Das Werk der Teufelin
gehört. Ist ein Racheakt denkbar?«
»Ja, das schon eher. Seine letzten Worte deuten auf so etwas hin.«
»Wie lauteten sie?«
»Sucht die Teufelin bei den Beginen.«
Wieder schwieg der Abt eine Weile, dann nickte er. »Beginen gibt es viele in Köln, über hundertsiebzig Konvente zählte man kürzlich. Aber du hast einen bestimmten im Auge, Ivo.«
»Er nannte den Konvent am Eigelstein!«
»Soso. Deren Bewohnerinnen hast du ja schon auf das Innigste kennen gelernt.«
Prior Rudgerus’ Ton war überaus verächtlich, aber Pater Ivo ignorierte ihn und wandte sich direkt an den Abt.
»Ehrwürdiger Vater, ich denke, wir müssen dem letzten Wunsch des Domherren nachgehen.«
»Mh. Müssen wir das? Oh, sicher müssen wir das. Versprichst du dir etwas davon, wenn du die Beginen befragst?«
»Er verspricht sich immer etwas davon, mit Frauen zusammenzukommen«, war Rudgerus’ätzender Einwurf. Doch Pater Ivo blieb gelassen.
»Irgendwo muss ich anfangen. Denn es gibt noch ein Problem, ehrwürdiger Vater. Der Novize Ewald, den ich gestern zur Buße an den Schrein der heiligen Ewalden schickte, ist nicht zurückgekommen. Er war vermutlich zum gleichen Zeitpunkt in Sankt Kunibert wie auch der Domherr. Und das macht mir Sorgen. Sehr große Sorgen, Vater Abt!«
»In der Tat, das ist äußerst Besorgnis erregend. Wenn er etwas mit dem Tod des Domherren zu tun hatte, müssen wir es wissen.«
»Ich hoffe, er war nicht darin verwickelt, auf jeden Fall aber könnte er etwas gesehen haben. Der Himmel weiß, warum er geflohen ist…«
»Dann geh und besuche die Beginen am Eigelstein, Ivo.« Der Abt erlaubte sich ein kleines Lächeln. »Diesmal mit meiner Erlaubnis.«
Pater Ivos Gefühle zeigten sich nicht in seinem bärtigen Gesicht, Prior Rudgerus’ Züge jedoch drückten tiefe Missbilligung aus.
11. Kapitel
Nach dem ereignisreichen Vormittag auf dem Friedhof und bei Krudener saß Almut mit einem Korb Leinenwäsche auf der steinernen Bank am Kräutergarten und war eifrig dabei, an einem Hemdärmel zu sticheln. Als Mettel das Tor öffnete und die hohe, schwarz gewandete Gestalt von Pater Ivo erschien, sprang sie auf und ging ihm mit einem strahlenden Lächeln entgegen. Doch es erlosch, als sie das ernste, grimmige Gesicht des Benediktiners sah, und sie rief sich zur Ordnung.
»Pater Ivo, was führt Euch zu uns?«
»Eine wichtige Angelegenheit, Begine. Ist Eure Meisterin zu sprechen?«
»Es tut mir Leid, nein. Sie besucht eine Kranke und kommt erst gegen Abend zurück. Kann ich Euch behilflich sein?«
Pater Ivo musterte sie und zuckte dann resigniert die Schultern.
»Notgedrungen werde ich mit Euch vorlieb nehmen müssen, Begine. Ich habe einige Fragen, die die Mitglieder Eures Konvents betreffen.«
»Nun, dann folgt mir ins Refektorium. Ich hoffe, ich kann sie Euch beantworten.«
Sie nahmen an gegenüberliegenden Seiten des langen Tisches Platz, und Pater Ivo kam sofort auf das Thema seines Besuches. Kurz und schroff fragte er: »Kennt Ihr den Domherren Sigbert von Antorpf?«
Almut sah ihn freundlich an, ohne seine barsche Art zu beachten. Friedfertig antwortete sie ihm: »Nein. Ich kenne keine Domherren. Warum?«
»Kennt eine Eurer Mitbewohnerinnen ihn?«
»Ich müsste sie befragen, glaube es aber nicht, denn bislang ist von ihm nie die Rede gewesen. Aber möglich wäre es. Verratet mir, warum Ihr fragt, vielleicht kann ich Euch dann besser helfen.«
»Er ist bei dem Brand von Sankt Kunibert gestern ums Leben gekommen.«
»Ah ja, ich hörte, ein Opfer sei zu beklagen. Aber, bitte schön, was haben wir damit zu tun?«
»Es hat in diesem Zusammenhang einen Hinweis auf die Beginen gegeben. Seine letzten Worte galten einer Teufelin, die es bei Euch zu suchen gilt.«
»Oh!« Almut gluckste, als sie an ihr erstes Findelkind dachte. »Moment, Pater Ivo. Die Teufelin sollt Ihr sogleich kennen lernen!«
Sie verließ das Refektorium, um einen kurzen Blick in die Küche zu werfen. Dort lag, wie seit einigen Tagen schon, die schwarze Katze gemütlich zusammengerollt auf einem Lumpenlager, das Gertrud ihr in der Nähe der Feuerstelle gerichtet hatte. Sie schien sich wohl zu fühlen bei der Köchin, aus deren Hand sie nicht selten ein Stückchen Käse, einen Fischschwanz oder gar ein Hühnerflügelchen bekam. Mit einem festen Griff hob Almut das seidige Pelzbündel hoch, und schnurrend krallte es sich an ihrer Schulter fest.
»Komm, Teufelchen, dich müssen wir jetzt einem gestrengen Priester vorstellen.«
Sie eilte
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