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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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von Hass und Bosheit. O Maria, du Tür, die uns das Licht erschlossen, erleuchte meine Wege!«
    Trine drehte sich im Schlaf herum und hatte der grauen Katze dabei die Decke entzogen. Ungehalten ob dieser Beraubung von Wärme, sprang das Tierchen vom Bett und näherte sich Almut auf leisen Pfoten. Sie zuckte zusammen, als die Schnurrhaare ihr Gesicht kitzelten, aber dann leckte die Katze ihr rau über die Augenbrauen, fand den Menschen annehmbar und rollte sich neben dem Kopf zusammen, um schnurrend erneut in den Schlaf zu versinken.
    »Nun, auch eine Art von Trost, Maria. Danke!« Almut streichelte den warmen, seidigen Pelz und schloss die Augen. »Sei gegrüßt, des Himmels Krone, bitt für uns bei deinem Sohne!«, beendete sie ihr Gebet und schlief ein.

20. Kapitel
    Der Regen hatte am Morgen aufgehört, aber noch immer hetzte ein stürmischer Wind dunkle Wolken über den Himmel, als Almut die Läden öffnete und auf die nassen Dächer hinausschaute. Trine krabbelte ebenfalls aus den Decken und stellte sich neben sie. Mit einigen Zeichen fragte sie Almut, ob sie mit ihr zusammen in die Kirche gehen würde.
    »Na gut, Trine, obwohl ich lieber zurückkehren würde. Aber auf die paar Stunden kommt es jetzt auch nicht mehr an. Wir sollten sehen, ob wir unseren entfleuchten Novizen mitnehmen können.«
    Aber das erwies sich als undurchführbar. Ewald öffnete mit Mühe ein Auge, schloss es sofort wieder und gab ein herzzerreißendes Stöhnen von sich: »O Gott, mein Kopf!«
    »Und das im Hause eines Apothekers!«, spöttelte Almut. »Ich werde Meister Krudener fragen, ob er ein Mittel hat, das gegen diese Nachwirkungen hilft.«
    Selbstverständlich hatte Krudener das, und obwohl er sich höflich dagegen verwahrte, die Messe mit den beiden Frauen zu besuchen, erklärte er sich bereit, seinen jungen Gast in der Zwischenzeit wieder in einen menschenähnlichen Zustand zu versetzen.
    Trine und Almut reihten sich in die Menge der sonntäglich gewandeten Kirchenbesucher ein, die der Messe in Sankt Aposteln beiwohnen wollten. Ungehindert trieben wilde Böen ihren Mutwillen mit Röcken, Hauben und Umhängen, und die Gassen waren aufgeweicht und tückisch glitschig. Doch ohne größere Probleme erreichten sie das Kloster mit seiner Pfarrkirche, und hier, in den weihrauchduftenden, stillen Räumen fand Almut ihr inneres Gleichgewicht. Wenn sie auch oft mit den Geistlichen haderte und sich über deren Auslegung der Heiligen Schrift empörte, so fand sie doch in dem Ritual der Messe mit ihren Gebeten und Gesängen, den Psalmen und Lesungen einen tiefen Frieden. Und so, geistig und seelisch gestärkt, begleitete sie nach dem Gottesdienst Trine zurück zu Meister Krudeners Apotheke, mit dem Vorsatz, anschließend sofort weiter zum Eigelstein zu gehen. Doch wieder wurde nichts daraus.
    »Frau Almut, Eure Hilfe ist notwendig!«, empfing sie Meister Krudener an der Türe.
    »Meine Hilfe?«
    »Nun ja, wir haben einen unerwarteten Besuch bekommen. Seht selbst!«
    Er hielt den Vorhang zu seinem Wohnraum auf, und dort erkannte Almut die breitschultrige, schwarze Gestalt des Benediktinermönches neben Ewald sitzen.
    »Ei wei!«
    »Ihr sagt es!«, krächzte Krudener, und es schwang ein etwas verzweifeltes Lachen in diesem Geräusch mit.
    »Ich grüße Euch, Pater Ivo. Was treibt Euch durch den Sturm hierher?«
    »Ah, Begine, ich hoffe, Ihr habt nicht allzu viel Unruhe unter den Aposteln gestiftet!«
    Almut bemühte sich um eine tugendsame Miene und schüttelte den Kopf.
    »Wie könnte ich, Pater?«
    »Ach, an Einfällen mangelt es Euch gewöhnlich nicht. ›Denn wie aus den Kleidern Motten kommen, so kommt von den Frauen viel Schlechtigkeit.‹«
    »Sagt Sirach, Pater. Und seine Warnung beherzige ich gern: ›Setze dich nicht mit einem Streitsüchtigen auseinander, damit er dir nicht aus deinen Worten einen Strick dreht.‹«
    »Schade, ich hätte jetzt die Warnung vor dem großmäuligen Schwätzer erwartet. Ihr seid heute sehr milde gegen mich, Begine.«
    Almut gab ein kleines Glucksen von sich und senkte demütig die Lider über die lachenden Augen.
    Pater Ivo fuhr mit gefasster Stimme fort: »Ich erfuhr von Eurer Gelehrten, dass Ihr Eure stumme Helferin besuchen wolltet und Euch das Wetter die Rückkehr vermutlich unmöglich gemacht hat. Ihr entsinnt Euch sicher, wir hatten vor, uns nach der Messe zu treffen, um unsere Erkenntnisse auszutauschen.«
    »Ich wollte eben nach Hause eilen, Pater Ivo.«
    »Nun, ich kam Euch zuvor, wie Ihr seht.

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