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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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selbst abzuzweigen, statt sie dem Domkapitel abzuliefern. Erst im Anschluss daran würde er sich zu dem Treffen mit dem jungen Mann in Sankt Kunibert aufmachen.
    Immerhin, seine Entscheidung, die sich im Bau befindliche Kathedrale aufzusuchen, entpuppte sich als ein wahrer Glücksfall, denn unerwarteterweise fand er hier die Spur der Teufelin!

7. Kapitel
    Am Sonntagnachmittag ruhte die Arbeit auf der Dombaustelle. Kein Hämmern und Klopfen der Steinmetze, kein Sägen und Kreischen der das Holz zurichtenden Zimmermänner, kein Rumpeln und Rattern der Steinkarren störte die Andächtigen. Der knarrende, quietschende Kran stand still, niemand brüllte nach Mörtel oder einem fehlenden Werkzeug. Es war friedlich zwischen den himmelhoch aufragenden Strebepfeilern des Chores. Almut und Clara hatten die Messe im Dom besucht, weil sie anschließend dort noch eine Fürbitte für einen ihrer verstorbenen Stifter halten wollten. Sie gingen an dem mit frischen Blumen geschmückten Grabmal des Gottfried von Arnsberg vorbei. Almut freute sich über die farbenprächtigen Sträuße und Kränze, die die dankbaren Bewohner von Arnsberg seit Jahren regelmäßig am neunundzwanzigsten September dort niederlegten, um den Verstorbenen zu ehren, der ihnen nicht nur das Stadtrecht, sondern auch tausend Morgen Land schenkte. Das Ziel der Beginen war allerdings der Dreikönigsschrein hinter dem Hochaltar, wo sie niederknieten. Als die Gebete zu Caspar, Melchior und Balthasar gesprochen waren, erhob sich Almut leichtfüßig, Clara jedoch wie üblich langsam und klagend von den Knien. Das Licht, das durch die spitzbögigen Fenster fiel, war matt geworden, und als sie aus dem Seitenportal traten, prasselte ein heftiger Schauer nieder.
    »Die schönen Tage gehen zu Ende«, stellte Almut fest.
    »Ja, es wird Herbst. Aber wir hatten einen trockenen Sommer, und der Regen war überfällig. Aber es scheint nur ein Schauer zu sein, dort hinten wird der Himmel schon wieder hell. Warten wir hier drinnen, bis er vorbei ist. Du weißt ja, ich erkälte mich so schnell.«
    »Ist recht, Clara.«
    Die beiden Beginen wanderten zu einer Seitenkapelle, wo ein ewiges Licht vor Maria seinen milden Schein verbreitete, und genossen, an einen Pfeiler gelehnt, die unerwartete Pause mit ein wenig müßigem Klatsch über die jüngsten Ereignisse.
    »Da haben wir zwei bemerkenswerte Neulinge bei uns aufgenommen«, begann Clara die halblaute Unterhaltung. »Diese Bademagd macht einen anstelligen Eindruck. Sie hat mich sogar gefragt, ob sie denn mit den Kindern zusammen Lesen und Schreiben lernen darf. Als ich ihr das erlaubte, hat sie das erste Mal richtig strahlende Augen bekommen.«
    »Das ist gut. Sie sollte sich körperlich noch nicht so anstrengen, sie ist noch nicht wieder ganz gesund. Nachdem sie gestern Rigmundis behandelte, zitterten ihr die Hände vor Erschöpfung.«
    »Die Reise von Villip her wird sie auch ziemlich mitgenommen haben. Ich würde anschließend drei Tage krank daniederliegen, bei meiner schwachen Gesundheit.«
    »Ja, du Arme, und dabei hattest du nicht einmal eine Fehlgeburt.«
    »Du spottest über mich, Almut. Aber ich ertrage das mit ruhiger Würde. Ich heiße ja nicht Thea. Heilige Mutter Gottes, hat die sich gestern aufgeführt, als du uns Johanna vorgestellt hast.«
    »Ja, sie ist in der letzten Zeit ein Ausbund von schlechter Laune. Ich frage mich, was für ein Teufel in sie gefahren ist. Ob es etwas mit ihrer Familie zu tun hat, bei der sie zu Besuch war?«
    »Es wird das Alter sein, Almut. Wahrscheinlich hat sie Vergleiche angestellt und den Eindruck bekommen, den anderen Frauen in ihrer Familie ginge es besser als ihr. Manche Frauen werden so mieslaunig, wenn sie merken, dass sie älter werden. Das gibt sich wieder.«
    »Na hoffentlich.« Almut grinste schief. »Du weißt doch, meine Geduld…«
    »O ja, ich weiß. Und mit dem Lämmchen Angelika musst du dich zusätzlich herumschlagen.«
    »Sie fordert meine Geduld im Augenblick nicht so stark heraus. Sie spricht noch immer nicht. Liegt einfach im Bett und schläft oder döst vor sich hin.«
    »Das mag im Moment das Beste für sie sein.«
    »Aber seltsam ist es schon…«
    »Ja, seltsam… Heute Nacht wachte ich auf und hörte ein leises Wimmern aus ihrem Kämmerchen.«
    »Du auch?«
    »Ja. Und ich bin aufgestanden und habe nach ihr geschaut. Sie lag auf den Knien und betete. Zumindest hörte es sich so ähnlich an.«
    »Sie hat Psalmen heruntergeleiert.«
    »Um Mitternacht.«
    »Zur

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