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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Schwiegereltern auch auf Christine. Sie findet Claudes Malerei »wild«, vor allem diese flammenden Skizzen aus dem Süden und die so schrecklich genauen Aktbilder, und sie hält die »Kraßheit« dieser »derben« Malerei, dieser »rohen Kunst« mit ihren grellen Bildern und ihrer rohen Wirklichkeit für abscheulich, häßlich und falsch. Das überstieg jede »statthafte Wahrheit«. Ihre Worte stimmen inhaltlich genau mit der offiziösen Meinung eines Artikels vom März 1875 aus dem »Charivari« überein: »Diese zugleich unbestimmte und rohe Malerei erscheint uns als der Beweis der Unwissenheit und als Verneinung des Schönen und Wahren.« Claude hält dieser Ablehnung Christines, so wie Zola dem Publikum in seinem ManetArtikel, in dem auch von der »großen Roheit der Bilder« die Rede war, die Bemerkung entgegen, daß man das Auge allmählich zum Erkennen dieser neuen Schönheit »erziehen« müsse. Die Theorien, die Zola seinen Helden in den Mund legt, sind im einzelnen wiederum weder speziell die Theorien Cézannes noch die Manets, sondern gleichsam ein Extrakt aus den zentralen Leitideen des Impressionismus – sofern diese Theorien nicht gleichsam eine primär »interne«, auf den Handlungsablauf bezogene Funktion auszuüben haben und zu diesem Zweck teilweise durch Zolas eigene ästhetische Auffassungen überlagert werden. Diese Theorien wandeln sich auch im Lauf der Jahre je nach den Entwicklungsetappen, die Claude als Künstler im Roman durchläuft und die ihrerseits annähernd den drei Perioden des Impressionismus entsprechen.
    Die erste Etappe stellt gleichsam den großen Anlauf dar, den Claude nimmt, um das Publikum und die öffentliche Meinung für seine Kunst zu gewinnen. Sie ist ausgefüllt von der Arbeit an seinem Bild »Im Freien« und den Ereignissen im Salon der Abgelehnten. (Kapitel I bis V).
    Nach dieser Niederlage gibt es in der zweiten Etappe gleichsam ein kurzes Atemholen in der friedlichen Seinelandschaft bei Bennecourt, ein neues Sammeln der Kräfte, wonach Claude gestärkt auf den Schauplatz der Auseinandersetzung nach Paris zurückkehrt, um den Kampf erneut aufzunehmen. Dort wird Claude von den Freunden bereits erwartet. Sie sehen in ihm den kommenden Meister, dessen die neue Richtung zu ihrer endgültigen Durchsetzung, zur Realisierung ihrer Kunstauffassung bedarf. (Kapitel VI und VII)
    Die dritte und letzte Etappe (Kapitel VIII bis XII) schließlich verläuft in zwei Phasen, einer Phase der »Illusion« Claudes über die Möglichkeit, sein Ziel zu erreichen, seine Pläne mit Hilfe der neuen Theorien Gagnières über die Komplementärfarben zu verwirklichen, den Erfolg zu zwingen, und einer Phase der allmählichen »Desillusion«, einem letzten verzweifelten Ringen, um die im Geiste gezeugte schöpferische Idee, die »neue Formel der Malerei« in einem riesigen Bild, das nicht mehr nur Augenblicksvisionen festhalten, sondern in einer großen Synthese das Wesen der ganzen Stadt Paris, sein lebendiges, blühendes Leben umfassen soll, in gültiger Gestalt auf die Leinwand zu bannen.
    Diese drei Etappen würden, in die realen Zeitdimensionen der impressionistischen Bewegung übersetzt, für die erste Periode den Jahren von 1850 bis 1870, den Jahren des Aufbegehrens, des ersten Eklats um Manets Bilder, dem ersten gemeinsamen Andie ÖffentlichkeitTreten beim Salon der Abgelehnten, auf dem neben Manet auch Pissarro, Jongkind, Guillaumin, FantinLatour und Cézanne ausstellten, und der massiven und einhelligen Ablehnung durch die: offizielle Meinung entsprechen; für die zweite dem Zeitraum zwischen dem DeutschFranzösischen Krieg und der Commune (1870/71) auf der einen und Manets Tod (1883) auf der anderen Seite; sowie schließlich für die letzte Periode, die des Neoimpressionismus, in einen Zeitraum hineinreichen, der erst begonnen hatte, als Zola diesen Roman schrieb, und der sich ungefähr bis zum Ende des Jahrhunderts hinzog.
    Rein chronologisch gesehen, müßte die erste Periode für den Roman die allein entscheidende sein, da Zola ja mit dieser angeblichen Geschichte des Zweiten Kaiserreichs die Grenze von 1870/71 nicht überschreiten dürfte. Tatsächlich aber müssen auch für diesen Roman, wie für alle Bände der »RougonMacquart«, Zeitüberblendungen und Rückprojizierungen späterer Erfahrungen in den fiktiv eingehaltenen Rahmen in Anschlag gebracht werden.
    Die relativ ruhige Schaffenszeit Claudes in Bennecourt aus der zweiten Etappe der Romanhandlung, in der vornehmlich

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