Das Werk der Teufelin
sich in das Gespräch mit den Worten ein: »Er ist Euch nach wie vor wohlgesonnen, Ewald. Ich glaube, Ihr täuscht Euch in ihm.«
»Woher wollt Ihr das wissen, Frau Almut?«
»Ich habe mit ihm über Euch gesprochen. Und ich glaube, Ihr seid ein klein wenig mit schuld an den Missverständnissen, die zwischen Euch aufgetreten sind.«
»Ihr habt mit ihm über mich gesprochen!«, fuhr Ewald auf. »Wann? Warum?«
»Am Mittwoch. Und zwar, weil…«
»Ihr habt ihm verraten, wo ich bin?«
Der Novize war aufgesprungen und sah sich gehetzt um, als ob Pater Ivo sogleich auf des Sturmes Schwingen in den Raum fahren würde.
»Ich habe es ihm gesagt, weil…«
»Ihr hinterhältiges, verlogenes Weibsstück! Ihr seid eine verschlagene Heuchlerin, eine niederträchtige Verräterin und eine gemeine Lügnerin! Ihr wollt mich ausliefern. Ihr seid nur hergekommen, um mich seiner Willkür preiszugeben.«
Hochrot im Gesicht brüllte Ewald seine Anschuldigungen so laut heraus, dass der Papagei empört von Trines Schulter flatterte und die Katze wie ein graues Gespenstchen unter dem Tisch verschwand. Trine hingegen stand resolut auf, stellte sich vor Ewald und verpasste ihm eine herzhafte Ohrfeige. Verdutzt hielt der junge Mann in seiner Tirade ein, und Meister Krudener, der, wie es Almut schien, mühsam ein Lachen unterdrücken musste, legte ihm hart die Hand auf die Schulter und drückte ihn wieder auf die Bank hinunter.
»Jung Ewald, mäßigt Euch! Und hört Euch an, was Frau Almut zu sagen hat.«
»Ja, das würde ich Euch auch raten, denn ich bin hier, um Euch eine Botschaft von Pater Ivo zu überbringen.«
»Ich will seine Botschaft nicht hören. Nichts und niemand wird mich zwingen, die Gelübde abzulegen. Egal, womit er mir droht! Ich werde noch heute Nacht dieses Haus verlassen! Ich werde mich doch nicht von einem herrschsüchtigen Priester bevormunden lassen. Es ist mein Leben, und das wird er mir nicht…«
Almut, deren Geduld bis zur Schmerzgrenze strapaziert wurde, unterbrach den zunehmend lauter werdenden Wortschwall mit einem kräftigen Schlag auf den Tisch und fuhr ihn an: »Halt endlich den Mund, du Dummkopf.«
Sie war lauter als er, denn ihre Jugend hatte sie auf den Baustellen ihres Vaters verbracht und gelernt, sich zwischen dem Hämmern und Brüllen der Steinmetze bemerkbar zu machen.
»Ein kluger Rat, junger Freund«, bemerkte Meister Krudener in die darauf folgende Stille hinein. »Schweigt, sonst erfahrt Ihr nie, welche Botschaft Pater Ivo Euch überbringen lässt. Ich habe zwar so meine Vorbehalte gegen Ivo vom Spiegel, doch zumindest ist er mir stets als intelligenter Mann erschienen. Das instinktlose Ungeheuer, das Ihr aus ihm macht, ist er gewiss nicht. Und nun lauscht aufmerksam, was Frau Almut Euch zu sagen hat!«
Widerstrebend nickte Ewald, und Trine stellte einen frisch gefüllten Becher vor ihn, der stark nach Melisse, Zimt und Nelken duftete. Er nahm einen großen Schluck und musste husten. Aber er hörte zu.
»Pater Ivo sprach in überaus anerkennenden Worten über Euch, Ewald. Er ist sehr von Euch angetan, von Eurem Lerneifer und Eurem Fleiß, aber auch von Eurem Denkvermögen. Darum hat er, obwohl er wusste, dass Ihr Euch eigentlich für den Eintritt in das Kloster in Siegburg entschieden hattet, versucht, Euch für sein eigenes Haus zu gewinnen. Ihr müsst ihn falsch verstanden haben, denn er wollte Euch wahrlich nicht drängen, überstürzt die Gelübde abzulegen. Er konnte ja nicht wissen, dass Ihr Euch inzwischen anders entschieden hattet.«
»Es klang aber so!«, murrte Ewald und nahm noch einen Schluck.
»Er will Eure Entscheidung nicht beeinflussen. Das möchte er Euch durch mich wissen lassen. Ob und wo Ihr die Gelübde ablegt, ist Eure Angelegenheit. Er hat mir ausdrücklich bestätigt, er würde niemanden zwingen, das Leben eines Mönches zu führen!«
»Interessant!«, murmelte Krudener. Ewald gab nur ein unartikuliertes Brummen von sich.
»Hört, Ewald, Pater Ivo wird in den nächsten Tagen hier vorbeikommen und mit Euch über Eure Zukunft sprechen. Ihr solltet ihm vertrauen. Ich weiß, er hat manchmal ein schroffes Benehmen, aber er ist nicht unverständig. Unsere Trine, die manchmal tiefe Einblicke in das menschliche Wesen hat, behauptet gar, er habe ein gutes Herz.«
»Sehr interessant!«, kam es wieder leise von Krudener.
»Ich kann das nicht recht glauben.«
»Dann glaubt es nicht. Aber hört Euch wenigstens an, was Pater Ivo zu sagen hat. Und jetzt noch etwas,
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