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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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versuchen. Am besten bleibt sie erst einmal für ein halbes Jahr unser Gast, dann sehen wir weiter. Aber die anderen müssen zustimmen.«
    Alle Selbstsicherheit war verflogen, als Johanna schließlich der Gruppe von elf Beginen vorgestellt wurde. Deren strenge Tracht schüchterte sie sehr stark ein, weshalb sie nur blass und stotternd ihren Namen zu nennen wusste. Selbst Almut, zu der sie ein wenig Vertrauen gefasst hatte, erschien ihr nun in dem nüchternen grauen Gewand, dem weißen Gebände und dem grauen Schleier so Respekt einflößend, dass ihre Stimme kaum zu hören war, als sie ihre Geschichte erzählte. Dabei war die Atmosphäre nach dem Essen durchaus heiter, und die Frauen waren nicht abgeneigt, über ihre Aufnahme nachzudenken. Nachdem die Vorstellung erfolgt war, bat Magda die Bademagd, draußen zu warten, bis sie sich beraten hatten.
    Clara ergriff als Erste das Wort.
    »Sehr gebildet ist sie nicht, aber das mag vielleicht nicht so wichtig sein. Sie scheint zumindest hilfsbereit und bescheiden. Ich kann mich damit abfinden, wenn sie bei uns bleiben will.«
    Mettel zuckte mit der Schulter. Sie war selbst erst vor anderthalb Jahren aufgenommen worden. Zuvor waren sie und Bela als schweifende Beginen bettelnd durch das Land gezogen und waren letztlich froh, in einem eisigen Winter Unterschlupf im Konvent gefunden zu haben.
    »Wo soll sie wohnen, Magda?«
    »Bei euch im Pförtnerhaus ist noch eine Kammer frei. Würdet ihr sie aufnehmen?«
    »Ich habe nichts dagegen«, antwortete Bela, und Mettel nickte dazu.
    Elsa, die inzwischen auch wieder von ihren aushäusigen Besorgungen zurückgekehrt war, hatte sich einige Zeit mit Johanna unterhalten. Sie hatte noch ein paar Bedenken.
    »Die junge Frau scheint zwar sehr bescheiden zu sein, aber ich habe den Eindruck, sie versucht etwas zu verbergen.«
    »Sie hat kein leichtes Leben geführt, möglicherweise möchte sie nicht über alles sprechen, was sie erlebt hat. Oder kann auch nicht«, führte Almut an.
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Sie wird schon keinen Mord begangen haben. Aber sie strahlt eine innere Unruhe aus. In einem halben Jahr werden wir es sicher wissen, und dann können wir uns immer noch entscheiden, ob wir sie aufnehmen. Von mir aus kann sie erst einmal bleiben und mir zur Hand gehen.«
    Die drei Schwestern Irma, Judith und Agnes schlossen sich Elsas Meinung an, und Gertrud, die Köchin, brummte nur: »Auf einen Esser mehr oder weniger kommt’s mir nicht an.«
    Thea aber, die die ganze Zeit mit misslauniger Miene dabeigesessen hatte, begehrte als Letzte in scharfem Ton auf: »Ich will sie hier nicht haben. Eine Hure, die sich bessern will, soll ins Kloster gehen. Oder in einen Reuerinnen-Konvent.«
    »Aber Thea, sie fühlt sich offensichtlich nicht zum geistlichen Leben berufen, warum sollte sie in ein Kloster gehen? Wir alle hier haben uns doch ebenso entschieden.«
    »Wir sind auch keine Bademägde gewesen. Stellt euch vor, sie hilft mir, einen Toten aufzubahren. Solche wie die kennt man doch. Was meint ihr, was da geredet wird. Das fällt alles auf uns zurück.«
    Obwohl sie sich über diese Engstirnigkeit ärgerte, versuchte Almut, Thea zu beschwichtigen.
    »Es kann schon passieren, dass irgendjemand Bemerkungen darüber macht. Aber du musst sie ja nicht gleich zur Totenwache mitnehmen. In einem Jahr oder so ist Gras über die Sache gewachsen, und niemand wird mehr darüber tuscheln.«
    »Aber stell dir mal vor, was die Familien sagen, wenn so eine die Fürbitten für ihre Verstorbenen hält!«
    »Ist die Fürbitte weniger wirksam, wenn sie von einer bekehrten Sünderin kommt, als wenn sie von dir gehalten wird?«
    Almuts Tonfall drückte ihre Verärgerung aus.
    »Ob sie wirksam ist oder nicht, weiß ich nicht, aber die Leute werden mit Fingern auf uns zeigen. Und du glaubst doch selbst nicht, dass wir dann noch weiter gebeten werden, Jahrzeiten zu halten.«
    »Sollte das der Fall sein, dann wird sie sich eben mehr der Krankenpflege widmen.«
    Thea gab ein scharfes, verächtliches Lachen von sich.
    »Das wird die Männer freuen!«
    »Herr im Himmel, Thea! ›Es ist leichter, Sand, Salz und Eisen zu tragen, als einen unverständigen Menschen zu ertragen.‹«
    »Hat Sirach gesagt!«, fügte Clara hinzu, und Thea stand auf, fauchte: »Macht doch, was ihr wollt. Aber ihr rennt in euer Unglück, das sage ich euch!«
    Sie rauschte aus dem Refektorium, und ihre Schritte hallten wütend, als sie die Treppe zu ihrer Kammer hinaufstieg.
    »Almut,

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