Das Werk der Teufelin
austauschen.«
Inzwischen hatten sich Almuts Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und sie betrachtete die beiden Männer. Der Apotheker, hoch gewachsen, hager und in ein langes graues Gelehrtengewand gehüllt, hatte wieder eine der sonderbaren Kopfbedeckungen gewählt, die sie schon an ihm kannte. Diesmal war es ein dunkelrotes Tuch, das er um sein Haupt gewunden hatte und von dem ein gezaddeltes Ende lang über seine rechte Schulter fiel. Der andere, den er mit Rebbe Goldfarb angeredet hatte, war erheblich kleiner als er, aber ebenso mager. Auch er war ähnlich gekleidet, aber anders als Krudener, dessen Kinn glatt rasiert war, fiel ihm ein wallender Bart in einem spitzen Zipfel auf seine Brust. Er hatte kleine, bewegliche dunkle Augen, die sie aufmerksam, aber nicht unfreundlich musterten.
Trine, die mit ihren feinen Sinnen den Luftzug oder irgendetwas anderes wahrgenommen hatte, streckte ihre vorwitzige Nase durch die Tür, die in den hinteren Bereich des Hauses führte. Als sie Almuts ansichtig wurde, strahlte sie über das ganze Gesicht, lief auf sie zu und umarmte sie.
»Oh, Trine, nicht so wild!« Almut befreite sich mit einem Lächeln und deutete auf den schmächtigen Juden. »Hier sind noch andere, die schicklich zu begrüßen sind!«
Trine sah sich um, und ihre Nasenflügel bebten kurz, dann neigte sie höflich den Kopf. Rebbe Goldfarb erwiderte diesen Gruß und fragte dann: »Dies ist also Eure neue Gehilfin, Meister Krudener? Der es so trefflich gelingt, unedle Substanzen in Edles zu verwandeln?«
»Ach ja, hat sie schon die Transmutation von Eiern zu Gold durchgeführt?«, fragte Almut mit einem Grinsen nach.
»Fast, Frau Almut, fast. Trine ist es zumindest gelungen, durch ihre Kunstfertigkeit im Umgang mit den Kräutern, aus meinen eintönigen Mahlzeiten paradiesische Genüsse zu schaffen. Aber sie hat auch schon die Grundbegriffe des solve et coagula, des Lösens und Verbindens, begriffen, indem sie die Löcher, die sie sich mit dem Vitriol in den Kittel brannte, wieder stopfen musste. Ungern, wie ich beobachten konnte.«
»Ja, Nadelarbeiten sind nicht ihre Stärke!«
Während dieses Geplänkels hatte Trine den Korb untersucht, den Almut auf die Theke gestellt hatte, und war dabei, das Tuch auseinander zu schlagen, in das die zerstörte Marienfigur eingewickelt war. Entsetzt schlug sie bei diesem Anblick die Hände vor den Mund.
»Nanu, Kind, was erschreckt dich so?«, fragte Krudener. »Hat uns Frau Almut in diesem Korb den blutenden Kopf des Johannes serviert?«
»Aber nein, Meister Krudener, so blutrünstig wie Salome bin ich nicht, obwohl ich den einen oder anderen Bruder Johannes kenne, um dessen Kopf es nicht sonderlich schade wäre. Dies dort ist das Anliegen, das ich an Euch habe.« Sie zog den Korb herbei und schlug das Tuch ganz zurück. »Unsere Katze, das Teufelchen, hat meine Marienstatue vom Tisch geworfen, und so ist sie zerbrochen. Ich hatte gehofft, Ihr wüsstet einen Rat, wie man sie wieder richten kann.«
Krudener warf einen Blick in den Korb und winkte dann Rebbe Goldfarb herbei.
»Ich kann es nicht, aber wir haben gerade ganz zufällig einen Fachmann in solchen Dingen hier. Kommt, wir gehen in die Stube und betrachten uns das Unglück einmal näher.« Er nahm den Korb und ging voraus, die andern folgten ihm. »Ihr werdet auch den roten Ewald antreffen, der sich geduldig und sehr findig mit den Abschriften meines Gekritzels herumschlägt. Hier, mein Junge, kommt Eure Retterin!«
Ewald, jetzt angemessen in ein nüchternes braunes Wams und ordentliche Hosen gekleidet, sah von seiner Arbeit auf, legte sorgfältig die Feder nieder und begrüßte Almut mit ausgesuchter Höflichkeit.
»Rückt ein wenig zur Seite, Ewald, wir brauchen etwas Platz auf dem Tisch«, unterbrach ihn Krudener und legte vorsichtig das Tuch mit den Bruchstücken der Statue zwischen Pergamentrollen und Wachstäfelchen.
»So, das also ist Eure Marienstatue! Ein interessantes Kunstwerk, Frau Almut. Außerordentlich geradezu, würde ich sagen!«
Krudener beäugte sie mit großem Interesse und einem verwunderten Gesichtsausdruck, Rebbe Goldfarb hingegen nahm die Stücke in die Hand und legte sie so, wie sie zusammengehörten.
»Sie sieht seltsam aus, diese Maria!«, stellte Ewald fest, der ihm über die Schulter lugte.
»Wahrlich, eine ungewöhnliche Figur, Frau Almut. Maria, sagt Ihr? Die ihr Christen als Mutter Jesu verehrt?«
Unter Goldfarbs fragendem Blick senkte Almut die Lider. Es war ihr
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