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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schlug er das Tuch über den Bruchstücken der Statue zusammen und verneigte sich ein wenig eckig vor Almut. »Wenn Ihr für drei, vier Tage auf sie verzichten könnt, Frau Almut, werde ich sie mitnehmen und schauen, ob ich ihr helfen kann.«
    »Ihr, Rebbe Goldfarb?«
    »Mein Freund, der Rebbe, ist Goldschmied, Frau Almut. Ihr könnt ihm die Statue getrost anvertrauen.«
    »Aber Ihr seid doch so etwas wie ein Priester…?«
    »Hindert mich das daran, mit meinen Händen zu arbeiten?«
    »Mh. Vermutlich nicht.«
    »Ich bringe Eure Maria zu Meister Krudener zurück, hier könnt Ihr sie abholen. Ich hoffe jedoch, unsere Wege kreuzen sich noch einmal und wir können einen langen erbaulichen Disput über die Worte der Weisheit führen. Ihr habt mich neugierig gemacht, Frau Begine. Und nun gehabt Euch wohl, und möge die barmherzige Mutter Euch vor weiterem Unheil behüten.«
    Leicht erstaunt sah Almut den Rebbe an, der schon zum Ausgang strebte. Sie machte einen Schritt zu ihm hin und berührte ihn sanft am Ärmel.
    »Was meint Ihr mit weiterem Unheil?«
    Er betrachtete sie nachdenklich.
    »Es war nicht die Katze, die die Statue umgeworfen hat, nicht wahr, Frau Almut? Einen Sturz vom Tisch hält Bronze schon aus. Die Figur wurde mit Absicht zerschlagen und mit Füßen getreten.«
    Er ließ Almut sprachlos stehen und verschwand. Der heftige Luftzug, der durch die Tür wehte, ließ die Kerzenflammen verlöschen, und nur ein Öllämpchen auf dem Tisch brannte flackernd weiter.
    »Das… das kann nicht wahr sein.«
    »O doch, Frau Almut, das kann wahr sein.«
    Meister Krudener zündete die Kerzen wieder an, und sie sah sein besorgtes Gesicht.
    »Aber das wäre ja ein Akt reiner Bosheit!«
    »Ja, das tat jemand, der wusste, wie sehr Ihr an dieser Maria hängt. Ihr habt Euch einen Feind gemacht, Frau Almut. Überlegt gut, wer es sein könnte.«
    »Ja, aber… es muss jemand sein, der bei uns wohnt.«
    »Eine Eurer Schwestern?«
    »Oder Mägde? Nein. Eher eines der Kinder, die Clara morgens unterrichtet. Oder Johanna. Oder Angelika. Es wissen eigentlich alle im Konvent, wie sehr ich diese kleine Figur schätze. O wie schrecklich!«
    »Bösartigkeit überrascht einen immer wieder, ich weiß. Seid auf der Hut, Frau Almut, aber macht Euch keine schlaflosen Nächte darüber. Vielleicht war es nur ein kindischer Streich, und wahrscheinlich hat der Schuldige jetzt sein Mütchen gekühlt.«
    Trine hatte sie beobachtet und zog Almut zu sich auf die Bank. Tröstend legte sie ihre von Kräutern und anderen Substanzen fleckige Hand auf die ihre und wollte dann weitere Neuigkeiten erfahren.
    »Es gibt keine guten Nachrichten, Trine.«
    Mit Zeichen für Trine und Worten für Krudener berichtete Almut von dem Verdacht, der auf ihnen lastete.
    »Und darum muss ich unbedingt mit Ewald sprechen. Ich hoffe, er hat in der Kirche irgendetwas gesehen, das uns entlastet.«
    »Er spricht nicht viel über seine Angelegenheiten«, meinte Krudener. »Ich habe allerdings nach wie vor den Eindruck, er verbirgt etwas. Es belastet ihn eine Sache, über die er jedoch nicht sprechen will.«
    Trine hatte plötzlich ein Glitzern in den Augen und stand auf. Sie deutete auf ihre Zunge, wackelte damit hin und her und nickte dann bedächtig.
    »Was will Trine damit sagen?«, fragte Krudener
    »Sieht so aus, als ob sie ein Mittel weiß, um ihm die Zunge zu lösen. Lassen wir sie machen, sie ist sehr einfallsreich.«
    Der Wind war inzwischen zum Sturm angewachsen und heulte durch die Gassen. Die Schindeln auf dem Dach klapperten, und einer der Läden vor den Fenstern flog mit einem Knall zu. Trine und Krudener machten sich daran, die Fenster zu schließen und zu verriegeln. Mit einem weiteren Krachen flog die Haustüre zu, und Ewald betrat zerzaust, aber mit einem wohlgefüllten Korb das Haus. Trine schnüffelte begeistert und machte sich daran, die noch warmen Pasteten auf hölzerne Schneidbretter zu legen und auf den Tisch zu stellen. Sie holte auch die irdenen Becher vom Bord und goss eine dampfende Flüssigkeit aus der Kanne am Kamin hinein.
    »Was ist das, was sie da ausschenkt?«, wollte Almut wissen, und Ewald antwortete bereitwillig: »Ein Aufguss aus getrockneten Kräutern und Honig. Er schmeckt sehr gut und wärmt den Leib.«
    So war es denn auch, und obwohl draußen der Sturm wütete und die Regentropfen auf das Dach prasselten, war es in dem halbdunklen Raum warm und gemütlich. Die Pasteten dufteten nicht nur würzig nach Fleisch und Kräutern, sie

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