten sie sich jedoch nur mit Hilfe des offiziellen Salons.
Manet hatte ihn all die Jahre mit wechselndem Erfolg beschickt. 1878 stellt auch Renoir dort wieder aus, 1879 mit Erfolg, und Monet reichte zu dem Salon von 1880 wieder Gemälde ein.
Zola hat mit seinen Artikeln im Petersburger »Westnik Jewropy« diese Haltung der beiden Künstler ausdrücklich gebilligt. Innerhalb der Gruppe aber gab es deshalb begreiflicherweise Eifersüchteleien und Verärgerungen. Gegen 1880 ist ein deutliches Auseinanderfallen zu spüren, so wie in den letzten Kapiteln des Romans die Freunde Claudes immer mehr eigene Wege gehen.
In dieser zweiten Periode setzten auch die Spekulationen des Kunsthandels mit den Impressionisten ein. Zola schrieb schon 1867, daß er Manets Bilder aufkaufen würde, wenn er genügend Geld hätte, und daß er überzeugt wäre, damit ein gutes Geschäft zu machen. In den siebziger Jahren interessierte sich vor allem ein Kunsthändler namens DurandRuel für die Impressionisten. Im Roman ist ihm wahrscheinlich die Gestalt Naudets nachgebildet. Er kaufte bereits 1872 alle vorhandenen Bilder Manets und nahm Monet, Renoir und Pissarro in Vertrag, so wie Naudet im Roman Fagerolles. Diese Bindung der Impressionisten an den Kunsthandel und damit an den Geschmack der in erster Linie aus England und Amerika in Frage kommenden Käufer führte notwendig zu Zugeständnissen in Sujetwahl und Ausführung. Zola warf Monet, der nach seiner Meinung wie Manet die Fähigkeiten besaß, Außergewöhnliches zu leisten, die oft leichtfertige Malweise in scharfen Worten mehrmals vor. Im Grunde ging es jedoch bei diesem raschen Hinwerfen
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