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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Almut die Tür, die in den höhlenartigen, düsteren Vorraum führte, und rief munter hinein: »Meister Krudener, seid Ihr zu Hause?«
    »Nicht für jeden!«, antwortete eine hohe, krächzende Stimme. »Wer seid Ihr?«
    »Almut und Trine, und ein Begleiter!«
    Eine Tür im Hintergrund öffnete sich, und eine vogelscheuchenähnliche Gestalt in einem langen, grauen Gewand flatterte herbei. Dabei gerieten Tiegel und Töpfe, Phiolen und Krüge in Gefahr, von den wehenden Ärmeln erfasst zu werden. Aber mit unnachahmlichem Geschick bahnte sich der hagere Mann den Weg an Regalen und Tischen vorbei an die Theke, die quer durch den Raum verlief und ungebetenen Gästen den Zutritt zu dem dahinter liegenden Raum versperrte.
    »Ah, die Weisheit und das Schweigen beehren mich. Und welche Tugend stellt Euer geheimnisvoller Begleiter dar?«
    »Sagen wir mal eine erwartungsvolle Hoffnung.«
    »Doch nicht etwa in Bezug auf das holde Schweigen?«
    »Aber nein, Meister Krudener, so lange kennen wir uns noch nicht. Um ehrlich zu sein, er fiel uns gerade eben vor die Füße.«
    »So, und was hofft und erwartet er?«
    »Die Gnade Gottes und die Erlösung von den Sünden!«, sprudelte Ewald mit vollster Überzeugung hervor.
    »O heiliger Simplicius, glaubt Ihr das wahrhaftig? Was hat der Mensch schon anderes zu erwarten, außer den Tod, und auf was soll er hoffen, wenn ihn der große Schnitter holt?«
    Almut bemerkte, wie der Novize Luft holte, um eine hochgestochene Widerrede zu beginnen, und antwortete schnell, bevor Ewald weitere Äußerungen machen konnte, die seinen Aufenthalt bei Krudener unmöglich gemacht hätten: »Eine Antwort auf diese Fragen gehört sicher gebührend durchdacht. Aber nicht jetzt, verehrter Meister. Der Junge wünscht, seinen Bruder aufzusuchen, doch die Umstände gestalten sich ein wenig… schwierig!«
    »Ich schätzte Euren Verstand bisher recht hoch ein, Frau Almut, und deshalb mögt Ihr diesen Gesellen mit eintreten lassen. Dies schweigende Kind hier hingegen ist mir willkommen.«
    Freundlich lächelte der Apotheker Trine zu und machte eine unerwartet elegante Verbeugung vor Almut. Dann ging er voraus in den hinteren Bereich seines Hauses, der wegen des Lichtes, das durch mehrere Fenster fiel, erheblich heller, wenn auch nicht aufgeräumter war.
    »Nehmt Platz und berichtet!«
    Almut schob ein paar fleckige, eng beschriebene Pergamente beiseite und setzte sich an einen Tisch. Protestierend flatterte der grüne Papagei auf seiner Stange auf und kreischte: »Calcinatio! Sublimatio! Solutio! Putrefactio! Destillatio! Coagulatio!« Mit einer Handbewegung forderte sie auch Ewald auf, sich zu setzen. Er machte ein störrisches Gesicht, sah aber ein, dass er ihr Folge leisten musste.
    »Berichtet, Ewald, woher kommt Ihr?«, forderte sie ihn zum Reden auf.
    »Von Siegburg«, murmelte er in seinen Kragen hinein.
    »Geht es etwas genauer?«
    »Hört, Frau Begine, ich bin Euch sehr dankbar. Ihr habt mir in der Kapelle geholfen, aber hier kann ich nicht bleiben. Dieser Mann ist ein Ketzer!«
    »Schon möglich. Nun, dann sollten wir wohl besser den Vogt verständigen. Er wird sich Eurer sicher gerne annehmen!«, fauchte Almut ihn an, Ewald zuckte zusammen, und Meister Krudener gab ein gackerndes Lachen von sich.
    »Also – von Siegburg. Dort gibt es ein Kloster, kommt Ihr von dort?«
    Ewald nickte nur.
    »Oh, ein flüchtiges Mönchlein?«, krächzte der Apotheker amüsiert und sah sich Ewald prüfend an.
    Almut übernahm die Antwort: »Noch nicht ganz, deshalb baute ich auf Euch, Meister Krudener. Man will ihn zwingen, die Gelübde abzulegen. Nun schildert endlich, was Euch zu Eurer Flucht getrieben hat, Ewald. Dieser gute Mann hier hat trotz seiner verknöcherten Hülle ein Herz, das wie Blei im Tiegel schmilzt, wenn man die rechten Worte findet.«
    »Frau Almut, Ihr seid nicht befugt, meine Geheimnisse preiszugeben!«
    »Dies schon, wenn es hilft, die Geschichte aus Ewald herauszulocken. Und nun fasst Mut, Junge!«
    So gedrängt berichtete Ewald zunächst stockend, doch dann flüssiger über seine Herkunft. Ein jüngerer Sohn eines wohlhabenden Gutsbesitzers war er, jetzt gerade vierundzwanzig Jahre alt, und der ältere Bruder hatte den Hof geerbt. Er war schon als Junge auf die Klosterschule gegangen und war zunächst davon angetan gewesen, sich dem geistlichen Beruf zu verschreiben. Er war belesen und fand großen Gefallen an der Gelehrsamkeit. Anfang des Jahres schickte ihn der Abt nach Köln, um in der

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