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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Bibliothek von Groß Sankt Martin einige Schriften zusammenzutragen und zu kopieren.
    »Es war eine wichtige Arbeit, wisst Ihr, und man lobte mich wegen meines Verständnisses. Aber dann… dann fing ich an zu zweifeln. Ob meiner Berufung… Aber ich konnte mit niemandem darüber sprechen…« Ewald verstummte wieder.
    »Normalerweise hättet Ihr Euch doch Eurem Priester anvertrauen können.«
    »Ich tat es, aber er… er hatte kein Verständnis dafür. Er legte mir Bußen auf, und… und er wollte mich zwingen. Ich sollte am kommenden Sonntag die Gelübde ablegen. Aber ich war doch im Zweifel. Und dann beging ich einen… Verstoß gegen die Regeln. Und Pater Ivo…«, hier tauschten Almut und der Apotheker einen überraschten Blick, »schickte mich nach Sankt Kunibert, damit ich vor den Ewalden Buße täte. Das habe ich auch getan, aber später dann betete ich zur Maria und flehte sie um Hilfe an. Und plötzlich war die Kirche leer, und mir schien… Also, mir erschien, na ja, mir schien die Jungfrau Maria zu sagen, ich solle gehen. Sie würde schon für mich sorgen, sagte sie. Ich sollte keine Angst haben. Und so ging ich. Aber es war wirklich schwierig, die Stadtmauern waren streng bewacht, und ich kenne mich doch in Köln nicht aus. Schließlich war es dunkel geworden, und ich schlief in einem kleinen Hof. Ich wusste ja, man würde mich suchen, und die Kutte würde mich verraten, darum wollte ich ein Hemd stehlen. Aber ich war ungeschickt und wurde entdeckt – und den Rest kennt ihr!«
    »In der Tat, den Rest kennen wir.«
    »Soso, vor Pater Ivo seid Ihr auf der Flucht!«, stellte Krudener trocken fest und nahm die graue Katze, die ihm um die Beine gestrichen war, auf seinen Schoß.
    »Er ist eine hartherziger und unerbittlicher Mann!«, entfuhr es Ewald. »Er versteht nicht, wenn man mal seine Zweifel hat!«
    »Mh«, bemerkte Almut und sah den roten Ewald prüfend an.
    Meister Krudener hingegen nickte und seufzte: »Ich kenne Pater Ivo. Ich verstehe. Nun, es ergibt sich der Zufall – und Zufälle ergeben sich immer, mein Junge, wenn man sie braucht –, dass ich einen halbwegs gebildeten Gehilfen benötige, der diese Unterlagen hier in Ordnung bringt und sie kopiert.« Er wies auf die fleckigen Pergamente. »In besserer Handschrift als der meinen. Dafür würde ich einen Schlafplatz und Verpflegung zur Verfügung stellen. Und wenn die Leistung mir gefällt, könnte ich mich auch entschließen, den einen oder anderen Silbergroschen zu zahlen. Die letzte Stelle, wo Euch Pater Ivo suchen wird, ist hier bei mir. Da könnt Ihr sicher sein.«
    Dieses Argument schien Ewalds Befürchtungen vor Meister Krudeners Ketzereien zu mildern, und er fragte, jetzt wirklich mit einem hoffnungsvollen Blick: »Ihr wollt mich aufnehmen? Bestimmt, Meister Krudener?«
    »Für eine Weile, bis Gras über die Sache gewachsen ist.«
    Ewald, der sich verkrampft aufrecht gehalten hatte, während er seine Geschichte erzählt hatte, sackte vor Erleichterung förmlich in sich zusammen.
    Trine hingegen, die sowohl den Dreien zugesehen, währenddessen aber auch einen Rundgang durch das Labor gemacht hatte, sprang auf und rannte zu dem Ofen hin, auf dem ein Alambic zu zischen begann. Mit geübtem Griff nahm sie diesen Kolben von der Feuerstelle und schüttelte missbilligend den Kopf. Fragend sah sie den Apotheker an.
    »Oh, das ist nichts Gefährliches, Kind. Ich hatte den Würzwein für mich darin angewärmt, aber nun scheint er verdunstet zu sein. Ah, was haben wir denn da?«
    Die Katze sprang mit einem empörten Maunzen auf und verschwand unter dem Tisch. Aus dem Destilliergefäß war eine wasserhelle, nach Zimt und Nelken riechende Flüssigkeit in einen Becher getropft. Gemeinsam beugten Trine und Krudener ihre Köpfe darüber, und sie stippte den Zeigefinger hinein, um vorsichtig zu probieren, was sich da ergeben hatte.
    »Nicht, Trine!«, mahnte der Apotheker und klapste dem Mädchen auf den Finger, den sie gerade zur Zunge führen wollte. »Das ist der flüchtige Geist des Weines, den darf man nur äußerlich anwenden!« Und er demonstrierte ihr das, indem er ihr einen Tropfen davon auf die Handaußenseite strich. Sie nickte, zum Zeichen, sie habe verstanden, aber ihr Gesicht drückte aus, mit der Untersuchung noch nicht ganz zufrieden gestellt zu sein. Und als er sich umdrehte, leckte sie die Hand mit einem prüfenden Gesichtsausdruck ab.
    »Oh, Meister Krudener, ich fürchte, jetzt habt Ihr Trine neugierig gemacht. Und dann kann sie

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